Hamburg. St. Paulis Stürmer Aziz Bouhaddouz will sich in seinem Verein mit Toren für einen Platz in Marokkos WM-Kader empfehlen.

Es wurde viel gelacht am Dienstagmittag beim Training des FC St. Pauli. Aufgeteilt in zwei Teams absolvierten die Zweitligaprofis einige amüsante, aber durchaus anstrengende Wettbewerbe auf dem Rasen, beispielsweise Jagen und Ticken oder Hechtkopfbälle mit Anlauf auf ein kleines Tor. Mittendrin war auch Aziz Bouhaddouz, der nach seinem Kurztrip zur Elfenbeinküste und nach Marokko seit Montagabend zurück in Hamburg ist.

Die Euphorie über die erfolgreiche Qualifikation seiner marokkanischen Nationalmannschaft für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Russland ist ihm anzumerken. Auch wenn er wegen seiner gerade erst auskurierten Wadenverletzung nur als Zuschauer beim entscheidenden 2:0-Sieg Marokkos in Abidjan gegen die Ivorer zugegen war, so rechnet er sich doch gute Chancen aus, im Juni zu jenen 23 Spielern zu gehören, die von Nationaltrainer Hervé Renard das WM-Ticket erhalten werden.

„Nominierung wird aber kein Selbstläufer“

„Die Konkurrenz im Sturm ist nicht so sehr groß. Ein Kindheitstraum ginge in Erfüllung“, sagt der Angreifer, der erst im August 2016 sein Debüt im Nationalteam gegeben hatte, seither aber immer im Kader stand, wenn er gesund war. Im Grunde gilt nur noch Khalid Boutaib vom türkischen Erstligisten Malatyaspor als feste Größe im Angriff der Nordafrikaner.

„Die Nominierung wird aber kein Selbstläufer. Wir sind ein Kreis von rund 30 Spielern. Ich denke, dass der Nationaltrainer jetzt noch genauer hinschauen wird, was seine Spieler in ihren Clubs machen. Für mich wird das WM-Ticket nur über den FC St. Pauli führen. Es ist ein zusätzlicher Motivationsschub“, sagt Bouhaddouz. Es steht außer Frage, dass er wieder an seine Form der vergangenen Saison anknüpfen muss, um einen Platz im WM-Kader zu erhalten.

Mehrmals mit Blessuren zu kämpfen

Mit 15 Toren hatte er sich in der Spielzeit 2016/17 profiliert, in der laufenden Serie ist der 30-Jährige noch ohne Torerfolg und hatte mehrmals mit Blessuren zu kämpfen. Das jüngste Testspiel am vergangenen Freitagabend gegen Odense BK (3:1) könnte einen Wendepunkt markieren. Dort erzielte er in der ersten Halbzeit zwei Tore, ehe er zum Flughafen eilte, um über Dubai nach Abidjan zu fliegen. Am Sonntag (13.30 Uhr) im Zweitliga-Heimspiel gegen Aufsteiger Jahn Regensburg gilt es nun nachzulegen – für ihn selbst und den FC St. Pauli.

An gemischte Gefühle erinnert sich Bouhaddouz, wenn er an die bisher letzte WM-Teilnahme Marokkos denkt. „Das war 1998, ich war gerade elf Jahre alt; und mein Vater war sehr krank. Fünf Monate später starb er an Krebs“, erzählt er offen. Daher habe er von der Euphorie in seinem Land damals nur am Rande etwas mitbekommen. Umso mehr saugte er nun die Stimmung seiner Landsleute auf, die das Nationalteam in Rabat und Casablanca zu Zigtausenden empfingen.

„Manchmal muss ich mich kneifen, ob das alles wahr ist“, sagt Bouhaddouz. Sein Traum, einmal Marokkos König Mohammed VI. zu treffen, hat sich indes noch nicht erfüllt.