Hamburg. Die Pause kommt zu richtigen Zeit: Der Trainer des FC St. Pauli kann endlich wieder seine Familie in Köln besuchen.

Unterschriften wurden beim FC St. Pauli am Donnerstag viele getätigt. Für die Fans signierten Spieler und Trainer des Kiezclubs rund 1800 Fanartikel. Das Autogramm eines neuen Spielers gab es am letzten Tag der Transferfrist aber nicht. „Wir haben uns mit Überzeugung dazu entschlossen, dass wir den Kader so belassen, wie er ist. Es gab Anfragen für junge Spieler von uns, auf Leihbasis zu wechseln“, sagt Trainer Olaf Janßen, der mit seinem Team an diesem Freitag (18.30 Uhr, Rotenburg a. d. Wümme) ein Testspiel gegen den FC Groningen absolviert.

Die Länderspielpause kommt für den 50-Jährigen zur richtigen Zeit. Zum einen kann Janßen mit seinem Team am körperlichen und taktischen Feinschliff arbeiten, zum anderen kann der fünf­fache Familienvater mal wieder seine Liebsten sehen. Am Sonnabend und Sonntag hat die Mannschaft frei und der Trainer macht sich auf den Weg nach Köln. „Wenn ich jetzt nicht hinfahren würde, hätte ich die Befürchtung, dass irgendwann mein Schlüssel nicht mehr passt“, scherzt Janßen, der für die Profifußballbranche ungewohnt offen über das Privatleben eines Trainers spricht.

„Der Trainerberuf ist nicht familienfreundlich“

Seit seinem Wechsel als Spieler vom 1. FC Köln zu Eintracht Frankfurt 1996 hat sich die Familie entschieden, Janßen nicht zu jeder Station zu folgen. „Wenn ich rückblickend sehe, von 1996 bis heute, wo ich überall herumgeturnt bin. Das wäre nie gut gegangen. Wir wollten die Kinder in ihrem sozialen Umfeld lassen“, erklärt Janßen, der keinen Hehl daraus macht, dass die Familie unter dem Job phasenweise leiden muss. „Der Trainerberuf ist nicht familienfreundlich“, gesteht St. Paulis Übungsleiter, der aber darauf verzichtet, nach Auswärtsspielen seine Mannschaft allein nach Hamburg zurückreisen zu lassen. „Das finde ich nicht passend, wenn das Team nach einem 0:3 in Darmstadt am nächsten Tag allein trainiert“, sagt Janßen.

Die Zeit für die Familie, so sagt Janßen, wird letztlich durch den Rahmenterminkalender der Deutschen Fußball-Liga (DFL) festgelegt. „Der ist in Zement gemeißelt. Das Ausgeliefertsein ist das Schwierigste. Dass man auf die familiären Dinge keine Rücksicht nehmen kann. Mein Vater wird 80 Jahre alt, doch wir sehen uns erst zehn Tage später“, gesteht Janßen ein und sagt mit einem Augenzwinkern: „Aber ich mache den Job freiwillig und er macht Spaß.“