Hamburg. Der Kiezclub enttäuschte beim 0:1 gegen Union Berlin. Konkurrent Heidenheim schlägt am Sonntag Tabellenführer Fortuna Düsseldorf 3:1.
Der FC St. Pauli befindet sich in der Zweiten Liga weiter im freien Fall. Am 30. Spieltag unterlag die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski Union Berlin 0:1 (0:0). Vor 29.547 Zuschauern im ausverkauften Millerntorstadion zeigten sich die Hamburger zwar leicht verbessert, die Gäste aus der Hauptstadt hatten aber die besseren Torchancen, trafen je einmal die Latte und den Pfosten, und siegte am Ende nicht unverdient. "Enttäuschung pur bei allen! Und das zurecht. Den Kampf haben wir gezeigt, aber wir schießen kein Tor. Wir müssen einfach mal das 1:0 machen", sagte Mittelfeldspieler Johannes Flum.
Heidenheim überholt St. Pauli durch Sieg gegen Düsseldorf
Zu allem Überfluss spielte auch die Konkurrenz nicht für St. Pauli. Der 1. FC Heidenheim kämpfte Tabellenführer Fortuna Düsseldorf nieder und überholte somit die Hamburger, die sich nun auf Rang 16 wiederfinden. Immerhin verpasste es der Tabellen-17. Darmstadt 98 durch ein 1:1 gegen Eintracht Braunschweig, von hinten Druck auf St. Pauli auszuüben. Das Kauczinski-Team hat vier Zähler Vorsprung auf den Bundesliga-Absteiger, der auf einem direkten Abstiegsplatz steht.
Ansonsten wurden bei den Kiezkickern nach dem neuerlichen Nackenschlag Durchhalteparolen propagiert. Frei nach dem Motto: So schlecht waren wir ja gar nicht. Eine gefährliche Selbsteinschätzung, schließlich wurde auch gegen Berlin deutlich, dass es aktuell einfach nicht reicht, um in der Zweiten Liga zu bestehen. "Die Mannschaft hat gekämpft und Herz gezeigt. Wir wissen, dass wir weiter unsere Leistung bringen müssen. Die Jungs haben heute zusammengehalten und sich dem Druck gestellt. Ich habe heute vieles gesehen, was mir Mut macht", sagte Trainer Kauczinski. Diese Meinung, so scheint es, hat er aktuell ziemlich exklusiv. Bei den Fans schwindet so langsam aber sicher die Geduld. Vor allem die fehlende Entwicklung wird in den sozialen Netzwerken angeprangert.
St. Paulis Trainer Kauczinski setzt auf Fünferkette in der Abwehr
Trainer Kauczinski hatte bereits vor dem Spiel für eine Überraschung gesorgt. St. Pauli setzte gegen Union auf eine Fünferabwehrkette. In der Zentrale spielten Startelf-Rückkehrer Lasse Sobiech, Christopher Avevor und Philipp Ziereis. Auf den Außenbahnen durften erneut Yiyoung Park und Daniel Buballa ran. Zudem bekam Jan-Marc Schneider im Sturm den Vorzug vor dem zuletzt unglücklichen Aziz Bouhaddouz. Die Umstellungen fruchteten zu Beginn. St. Pauli kam gut in die Partie und erarbeitete sich Feldvorteile, doch die erste Großchance hatten die ebenfalls bisher enttäuschenden Berliner.
Nachdem St. Paulis Innenverteidiger Avevor ausrutschte, war Union-Stürmer Steven Skrzybskis auf und davon. Sein Schuss aus 20 Metern klatschte auf regennnassem Boden an den Pfosten (11.). In der Folge bekämpften sich beide Teams, ohne spielerisch zu glänzen.
Buchtmann vergibt kläglich Riesenchance zur Führung
Einen spielerischen Glanzmoment hätte St. Pauli in der 29. Minute beinahe zur Führung genutzt. Nach einem Traumpass von Sami Allagui lief Christopher Buchtmann allein auf den Torhüter zu. Sein Lupfer über Torhüter Daniel Mesenhöler verhungerte aber auf dem Weg zur Torlinie, sodass Unions Toni Leistner noch klären konnte. Die Gastgeber schienen die Partie zunehmend in den Griff zu bekommen, als Schlussmann Robin Himmelmann einen katastrophalen Fehlpass im Aufbau spielte. Ex-Kiezkicker Dennis Daube umdribbelte den 27-Jährigen, doch sein Schuss konnte auf der Linie von Avevor gerettet werden (36.). Es sollte der Abschluss einer umkämpften, aber keinesfalls hochklassigen Halbzeit sein.
Nach dem Seitenwechsel ein unverändertes Bild. Beide Mannschaften schenkten sich in den Zweikämpfen nichts. Die besseren Chancen hatten aber nach wie vor die Gäste. Simon Hedlund prüfte die Qualität des Torgestänges. Unions Torjäger traf in der 50. Minute aus 20 Metern nur die Latte. Und das Team von Trainer André Hofschneider blieb zunächst weiter im Pech. Sechs Minuten nach der Großchance waren die Berliner nur noch zu zehnt. Marvin Friedrich sah von Schiedsrichter Daniel Schlager die Gelb-rote Karte wegen wiederholtem Foulspiel. Eine harte, aber durchaus vertretbare Entscheidung.
St. Pauli fehlten die spielerischen Mittel, um die Überzahl zu nutzen
In der Folge tat sich St. Pauli aber schwer, die numerische Überzahl für sich zu nutzen. Einmal mehr fehlte der Kauczinski-Elf die spielerische Klasse. Torchancen waren gegen gut organisierte Berlin Fehlanzeige. Und so kam es, wie es kommen musste. Eine Unachtsamkeit in der Defensive nutzte Simon Hedlund für den „Lucky Punch“ zugunsten der Berliner. Torhüter Robin Himmelmann sah den Ball sehr spät, sodass er letztlich ohne Abwehrchance blieb.
In der Schlussphase brachte Kauczinski noch die Offensivkräfte Cenk Sahin und Bouhaddouz, doch auch das Duo konnte die bittere Heimniederlage nicht mehr verhindern. Sollte Heidenheim am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf gewinnen, würde St. Pauli auf den Relegationsplatz 16 abstürzen. Das Szenario Dritte Liga rückt immer näher. "Die Situation ist brandgefährlich", bilanzierte Abwehrspieler Lasse Sobiech.