Hamburg. St. Paulis Niederlage bei Wehen Wiesbaden wird intern unterschiedlich bewertet. Längere Pause für Allagui.

War das Pokal-Aus beim SV Wehen Wiesbaden (2:3 n. V.) nur ein kleiner Ausrutscher und Warnschuss zur rechten Zeit, oder war es doch wieder der Beginn einer sportlich negativen Entwicklung beim FC St. Pauli? Dies ist nach den Erfahrungen des Vorjahres die entscheidende Frage, die sich nach der Enttäuschung vom Freitagabend zwangsläufig stellt.

Vor Jahresfrist war das Team ähnlich ansprechend wie jetzt in die Zweitligasaison gestartet, hatte beim hoch eingeschätzten VfL Bochum (1:0) gewonnen und gegen das ebenfalls als Aufstiegsaspirant gehandelte Team von Dynamo Dresden (2:2) ein gutes Heimspiel gezeigt. Das darauf folgende Pokal-Aus beim SC Paderborn (1:2), damals ebenso Drittligist wie jetzt Wehen Wiesbaden, aber war der Beginn einer Abwärtsspirale, die keine vier Monate später zur Trennung von Trainer Olaf Janßen führte. Direkt nach der Pokalpleite von Paderborn hatte es ein 0:3 bei Darmstadt 98 gegeben.

Positive Aspekte

Jetzt wird die Mannschaft des FC St. Pauli am kommenden Sonntag beim erneut sehr ambitionierten 1. FC Union Berlin gefordert sein, danach kommt Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln ins Millerntorstadion. Angesichts dieser Konstellation war es sogar verständlich, dass die Verantwortlichen des FC St. Pauli nach der ärgerlichen Niederlage in Wiesbaden betont die positiven Aspekte des Spiels herausstrichen.

FC St. Pauli verliert Pokalschlacht:

FC St. Pauli verliert Pokalschlacht bei Wehen Wiesbaden

St. Paulis Torhüter Robin Himmelmann kann dem Ball bei Wehens Führungstor nur hinterher gucken: Die Hamburger verlieren in der ersten Pokalrunde 2:3 nach Verlängerung in Wiesbaden
St. Paulis Torhüter Robin Himmelmann kann dem Ball bei Wehens Führungstor nur hinterher gucken: Die Hamburger verlieren in der ersten Pokalrunde 2:3 nach Verlängerung in Wiesbaden © WITTERS | ThorstenWagner
Torhüter Himmelmann hielt St. Pauli lange im Spiel. Bei den drei Gegentoren war er machtlos
Torhüter Himmelmann hielt St. Pauli lange im Spiel. Bei den drei Gegentoren war er machtlos © Witters
Neuzugang Veerman vergab in der Schlussphase der regulären Spielzeit zwei Riesenchancen zum Sieg. Das sollte sich rächen...
Neuzugang Veerman vergab in der Schlussphase der regulären Spielzeit zwei Riesenchancen zum Sieg. Das sollte sich rächen... © Witters
Chancentod Veerman bei einer seiner beiden hochkarätigen Tormöglichkeiten
Chancentod Veerman bei einer seiner beiden hochkarätigen Tormöglichkeiten © imago/Jan Huebner
Enttäuschte St.-Pauli-Spieler nach dem Pokalaus
Enttäuschte St.-Pauli-Spieler nach dem Pokalaus © WITTERS | ThorstenWagner
Himmelmann war beim Strafstoß von Wehens Schäffler machtlos
Himmelmann war beim Strafstoß von Wehens Schäffler machtlos © WITTERS | ThorstenWagner
Richard Neudecker (l.) traf zum Ausgleich für St. Pauli
Richard Neudecker (l.) traf zum Ausgleich für St. Pauli © dpa | Hasan Bratic
Marvin Knoll und Henk Veerman freuen sich über den Ausgleich. Der Niederländer feierte sein Debüt für St. Pauli
Marvin Knoll und Henk Veerman freuen sich über den Ausgleich. Der Niederländer feierte sein Debüt für St. Pauli © WITTERS | ThorstenWagner
Wehen jubelt über das 1:0, Knoll kann es nicht fassen
Wehen jubelt über das 1:0, Knoll kann es nicht fassen © dpa | Hasan Bratic
In der zweiten Halbzeit war das Bild ein anderes, denn jetzt jubelte Knoll
In der zweiten Halbzeit war das Bild ein anderes, denn jetzt jubelte Knoll © WITTERS | ThorstenWagner
Doch in der Verlängerung rang Wehen Wiesbaden St. Pauli mit zwei Toren nieder
Doch in der Verlängerung rang Wehen Wiesbaden St. Pauli mit zwei Toren nieder © imago/Jan Huebner
St. Paulis Innenverteidiger Christopher Avevor (l.) befindet sich in exzellenter Form
St. Paulis Innenverteidiger Christopher Avevor (l.) befindet sich in exzellenter Form © imago/Jan Huebner
Mats Møller Dæhli hat einen schweren Stand gegen Wehens Marc Wachs
Mats Møller Dæhli hat einen schweren Stand gegen Wehens Marc Wachs © Witters
Umkämpfes Duell zwischen St. Paulis Flum und Wehens Topstürmer Schäffler
Umkämpfes Duell zwischen St. Paulis Flum und Wehens Topstürmer Schäffler © WITTERS | ThorstenWagner
Und noch ein Luftduell: Wiesbadens Marc Wachs (r.) gegen Knoll
Und noch ein Luftduell: Wiesbadens Marc Wachs (r.) gegen Knoll © dpa | Hasan Bratic
Johannes Flum (M.) lässt sich von Wehens Angreifer Simon Brandstetter nicht aufhalten
Johannes Flum (M.) lässt sich von Wehens Angreifer Simon Brandstetter nicht aufhalten © dpa | Hasan Bratic
Sami Allagui versucht es mit dem Kopf, doch der Stürmer stand im Abseits
Sami Allagui versucht es mit dem Kopf, doch der Stürmer stand im Abseits © WITTERS | ThorstenWagner
Allagui machte eine schmerzhafte Bekanntschaftt mit Wehens Keeper Kolke
Allagui machte eine schmerzhafte Bekanntschaftt mit Wehens Keeper Kolke © WITTERS | ThorstenWagner
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Ganz offenbar soll die gute Stimmung nach dem perfekten Start in die Zweite Liga beim Tabellenführer vor den nächsten schweren Aufgaben aufrechterhalten werden. „Wir müssen uns nicht über die Mannschaftsleistung ärgern. Ich kann der Mannschaft in puncto Fleiß, Bereitschaft und Einsatzwillen keinen Vorwurf machen“, sagte St. Paulis Sportchef Uwe Stöver nach der Pokalschlacht. „Wir gehen erhobenen Hauptes aus dem Spiel. Man kann so verlieren, auch wenn es nicht schön war“, sagte Trainer Markus Kauczinski. „Ich empfinde es so, dass es ein gutes Spiel war. Und das ist keine Show. Leidenschaft und Intensität waren da.“

