Bielefeld. Nach dem 0:5 bei Arminia Bielefeld hat für den Hamburger Zweitligisten der Abstiegskampf endgültig begonnen.

Die sportliche Krise des FC St. Pauli nimmt dramatische Formen an. Beim 0:5 in Bielefeld brach das Team nach zunächst guten Ansätzen im ersten Abschnitt in der zweiten Halbzeit auseinander und verlor auch in dieser Höhe verdient. Nach dem 0:4 in Fürth am vergangenen Sonntag war es das zweite Debakel der Mannschaft, die nun seit sieben Spielen ohne Sieg ist und sich im freien Fall in Richtung Abstiegsplätze befindet.

Trainer Olaf Janßen hatte Änderungen in der Startelf und im Spielsystem gegenüber der Pleite in Fürth bereits zwei Tage vor dem Spiel angedeutet. Überraschend war dann doch die Konsequenz, im Angriff auf Sami Allagui und auf Aziz Bouhaddouz in der Startelf zu verzichten. Stattdessen bildete Jan-Marc Schneider die alleinige Spitze, der in Fürth unmittelbar nach dem Tor zum 0:3 eingewechselt worden war.

Der Verzicht auf das Sturmduo Allagui und Bouhaddouz war eine mutige, aber aus Leistungsgründen nachvollziehbare Entscheidung von Janßen, der in Fürth Allagui bereits in der Halbzeitpause aus dem Team genommen hatte. Neben Schneider rückten der Norweger Mats Möller Daehli, Waldemar Sobota und Johannes Flum neu in die Startelf. Dagegen fehlten der gelb-rot-gesperrte Bernd Nehrig und zunächst Maurice Litka, der zurück auf die Bank musste.

St. Pauli wollte eigentlich Reaktion zeigen

Janßen hatte in Fürth versprochen, dass sein Team in Bielefeld ein anderes Gesicht zeigen werde. Tatsächlich spielte die Elf von Beginn an zielstrebiger und schneller nach vorn als bei der pomadigen Vorstellung fünf Tage zuvor. Und so hatten schon in den ersten sieben Minuten Möller Daehli, Sobota und Schneider erste Gelegenheiten zum Führungstor.

Einzelkritik: Team fällt auseinander

Die Bielefelder wirkten von St. Paulis Auftritt überrascht, kamen aber dann besser ins Spiel und dank ihres besten Torschützen Andreas Voglsammer (19. Minute) per Flachschuss, den Torwart Robin Himmelmann hielt, und Leandro Putaro (22.), dessen Kopfball knapp das Tor verfehlte, zu ihren ersten Chancen. Doch anders als in Fürth bauten die St. Paulianer ihren Gegner nicht durch Nachlässigkeiten auf, sondern setzten mit guten Pässen in die Spitze immer wieder Nadelstiche. Bei einem dieser Anspiele von Cenk Sahin kam Schneider in aussichtsreicher im Strafraum zu Fall (29.), Schiedsrichter Robert Kempter ließ weiterspielen – eine vertretbare Entscheidung.

St. Paulis Abseitstor aberkannt

Als die Hamburger das Spiel im Griff zu haben schienen, erlaubten sie den Bielefeldern unerwartet deren Führungstreffer. Putaro wurde an der Strafraumgrenze nicht eng genug markiert, als er den Ball von Konstantin Kerschbaumer zugespitzelt bekam. Aus der Drehung erzielte der 20-Jährige mit einem fulminanten Linksschuss das 1:0 (39.) für die Arminen.

Unmittelbar vor der Pause jubelten auch die St. Paulianer. Nach einem abgewehrten Freistoß schoss Christopher Buchtmann den Ball aufs Tor, Bielefeld Keeper Stefan Ortega ließ diesen nach vorn zum aufgerückten Christopher Avevor prallen, der den Ball ins Netz drosch. Mitten im Torjubel der St. Paulianer hatte Linienrichter Nicolas Winter die Eingebung, dass Avevor im Abseits gestanden habe, und hob die Fahne. Schiedsrichter Kempter erkannte das Tor nicht an. Es war eine korrekte Entscheidung, doch die Verzögerung war völlig unnötig und irritierend.

St. Pauli zerfällt in Einzelteile

Drei Minuten nach der Pause hätte Schneider dem Spiel noch eine Wende geben können. Doch sein Kopfball nach guter Flanke von Johannes Flum war zu hoch angesetzt. Dann nahm das Unheil seinen Lauf. Bielefelds Verteidiger Florian Dick nahm die Einladung, frei am Strafraum stehen zu dürfen, dankend an und schoss den Ball zum 2:0 (53.) in den Winkel. Florian Hartherz schloss einen Konter zum 3:0 (62.) ab, wobei Daniel Buballa den Ball beim Rettungsversuch noch ins eigene Tor abfälschte.

Dem 4:0 (77.) ging St. Paulis beste Torchance voraus, doch Bielefelds Torwart Ortega konnte den Kopfball von Lasse Sobiech noch mit einer Hand abwehren. Den daraus entstehenden Konter verwertete Kerschbaumer zum nächsten Tor.

St. Paulis Defensive war nun völlig von der Rolle. Bei einer Flanke von rechts von Dick stand Mittelstürmer Klos in der Strafraummitte frei und köpfte den Ball, der den Innenpfosten berührte, zum 5:0 (84.) ins Tor. Es war erschütternd zu sehen, wie sich das St.-Pauli-Team, das zunächst gute Ansätze gezeigt hatte, sich auseinandernehmen ließ und eine desolate zweite Halbzeit an den Tag legte.

Die Statistik

Bielefeld: Ortega - Dick, Börner, Salger, Hartherz - Prietl, Schütz (83. Massimo) - Putaro (68. Weihrauch), Kerschbaumer (81. Hemlein) - Klos, Voglsammer. - Trainer: Saibene

St. Pauli: Himmelmann - Zander, Lasse Sobiech, Avevor, Buballa - Flum, Buchtmann - Sobota (59. Bouhaddouz), Sahin (78. Litka) - Schneider, Möller Daehli. - Trainer: Janßen

Schiedsrichter: Robert Kempter (Stockach)

Tore: 1:0 Putaro (38.), 2:0 Dick (53.), 3:0 Hartherz (62.), 4:0 Kerschbaumer (77.), 5:0 Klos (85.)

Zuschauer: 22.826

Gelbe Karten: Börner (6) - Zander (3)

Torschüsse: 15:11

Ecken: 4:1

Ballbesitz: 40:60 %