Hamburg. St. Paulis Abwehrchef berichtet über die Konsequenzen aus seiner Kopfverletzung. Sein Vertrag läuft im Sommer aus.

Wenn Lasse Sobiech am kommenden Montag (20.30 Uhr) mit seinem Team des FC St. Pauli beim SV Sandhausen antritt, wird der Abwehrchef ein kleines Jubiläum feiern. Der stellvertretende Mannschaftskapitän wird sein 100. Ligaspiel für den Kiezclub seit seiner Rückkehr ans Millerntor im Sommer 2014 bestreiten. Für den 26-Jährigen ist dies allerdings nur eine Nebensache, im Vordergrund steht vielmehr, gegen das punktgleiche Team (je 17) aus der Rhein-Neckar-Region zu punkten und die überaus positive Auswärtsbilanz (zwölf Punkte aus fünf Spielen) zu untermauern. „Wir werden kompromisslos spielen müssen, um gegen die körperlich sehr robuste Mannschaft Sandhausens zu bestehen“, sagt Sobiech.

Für einen Innenverteidiger wie den 1,96 Meter großen Sobiech ist es grundsätzlich eine Selbstverständlichkeit, mit Körpereinsatz zu Werke zu gehen und keinen Zweikampf zu scheuen. Doch bei Sobiech liegt der Fall seit Mitte August ein bisschen anders. Im DFB-Pokalspiel beim SC Paderborn war er mit einer Kopfverletzung ausgeschieden. Dabei war die stark blutende Platzwunde weniger dramatisch als die Gehirnerschütterung, die ihm durch den übermotivierten Einsatz von Gegenspieler Dennis Srbeny zugefügt worden war. Erst gut einen Monat später durfte Sobiech sein Comeback geben, als Einwechselspieler beim 0:4 gegen Ingolstadt.

Etwas ist anders geworden

Seither ist wieder gut ein Monat vergangen, und wer Sobiech spielen sieht, kann keinen Unterschied zu seiner Spielweise vor dem Zwischenfall von Paderborn erkennen. Und doch ist es etwas anders geworden. „Ich habe meine Lehren daraus gezogen. So eine Verletzung ist weit schwerer einzuschätzen als eine Muskelverletzung“, sagte er am Freitag. „Wenn ich mir von Anfang an ein paar Tage mehr Ruhe genommen und nicht hätte am Wochenende danach sofort wieder spielen wollen, wäre ich wohl eher wieder fit gewesen“, hat er inzwischen eingesehen. „Mein Bewusstsein hat sich in der Situation insofern verändert, dass es mir nicht mehr darum ging, am nächsten Wochenende wieder zu spielen, sondern nur noch darum, dass die Beschwerden verschwinden und es dem Körper wieder gut geht.“

In der schwierigen Situation hat sich Sobiech auch insgesamt mit drohenden Folgen von Gehirnerschütterungen im Sport beschäftigt, was inzwischen vor allem im American Football und Eishockey ein großes Thema ist. „Auf dem Platz hindert mich die Erfahrung jetzt nicht. Aber ich bin insgesamt sensibler geworden“, sagt Sobiech, der als einer der besten Kopfballspieler der Zweiten Liga gilt.

Noch einmal in der Ersten Bundesliga spielen

Am Saisonende läuft der Vertrag Sobiechs, den das Fachmagazin „Kicker“ zum besten Abwehrspieler der vergangenen Rückrunde kürte, aus. „Das ist noch kein riesiges Thema. Es kommt jetzt etwas auf, wird aber erst nach der Winterpause stärker in den Fokus rücken“, sagte Sobiech am Freitag zu Verhandlungen um eine Verlängerung. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich hier bei St. Pauli sehr wohlfühle. Aber ich bin auch ambitioniert und dränge nicht nur in eine Wohlfühloase“, umschreibt Sobiech sein Ziel, noch einmal in der Ersten Bundesliga zu spielen. Beide Vorhaben miteinander zu kombinieren wäre für Sobiech und den FC St. Pauli die Ideallösung.

St. Paulis Abwehrspieler Christopher Avevor, der zuletzt wegen einer Kniereizung geschont wurde, nahm am Freitagnachmittag wie geplant das Training wieder auf.