Hamburg. St. Paulis Trainer Olaf Janßen lobt die Einstellung und die Ausstrahlung seines „Jokers“ Jan-Marc Schneider.
Die Nacht war kurz für den umjubelten Tordebütanten des FC St. Pauli. Das hatte aber gar nicht so viel mit seinem persönlichen Erfolgserlebnis zu tun, mit dem Treffer zum 1:1 beim SV Sandhausen sein Team vor einer Niederlage bewahrt zu haben. „Nach so einem späten Spiel dauert es immer etwas länger, bis ich einschlafen kann“, erzählte Jan-Marc Schneider am Dienstag nach dem Regenerationstraining. Natürlich hatte er sich noch einmal sein Tor angeschaut und gesehen, wie er im typischen Stil eines Stürmers den Ball angenommen und nach einer Körperdrehung ins Netz bugsiert hatte. Zudem musste der 23-Jährige ja auch noch all die Gratulationen der Kumpels aus der Hamburger Amateurfußballszene auf seinem Smartphone lesen.
Seinen sechsten Einsatz im Profifußball hatte Schneider im Auswärtsspiel in Sandhausen auch dem Pech zu verdanken, dass Kapitän Bernd Nehrig nach knapp einer Stunde verletzt ausgewechselt wurde. Trainer Olaf Janßen hatte sich entschieden, für den defensiven Mittelfeldspieler den Stürmer Schneider einzuwechseln. „Als Trainer sendet man mit jedem Wechsel ein Signal an seine Spieler“, sagte Janßen. In diesem Fall war die Botschaft, mit Mut einen Auswärtssieg anzustreben. Der wäre verdient gewesen, hätte das Team seine spielerische Überlegenheit in ein Führungstor umgemünzt. So mussten am Ende, da Sandhausen das 1:0 (80. Minute) erzielt hatte, alle St. Paulianer heilfroh über Schneiders 1:1 sein.
Tempo und Power
„Jan-Marc kann mit seinem Tempo und seiner Power sehr gut auf der Zehn spielen. Die Gegner konnten mit ihm wenig anfangen. Sie kannten ihn ja auch nicht“, sagte Janßen. Tatsächlich schienen die Sandhäuser beeindruckt von Schneiders Laufvermögen und dessen Willen, den Gegner unablässig beim Aufbauspiel zu stören. „Der Junge hat ein riesengroßes Herz mit seinem Laufverhalten. So nimmt er auch seine Mitspieler mit“, sagte Janßen über die positive Ausstrahlung Schneiders. „Wenn ich eingewechselt werde, erwartet auch jeder, dass ich da vorn richtig Alarm mache“, sagt er selbst dazu. „Die harte Arbeit hat sich diesmal ausgezahlt.“
Damit meinte der in Schenefeld beheimatete Schneider das gezielte Aufbautraining. „Er war vor einem Jahr körperlich in keiner zweitligatauglichen Verfassung. Er ist zweimal rauf- und runtergelaufen und brauchte dann zehn Minuten, um sich zu erholen. Daran hat er viel gearbeitet und im Sommer Extraschichten geschoben. Jetzt sieht man, wozu er fähig ist“, sagte Trainer Janßen.
Schneiders Weg in den Profifußball ist keinesfalls geradlinig verlaufen. Bis inklusive der B-Jugend hatte er beim HSV gespielt, ehe er mit 17 Jahren den Umweg über den Amateurfußball nahm, der ihn über Blankenese, Norderstedt und Halstenbek-Rellingen im Sommer 2015 ins U-23-Team des FC St. Pauli führte. „Da habe ich mir dann fest vorgenommen, das große Ziel Profifußball noch einmal richtig anzustreben“, erzählt Schneider. Zu Beginn dieser Saison erhielt er dann auch erstmals einen Profivertrag. Sein erstes Zweitligator war nun ein weiterer, logischer Schritt – aber sicher nicht der letzte.
FC St. Pauli in Sandhausen:
FC St. Pauli in Sandhausen: Den Punkt gerettet