Hamburg. Club macht 890.000 Euro Gewinn und will selbst Sponsoren suchen. Die Mitgliederversammlung hielt weitere Nachrichten bereit.
Das Motto des Abends stand in großen Lettern auf der Bande des Podiums: „Nichts wird von alleine gut.“ Die Mitgliederversammlung des FC St. Pauli in der Messehalle A3 war denn auch geprägt von der Aufbruchstimmung, den Verein in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln.
Ein besonders wichtiger Baustein wird dabei die Trennung vom derzeitigen Vermarkter U! Sports sein. Mitte 2019 läuft der Vertrag aus, danach will der Kiezclub eigenständig Sponsoren anwerben und betreuen. Dies kündigte St. Paulis Präsident Oke Göttlich im Rahmen seines Berichts an. „Diese Entscheidung folgt unserer Philosophie der Unabhängigkeit, Stabilisierung und Zukunftssicherung“, sagte er. Dies sei allerdings nicht als Entscheidung gegen U! Sports zu verstehen. „Vom heutigen Tag an werden wir Gespräche über eine modifizierte Partnerschaft führen“, sagte Göttlich weiter.
Grundsätzlich gebe es für den FC St. Pauli auch künftig keine Alternative zum bisherigen Kurs des soliden Wirtschaftens, gerade weil St. Pauli ein mitgliedergeführter Verein sei und auch bleiben solle. „Ein Roulettespiel wird es nicht geben“, sagte Göttlich.
Wie erwartet wird der Kiezclub die Mitte kommenden Jahres anstehende Rückzahlung der vor sechs Jahren aufgelegten Fan-Anleihe in Höhe von acht Millionen Euro nicht mit einer neuen Anleihe finanzieren. Stattdessen werden „dem Verein nahestehende Investoren“ entsprechende Darlehen geben, wie es im Jahresbericht heißt.
Überschuss geringer als im Vorjahr
Vor dem Ausblick auf die kommenden Jahre ging es bei der Versammlung aber um die Aufarbeitung des abgelaufenen Geschäftsjahres 2016/17. Ein besonders wichtiger Aspekt war dabei das wirtschaftliche Ergebnis. Am Ende stand in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung des Gesamtkonzerns ein Jahresüberschuss von 890.000 Euro nach Steuern. Dies waren 420.000 Euro weniger als im Jahr zuvor. Damit hat der FC St. Pauli jetzt aber bereits im sechsten Jahr in Folge einen Gewinn ausweisen können. Vor Steuern lag der Konzernüberschuss diesmal sogar bei 1,91 Millionen Euro.
Die Gesamterträge des Konzerns, also des Vereins und seiner verschiedenen Tochterfirmen, konnten gegenüber dem Vorjahr um bemerkenswerte 6,68 Millionen Euro auf nunmehr 47,35 Millionen Euro gesteigert werden. Allein auf den Bereich Handel und Merchandising entfielen davon 8,71 Millionen Euro, was eine Steigerung von rund vier Millionen Euro bedeutete. Hier machte sich bereits nachhaltig bemerkbar, dass der Club vor rund zwei Jahren die Merchandisingrechte zurückgekauft hat und die diversen Fanartikel in Eigenregie verkauft. Dieser Bereich ist praktisch das Vorbild für das künftig eigenständige Marketing.
Doch nicht nur die Einnahmen, auch die Ausgaben stiegen im abgelaufenen Geschäftsjahr. So wurde nicht zuletzt die Zweitligamannschaft inklusive des Funktionsteams in der vergangenen Saison deutlich – genau um 1,81 Millionen Euro – im Vergleich zur Vorsaison teurer. Dies lag nicht zuletzt daran, dass in der Winterpause drei neue Spieler (Möller Daehli, Thy, Flum) verpflichtet wurden, um den damals akut drohenden Abstieg zu verhindern. Bereits zuvor war Olaf Janßen als zusätzlicher Co-Trainer verpflichtet worden. Inzwischen ist Janßen bekanntlich Cheftrainer des Teams. Insgesamt kostete das Profiteam in der vergangenen Spielzeit 11,16 Millionen Euro.
Vereinsführung rechnet mit Ende von Gewinn-Serie
Bemerkenswert ist, dass St. Paulis Vereinsführung derzeit mit einem Ende der Serie von Jahren mit Gewinn rechnet. Für das aktuelle Geschäftsjahr wird aufgrund erhöhter Kosten bei einem Umsatz von 46,04 Millionen Euro ein Verlust von 960.000 Euro einkalkuliert. Angesichts von rund 3,5 Millionen Euro Gewinn in den vergangenen sechs Jahren sei diese negative Aussicht, die auch auf punktuellen Ausgaben beruht, aber zu relativieren.
Vor der Neuwahl des Präsidiums verabschiedete Göttlich kurz nach 21 Uhr die seit Beginn der Versammlung anwesende Profimannschaft und gab ihr mit auf den Weg, am Sonntag drei Punkte aus Fürth mitzubringen.
Bei der Wahl für die kommenden vier Jahre erhielt Präsident Oke Göttlich bei 550 abgegebenen Stimmen 540 Ja-Stimmen. Das entspricht einer Zustimmung von 98,2 Prozent. Das beste Ergebnis bei der Wahl der Vize-Präsidenten erhielt Christiane Hollander mit 492 Ja-Stimmen. Es folgten Jochen Winand (489), Joachim Pawlik (470) und Carsten Höltkemeyer (423).