Hamburg. Fast die gesamte Zweite Liga muss um Klassenerhalt bangen. Vorsprung auf Relegationsplatz nur drei Punkte.

Das Eis wird immer dünner. Spätestens seit Montagabend steht fest: Der FC St. Pauli steckt wieder mitten im Abstiegskampf. Weil Erzgebirge Aue das Kellerduell gegen Greu­ther Fürth mit 2:1 gewonnen hat, ist St. Paulis Vorsprung auf den Relegationsplatz auf nur drei Punkte geschmolzen. Obwohl die Hamburger bis vor dem vergangenen Spieltag noch mit einem Auge auf die Aufstiegsränge geschielt haben, kommt die alarmierende Situation nicht überraschend.

„Wir haben immer betont, dass die Liga sehr eng ist“, sagte Sportchef Uwe Stöver am Dienstag. Er habe damit gerechnet, dass die Mannschaften im Tabellenkeller in der Rückrunde überdurchschnittlich gut punkten würden. Natürlich. Schließlich rettete sich St. Pauli in der Vorsaison genauso, als das Team unter Ewald Lienen 34 Punkte in der zweiten Saisonhälfte holte. „Wenn ich einen Blick auf die Tabelle werfe, befinden sich derzeit 14 Teams im Abstiegskampf“, stellt Stöver fest.

Gefährlich nah am Abgrund

Recht hat er. Durch den Sieg von Aue muss fast die gesamte Zweite Liga sieben Spieltage vor Schluss um den Klassenerhalt bangen. Der Abstand zwischen dem Fünften Arminia Bielefeld (38 Punkte) und dem 16. Aue (33 Punkte) beträgt läppische fünf Zähler. So eng war es zu diesem Zeitpunkt seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 noch nie. Der FC St. Pauli reiht sich mit 36 Punkten als Elfter in die Tabelle ein, steht aber gefährlich nah am Abgrund, weil er das zweitschlechteste Torverhältnis aller Clubs hat.

Die Frage drängt sich auf: Warum ist das Fußball-Unterhaus so extrem ausgeglichen? „Mannschaften, die noch nicht so lange in der Liga spielen, haben sich durch gute Arbeit etabliert“, antwortet Stöver. Die Differenz zwischen den Aufsteigern aus der Dritten Liga und den bereits bestehenden Teams sei grundsätzlich kleiner geworden.

Strammes Restprogramm

„Die Vereine haben es trotz beschränkter wirtschaftlicher Mittel geschafft, schnell die Anforderungen der Liga zu adaptieren“, erklärt der Sportdirektor. Ein weiterer Grund für die enge Kon­stellation sind die Bundesligaaufstiege von Hannover 96 und dem VfB Stuttgart in der vergangenen Saison. Sie hatten zur Folge, dass es keinen Verein mehr in der Zweiten Liga gibt, der eigentlich zum etablierten Oberhaus gehört.

Auf St. Pauli wartet im Saisonendspurt ein strammes Restprogramm. In seinen verbleibenden vier Heimspielen empfängt der Club Sandhausen, Berlin, Fürth und Bielefeld. Auswärts müssen die Hamburger nach Aue, Regensburg und Duisburg. Gerade die Abstiegsduelle mit Aue und Fürth können entscheidend für den Klassenerhalt sein. Stöver schätzt alle Gegner gleich schwer ein: „In der jetzigen Phase ist es egal, gegen wen du spielst. Alle Teams sind nahezu auf demselben Niveau.“