Hamburg. Präsident Oke Göttlich fordert dauerhaft eine Hingabe wie in den zuletzt entscheidenden Heimspielen. Für eine gute Saison.
Als St. Paulis Trainer Markus Kauczinski Ende April in höchster Abstiegsnot vor den Spielen gegen die SpVgg. Greuther Fürth und Arminia Bielefeld die „Heimstärke“ seines Teams als entscheidenden Faktor beschwor, erntete er bei den meisten Zuhörern ein eher ungläubiges Staunen. Bei bis dahin gerade einmal drei Heimsiegen aus 15 Spielen schien die Vorstellung, ausgerechnet im heimischen Millerntor-Stadion die entscheidenden Punkte für den Klassenverbleib sammeln zu können, von einer dramatischen Realitätsferne geprägt zu sein.
Bekanntlich aber kam es genau so. St. Pauli siegte in beiden Spielen und hatte sich damit sogar schon einen Spieltag vor Schluss gerettet – und das mit einer Art Notmannschaft. Wenn jetzt die Verantwortlichen des Millerntor-Clubs auf die kommende Zweitligasaison blicken, gelten die beiden Spiele gegen Fürth und Bielefeld als Vorbild für die Art und Weise, wie in Zukunft St. Paulis Heimspiele im Millerntor-Stadion auszusehen haben. Dabei geht es nicht allein darum, dass am Ende ein Sieg steht. Es ist noch viel mehr die Mentalität gemeint, die auch den Funken von den Spielern zu den Fans sehr schnell überspringen ließ. Genau dies hatte zuvor viel zu oft gefehlt.
Schärfung aller Sinne
„Wenn wir die Leidenschaft, die wir gegen Fürth und Bielefeld gezeigt haben, noch viel häufiger auf den Platz bringen, dann können wir gar keine schlechte Saison spielen“, sagte jetzt auch St. Paulis Präsident Oke Göttlich im Gespräch mit dem Abendblatt.
Die Heimschwäche war in der vergangenen Saison bis zu den besagten Spielen am Ende zwar eklatant, sie ist jedoch auch ein seit Jahren zu beobachtendes Phänomen. Doch wie lässt sich die spezielle Einstellung, die offenbar erst durch die dramatische, existenzbedrohende Situation aktiviert worden ist, für eine ganze Saison konservieren? „Wir müssen nicht einen Abstiegskampf dauersimulieren. Das nutzt sich ab“, sagte Göttlich. „Notwendig aber ist eine Schärfung aller Sinne für die Themen, die auf dem Rasen wichtig sind, damit sie im Publikum verfangen. Das kann man coachen. Damit meine ich nicht unmittelbar den Trainer. Das fängt beim Zeugwart an und hört beim Präsidenten auf. Dann kann man eine Spannung erzeugen. Wenn das gelingt, kommt man in einen Flow“, sagte er weiter und fordert: „Vom ersten Trainingstag an muss es einen deutlichen Führungsanspruch geben. Da sind auch die Spieler gefragt.“
Entsprechende Ansagen dürfte es für sie also schon zum Auftakttraining am 25. Juni geben. Göttlichs Maßgabe lautet: „Das Millerntor-Stadion müssen wir wieder zu einer Heimat werden lassen, zu der die Auswärtsteams nur ungern hinfahren.“ Es ist eben doch mehr als die wenig angsteinflößende, dunkle Bemalung des Kabinenganges.
Offensivspieler Mats Möller Daehli, den St. Pauli bisher vom SC Freiburg ausgeliehen hat und jetzt fest verpflichten möchte, blieb im Testländerspiel seiner norwegischen Nationalmannschaft beim 3:2-Sieg gegen WM-Teilnehmer Island ohne Einsatz. Am kommenden Mittwoch hat Möller Daehli im Test gegen Panama die nächste Chance. St. Paulis Stürmer Aziz Bouhaddouz bestreitet mit seiner marokkanischen Nationalmannschaft am Freitag in Estland einen weiteren Test vor der WM.