Hamburg. Trainer Kauczinski startet heute mit dem Team ins Trainingslager in Spanien. Zwischenzeugnis für die bisher eingesetzten Spieler.
Nach dem Laktattest am Dienstag werden die Fußballprofis des FC St. Pauli an diesem Mittwochnachmittag ihre erste reguläre Trainingseinheit des neuen Jahres absolvieren – bei Sonnenschein und gut 20 Grad. Dies jedenfalls prognostiziert der Wetterbericht für die Region um Málaga. Dort, genau gesagt in Alhaurin el Grande, absolviert das Team von Trainer Markus Kauczinski bis zum 12. Januar sein Wintertrainingslager.
In dessen Rahmen wird St. Pauli nicht nur an diesem Freitag (15 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg, sondern am 11. Januar (16 Uhr) auch gegen den chinesischen Erstliga-Dritten Tianjin Quanjian ein Testspiel bestreiten. „Es war mir wichtig, dass wir starke Gegner haben“, sagte Kauczinski.
In allen Mannschaftsteilen, so der Trainer weiter, habe er noch Potenzial nach oben ausgemacht. Das macht Hoffnung auf eine bessere Rückrunde, die mit dem 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum ja schon vielversprechend begonnen hatte. Diese Einschätzung impliziert aber auch, dass etliche Spieler in der Hinrunde längst nicht die Leistung an den Tag gelegt haben, die von ihnen zu erwarten war. Das Abendblatt zeigt im Detail auf, welche St.-Pauli-Profis sich jetzt steigern müssen und welche ihre bisher gezeigte Leistung konservieren müssen, damit es eine für das Team erfolgreiche Rückrunde wird.
Robin Himmelmann: (18 Spiele, 5 ohne Gegentor): Auf der Linie ist der Schlussmann in der Zweiten Liga nach wie vor top, seine ausbaufähige Strafraumbeherrschung und bisweilen fehlende Präsenz könnten ihn in der Winterpause sogar den Stammplatz kosten, da Konkurrent Philipp Heerwagen eine größere Ausstrahlung an den Tag legt. Eine schwierige Entscheidung für Trainer Kauczinski.
Clemens Schoppenhauer (1 Spiel, 0 Tore): Der Neuzugang aus Würzburg erlebte bisher sein Waterloo in Hamburg. Nur ein Kurzeinsatz, wegen fehlenden Trainingseinsatzes von Ex-Trainer Janßen zeitweise aus dem Kader gestrichen – für einen fußballerisch limitierten Spieler, der über das Kämpferische kommt, war es ein bitteres Halbjahr. Unter dem neuen Trainer hat er nun die Chance zum Neuanfang.
Lasse Sobiech (15/3): Die Konstanz in Person. Der 26-Jährige ist das Mentalitätsmonster bei St. Pauli. Gute Körpersprache, konsequent im Zweikampf, mit geringer Fehlerquote und zuletzt sogar wieder torgefährlich. Wenn er diese Qualität konserviert, bleibt er ein Topmann der gesamten Liga. Will man das Haar in der Suppe suchen, findet man es im Aufbauspiel und bei der verbalen Organisation seiner Nebenleute.
Christopher Avevor (17/0): Der Innenverteidiger fand den Weg vom Abstellgleis in die Startelf und konnte zur Mitte der Hinserie durchaus überzeugen. Zuletzt schlichen sich aber zu viele Stockfehler ein. Er wird durch die Rückkehr von Philipp Ziereis jetzt mit größerer interner Konkurrenz rechnen müssen.
Marc Hornschuh (6/0): Der Pechvogel der Hinrunde. Der Innenverteidiger sollte mit Sobiech das Bollwerk im Abwehrzentrum bilden, doch eine mysteriöse Rückenverletzung setzte ihn außer Gefecht. Rückkehr ungewiss. Er absolviert derzeit seine Reha in den USA.
Daniel Buballa (16/0): Bisher fast alles beim Alten beim Dauerläufer. Gute Spiele mit tollen Flankenläufen wechselten sich mit Partien voller Stock- und Stellungsfehler ab. Der Musterprofi muss gezielter an seiner Konstanz arbeiten.
Luca Zander (14/0): Die Leihgabe von Werder Bremen ist hochveranlagt, das Offensivspiel ein belebendes Element. Doch der Rechtsverteidiger stellte sich defensiv häufig noch zu naiv an. Mit zunehmender Erfahrung aber hat der Youngster alle Chancen, sich zu stabilisieren.
Yi-Young Park (1/0): Der Südkoreaner kam im letzten Spiel vor der Winterpause zum ersten Einsatz und besiegte im Laufe des Spiels seine Nervosität.
