Hamburg. In einem Kampfspiel am fast ausverkauften Millerntor teilen sich St. Pauli und der 1. FC Nürnberg die Punkte.

Als auch der letzte Eckball abgewehrt war, stand fest, dass der FC St. Pauli mindestens noch zwei weitere Wochen auf seinen dritten Heimsieg der Saison warten muss. Dennoch war das 0:0 gegen den Tabellenzweiten 1. FC Nürnberg nach zwei zuletzt enttäuschenden Niederlagen ein Fortschritt für die Hamburger, die von zwei engagiert auftretenden Mannschaften den Sieg mehr verdient gehabt hätten.

Die Hanseaten hatten in mancher Szene zwar auch etwas Glück, unter dem Strich aber mehr hochkarätige Chancen zu einem Tor. Sehr positiv: Erstmals seit dem 2:0 in Braunschweig blieb das Team und damit auch Torwart Robin Himmelmann ohne Gegentor.

„Diesmal haben wir wieder gezeigt, was uns ausmacht“, sagte Abwehrchef Lasse Sobiech. „Wir haben hinten kompakt gestanden und gegen eine Spitzenmannschaft kaum eine Torchance zugelassen. Das war in Ordnung.“ Sportchef Uwe Stöver trauerte allerdings den verpassten Möglichkeiten nach: „Leider ist der Ball nicht reingekugelt. Wir hatten drei hochkarätige Chancen, da muss dann mal auch eine reingehen.“

Allagui wollte es gleich zu Beginn wissen

St. Paulis Trainer Kauczinski musste wie erwartet auf Luca Zander verzichten, der im Training am Sonnabend eine Nackenprellung erlitten hatte. Auf der Position des rechten Außenverteidigers ersetzte ihn der Südkoreaner Yiyoung Park. Im Mittelfeld verzichtete Kauczinski etwas überraschend auf Johannes Flum, dafür rückte Richard Neudecker in die Startelf.

Ebenfalls neu in der Anfangsformation im Vergleich zum jüngsten Spiel in Heidenheim (1:3) war Sami Allagui als Ersatz für den verletzten Cenk Sahin. Erstmals nach seiner Leistenoperation im Dezember war der Norweger Mats Möller Daehli wieder im Kader, nahm aber zunächst auf der Bank Platz.

Den ersten Akzent setzte der wieder ins Team gekommene Allagui mit dem ersten Torschuss nach 15 Sekunden. Nürnbergs Torwart Fabian Bredlow konnte den Ball aber sicher fangen. Auffällig war, dass St. Pauli den Nürnbergern viel Ballbesitz ließ, sich aber gut gestaffelt vor dem eigenen Strafraum positionierte, so auf Ballgewinne lauerte, nach denen schnelle Gegenangriffe eingeleitet wurden.

Auch St. Paulis zweiter Torschuss kam von Allagui (9.), nach starker Vorarbeit von Waldemar Sobota. Von der Strafraumgrenze aus aber flog sein Ball übers Tor. Es war eine vielversprechende Möglichkeit. Gleiches galt für den Freistoß aus 24 Metern, den St. Paulis Stürmer Aziz Bouhaddouz nur knapp neben das Nürnberger Tor zirkelte (17.).

Nürnbergs Leibold verhindert St.-Pauli-Führung

Welche Qualität der ballsichere Aufstiegsaspirant aus Franken besitzt, wurde knapp drei Minuten später deutlich, als Enrico Valentini Torjäger Mikael Ishak bediente. Dessen Kopfball sprang an den Innenpfosten und von dort ins Feld zurück, beim Nachschuss scheiterte Ishak an Robin Himmelmann. Bei dieser Aktion verletzte sich der Schwede und musste sich auswechseln lassen.

In der Zwischenzeit aber bot sich für Allagui eine weitere große Torchance. Nach einem gefährlichen Freistoß von Neudecker scheiterte der Offensivspieler aus kurzer Distanz an Torwart Bredlow (25.).

Kurz vor Schluss der unterhaltsamen ersten Halbzeit hatten die St.-Pauli-Fans den Torschrei auf den Lippen, als Sobota einen Eckball von Bernd Nehrig gefährlich verlängerte. Auf der Torlinie aber rettete Tim Leibold, bewahrte sein Nürnberger Team vor dem Rückstand.

Den St. Paulianern war in ihren Aktionen anzumerken, dass sie sich vorgenommen hatten, sich für den enttäuschenden Auftritt in Heidenheim zu rehabilitieren. Es war viel Entschlos-senheit und Biss sowie der Wille zu erkennen, eigene Fehler umgehend wieder zu korrigieren. Wieder einmal aber mangelte es an der Qualität, die sich bietenden Chancen konsequent zu nutzen.

Bouhaddouz scheitert an der Latte

Pech kam auch noch hinzu, als Bouhaddouz’ Freistoß aus 20 Metern an die Latte des Nürnberger Tors prallte (48.). Dies war der Auftakt zu einer ebenfalls interessanten zweiten Halbzeit, in der beide Teams noch entschlossener versuchten, das Führungstor zu erzielen.

Bei Allaguis Flachschuss (53.) nach einem schönen Solo etwa musste sich Bredlow strecken, um den Ball zur Ecke zu lenken. Und auch Bouhaddouz fand in Bredlow noch einmal seinen Meister, als er den Ball aus der Luft nahm und scheiterte. Es war die bis dahin klarste Chance der St. Paulianer, die noch einige Kontermöglichkeiten besaßen, diese aber schlecht zu Ende spielten.

Auch wenn es am Ende nicht zum Sieg reichte, zeigte St. Pauli gegen ein Topteam der Liga eine ansprechende Leistung. Die Fans, die ein feines Gespür für die Leistung ihres Teams vor allem in kämpferischer Hinsicht haben, bedankten sich mit Beifall und Anfeuerungsrufen.

Die Statistik

St. Pauli: Himmelmann - Park, Lasse Sobiech, Avevor, Buballa - Neudecker (82. Kalla), Nehrig - Dudziak, Sobota - Bouhaddouz (90.+1 Flum), Allagui (70. Diamantakos). - Trainer: Kauczinski

Nürnberg: Bredlow - Mühl, Ewerton, Löwen (76. Stefaniak) - Valentini, Erras, Leibold - Behrens, Möhwald - Ishak (26. Tobias Werner), Palacios (89. Petrak). - Trainer: Köllner

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Tore: Fehlanzeige

Zuschauer: 29.313

Gelbe Karten: Nehrig (3) - Tobias Werner (2), Ewerton (3), Valentini (4)

Torschüsse: 16:10

Ecken: 5:7

Ballbesitz: 36:64 %