Maria Alm/Saalfelden. St. Paulis neuer Sportchef Uwe Stöver entdeckte unter anderem Vincenzo Grifo. Am 1. Oktober nimmt der Ex-Profi seine Arbeit auf.
„Noch bevor in Hamburg der erste Schnee gefallen ist, wird der neue Sportchef da sein“, sagte vor einigen Tagen St. Paulis Cheftrainer Olaf Janßen augenzwinkernd. Das war keine sonderlich gewagte Prognose. Am späten Dienstagnachmittag jedenfalls verkündete Oke Göttlich in seiner Funktion als Präsident des FC St. Pauli im Trainingslager-Quartier im Hüttendorf Maria Alm, dass Uwe Stöver offiziell am 1. Oktober das Amt des Sportchefs beim Kiezclub übernehmen wird. Damit ist ein Nachfolger für den Anfang November 2016 beurlaubten Thomas Meggle gefunden, zudem kann sich der seither interimsweise als Sportchef tätige Andreas Rettig wieder auf seinen Aufgabenbereich als Geschäftsführer konzentrieren.
Stöver kann gut mit kleinem Budget arbeiten
Uwe Stöver war zuletzt bis zum Ende der abgelaufenen Saison als Sportchef bei St. Paulis Zweitliga-Konkurrenten 1. FC Kaiserslautern tätig, den er zum 30. Juni auf eigenen Wunsch aber verließ. Davor arbeitete er von Sommer 2009 an sechs Jahre lang beim FSV Frankfurt sowie von Dezember 2015 bis Mai 2016 bei Holstein Kiel.
„Wir freuen uns sehr, als neuen Sportchef einen Fachmann mit großer Erfahrung auch im Nachwuchsbereich und mit der Kenntnis der Zweiten Liga verpflichtet zu haben. Er hat zudem die Fähigkeit, erfolgreich mit Budgets umzugehen, die nicht immer sehr groß gewesen sind“, sagte Oke Göttlich. Mit dem letzten Aspekt spielte er insbesondere auf Stövers Tätigkeit beim FSV Frankfurt an, der sich immerhin bis 2016 acht Jahre in Folge in der Zweiten Liga halten konnte und in der Saison 2012/2013 sogar Vierter wurde. Stöver verpflichtete in diesen Jahren Spieler wie Matthew Leckie und Vincenzo Grifo, die heute überdurchschnittliche Bundesligaspieler sind.
St. Pauli musste bei Stöver noch zögern
„Uwe Stöver wird ab sofort in seine Aufgabe eingearbeitet. Er wird dafür immer wieder punktuell nach Hamburg kommen“, sagte Göttlich weiter, der im März den ersten Kontakt aufgenommen hatte. „Wir hatten gehört, dass es für ihn eventuell in Kaiserslautern nicht weitergeht. Allerdings wussten wir zu dem Zeitpunkt auch nicht, in welcher Liga wir spielen werden, und konnten es uns auch nicht leisten, jemanden aus einem Vertrag herauszukaufen“, sagte St. Paulis Präsident am Dienstag weiter.
Stöver lehnte zu diesem Zeitpunkt noch Gespräche mit dem Hinweis auf seinen Vertrag in Kaiserslautern ab. „Dieses Verhalten war für uns aber ein sehr wichtiges Charaktermerkmal. Uwe hat uns dann von sich aus zu Gesprächen eingeladen, als für ihn klar war, dass er in Kaiserslautern aufhört“, erzählte Göttlich über den Ablauf der Verhandlungen.
In diese Personalplanung wurde beim FC St. Pauli auch Cheftrainer Uwe Janßen eingebunden, der sich inzwischen mit Stöver intensiv ausgetauscht hat. Gespräche führte Stöver zudem schon mit Aufsichtsratsmitgliedern.
Stöver will sich intensiv vorbereiten
„Ich freue mich außerordentlich auf diesen tollen, einzigartigen Club und hoffe, meinen Teil zu einer erfolgreichen Zukunft beisteuern zu können. Die Zeit bis zum 1. Oktober werde ich intensiv nutzen, um mir schnellstmöglich ein Bild über den Verein, die Mannschaft und die Liga zu machen“, sagte Stöver selbst in einer ersten Stellungnahme. In seiner Zeit als aktiver Fußballer hat er bei Bayer Leverkusen, dem VfL Bochum und dem FSV Mainz 05 insgesamt 115 Erst- und Zweitligaspiele bestritten.
Aktuelle Transfers muss Stöver nach aktuellen Stand noch nicht tätigen. „Wir sind mit unserem Kader, so wie er jetzt ist, sehr zufrieden“, stellte Göttlich klar. Carsten Rothenbach, der unter Meggle als Assistent des Sportchefs eingestellt worden war, wird seinen Posten behalten und hat auch schon mit Stöver gesprochen. Geschäftsführer Rettig sagte abschließend: „Wenn man es beim FSV Frankfurt mit diesen bescheidenden Mitteln schafft, so viele Jahre den Kopf über Wasser zu halten, kann man keine Pflaume sein.“