Jeremy Dudziak (12/1): Aus dem Defensivallrounder wird man immer noch nicht richtig schlau. Fußballerisch gehört der ehemalige Dortmunder zu den Stärksten, häufig agiert er aber phlegmatisch und zögerlich. Stellt er dies ab, hat er die Möglichkeit, ein Topmann zu sein.
Jan-Philipp Kalla (6/0): Man weiß, was man vom Urgestein bekommt. Viel Herz, viel Leidenschaft und überschaubare fußballerische Elemente. Unter Olaf Janßen hatte der „Fußballgott“, wie ihn die Fans feiern, einen schweren Stand, unter Kauczinski kann er sich nun neu beweisen.
Bernd Nehrig (16/0): Die Maschine im Mittelfeld stotterte für seine Verhältnisse zu häufig. An Einsatz und Mentalität mangelte es dem Kapitän nie. Aber auch der Routinier tat sich nach starkem Beginn schwer, das Mittelfeldzentrum dicht zu machen. Er sollte zur Form des Saisonanfangs zurückfinden.
Christopher Buchtmann (12/4): Der Stratege legte einen herausragenden Start hin. Das Hirn im Mittelfeld entdeckte seine Abschlussstärke, ehe es Verletzungen zurückwarfen. Sein Fehlen tut dem Kiezclub richtig weh – auf unabsehbare Dauer.
Richard Neudecker (4/0): Der Mittelfeldmann deutete an, wie viel Qualität er mitbringt. Allerdings führt der Bayer einen Zweikampf gegen die eigene Gesundheit. Bleibt er gesund, kann er St. Pauli spielerische Elemente verleihen.
Johannes Flum (16/2): Der ehemalige Bundesligaprofi pendelte über weite Strecken zwischen Bank und Spielfeld. Für einen Spieler mit seiner Erfahrung und Qualität muss er künftig noch mehr Einfluss auf die Partie nehmen.
Mats Möller Daehli (12/0): Der Norweger war körperlich in keinem guten Zustand, immer wieder plagten ihn Wehwehchen. Wenn er spielte, sah es zwar ganz nett aus, allerdings ließ der Nationalspieler die Effizienz vermissen. Nach seiner Leistenoperation sollte er gezielt am Torabschluss arbeiten.
Cenk Sahin (12/2): St. Pauli hat viel Geld in den Flügelflitzer investiert, bisher konnte der Türke das Vertrauen nur bedingt zurückzahlen. Er ist unberechenbar für Gegner, Trainer und Mitspieler. Die jetzt stärkere Ausrichtung auf eine Kontertaktik sollte ihm entgegenkommen, was er bei der Vorbereitung des zweiten Tors gegen Bochum bewiesen hat.
Waldemar Sobota (17/2): Wenn der Offensivspieler wirklich noch von der WM-Teilnahme mit Polen träumt, sollte er schnell aufwachen. In der Hinrunde war der fußballerisch gute Dribbelkünstler zu oft nur ein Mitläufer. So wird es schwer, im kommenden Sommer einen neuen Vertrag zu bekommen.
Maurice Litka (10/0): Viele Experten stellten sich die Frage, ob der Youngster Zweitligafußball kann. Eine Antwort lieferte er bisher nicht. Immer wenn man das Gefühl hatte, der Techniker habe einen Entwicklungsschritt vollzogen, kam der Rückschritt. Er wird sich seine Einsatzchancen bei Kauczinski erkämpfen müssen und sie dann auch nutzen.
Kyoung-rok Choi (2/0): Ein Jammer, dass der talentierte Südkoreaner seit gut zwei Jahren in seiner Entwicklung stagniert. Vielleicht täte ihm eine Luftveränderung gut, vielleicht aber kann ihn jetzt auch der neue Trainer wieder aufblühen lassen.
Aziz Bouhaddouz (12/0): Der Toptorjäger der Vorsaison ist die große Enttäuschung der bisherigen Spielzeit. Keine Tore, schlechte Körpersprache auf dem Platz, Probleme mit der Disziplin. Dazu war er St. Paulis erster Rotsünder seit vier Jahren. Er wird sich deutlich steigern müssen, wenn er seinen Stammplatz behalten und mit Marokko an der WM teilnehmen will. Zuzutrauen ist es ihm.
Sami Allagui (17/2): Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim Königstransfer weit auseinander. Der Tunesier wirkt so, als wäre er noch nicht bei St. Pauli und in der Zweiten Liga angekommen. Gerade im Abstiegskampf ist mehr gefragt als Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Womöglich kann ihn Trainer Kauczinski auf Kurs bringen.
Jan-Marc Schneider (8/2): Der Regionalliga-Torjäger spielt immer mit viel Herz, doch Technik und Spielverständnis fehlen ihm noch zu einem gesetzten Zweitligaprofi. Immerhin hat er die beste Torquote aller Offensivspieler St. Paulis.