Mangelnde Effektivität

Interessant war, dass derweil einige Spieler das Pokalmatch weit weniger positiv bewerteten. Am weistesten ging in dieser Hinsicht Mittelfeldakteur Johannes Flum, der das Team erneut als Kapitän angeführt hatte. „Das ist natürlich ein Rückschlag. Ich wollte unbedingt in die zweite Pokalrunde. Mich kotzt das echt an. Das ist richtig ärgerlich“, sagte der erfahrene Mittelfeldspieler. Und Außenbahnspieler Richard Neudecker befand: „Das Aus ist extrem bitter. Ich werde sicher zwei, drei Tage hadern.“

Zudem kritisierte der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:1 die mangelnde Effektivität in der Offensive und bezog sich selbst mit ein, weil er in der Verlängerung noch das mögliche 3:3 vergeben hatte. „Vom Herzblut her müssen wir uns nichts vorwerfen, aber bei der Chancenverwertung. Das müssen wir trainieren und müssen konsequent sein. Wir können nicht 25 Ecken haben, und dann passiert nichts“, sagte er. Tatsächlich betrug das Eckenverhältnis 16:4 für St. Pauli, und das erste Tor des Teams entsprang einem Eckball. Dennoch sprach Neudecker die Problematik richtig an, gab sich danach aber auch kämpferisch: „Jetzt wollen wir es umso mehr in der Liga schaffen, dass wir oben bleiben.“

„Im Fußball kann alles passieren“

Die Gefahr, das Pokal-Aus könnte wieder eine negative Entwicklung einleiten, schätzt Trainer Kauczinski gering ein. „Das gibt keinen Knacks. Wir haben nur gesehen, was wir immer gewusst haben: Im Fußball kann alles passieren.“ Auch Uwe Stöver meinte: „Ich glaube nicht, dass uns die Niederlage einen Knacks geben wird. Ob es aber gegen Union Berlin zu einem Sieg oder Unentschieden reichen wird, kann ich nicht sagen.“

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Nahezu ausgeschlossen ist allerdings, dass Stürmer Sami Allagui beim nächsten Spiel in Berlin mitwirken kann. Er erlitt in Wiesbaden kurz vor der Halbzeitpause bei einer harten Aktion von Wiesbadens Torwart Markus Kolke eine schwere Rippenprellung. Er wurde nach dem Spiel in einer Klinik untersucht, konnte diese aber direkt wieder verlassen, im Teamhotel übernachten und am Sonnabend mit der Mannschaft zurückreisen. Wie lange er fehlen wird, hängt von den Schmerzen ab, die gerade im Rippenbereich meist sehr hartnäckig sind. Unter Umständen droht ein längerer Ausfall.

Sehr gute Torchancen

Für Allagui könnte im Spiel bei Union Berlin Neuzugang Henk Veerman zu seinem Startelfdebüt kommen. Nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit deutete der 2,01 Meter große Niederländer sein Potenzial bereits an, es war aber auch zu erkennen, dass er zuvor kaum mit seinen neuen Kollegen trainiert hatte und ihm in manchen Situationen die Bindung fehlte. Zudem vergab er frei im Strafraum zwei sehr gute Torchancen, die er zum Sieg in regulärer Spielzeit hätte nutzen können. „Da war ich nicht gut genug. Es war mein Fehler, dass ich die Chancen nicht genutzt habe“, sagte er selbstkritisch. „Er wird schon seine Tore für uns machen“, prophezeite derweil Mittelfeldspieler Marvin Knoll als Vertreter der Optimismus-Fraktion.