Entscheidend für Nehrigs zügigen Heilungsverlauf war ein spezielles Laufband. Sieg gegen Oldenburg gelang erst in der Nachspielzeit.
Nach seinem frühen und gelungenen Comeback war Bernd Nehrig glücklich und zufrieden. Der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli hatte sich vor zwei Wochen im Training einen Außenbandriss im rechten Sprunggelenk zugezogen. Ein Ausfall von drei Wochen war ihm daraufhin prognostiziert worden.
An diesem Sonnabend aber stand der 30 Jahre alte Nehrig schon wieder in der Startformation des FC St. Pauli im Testspiel gegen den Regionalligisten VfB Oldenburg in Varel und bot eine überzeugende Leistung inmitten seiner vorwiegend jungen Teamkollegen. Mehr noch: Mit seinem Elfmetertor zur 1:0-Führung (45.+1) war er wesentlich am 2:1-Sieg seines Teams beteiligt. „Ein paar Bewegungen haken und ziehen noch, weil noch eine leichte Schwellung vorhanden ist. Aber ich konnte das im Spiel ausblenden. Ich weiß, dass der Fuß stabil ist und ich die Bewegungen machen kann“, sagte Nehrig nach dem Spiel, bei dem er in der 62. Minute ausgewechselt wurde.
Entscheidend für den zügigen Heilungsverlauf war ein spezielles Laufband, bei dem stufenweise einstellbar ist, mit wie viel Prozent des Körpergewichts der Fuß belastet wird. Mit einer Art Luftpolster wird der Körper dabei gehalten. Das Gerät trägt den Namen „alter g“, also „andere Gravitation“. „Es ist für Heilung hilfreich, wenn der Fuß weiter bewegt werden kann. Dadurch nimmt auch die Schwellung schneller ab“, erklärte Nehrig. Spezielle Salbenverbände unterstützten diesen Prozess. Bernd Nehrig bleibt somit erspart, im Trainingslager in Maria Alm wieder nur seinen Kollegen bei der Ballarbeit zuschauen zu dürfen.
Vor einem Jahr hatte er auf dem Ergometer am Rande des Trainingsplatzes sein Programm abgespult und wirkte dabei reichlich frustriert. An diesem Sonntag fliegt das Team nach Salzburg, um von dort mit dem Mannschaftsbus ins Hüttendorf Maria Alm zu fahren. Noch am frühen Abend ist die erste lockere Trainingseinheit im Stadion des FC Pinzgau Saalfelden vorgesehen. Seit sechs Wochen ist der Rasenplatz dort gepflegt und nicht mehr von Spielern betreten worden.
Mit seiner Spielfreude gegen eine insgesamt mutig auftretende Oldenburger Mannschaft stellte Bernd Nehrig am Sonnabend unter Beweis, dass er auch in der kommenden Zweitligasaison ein Leistungsträger des FC St. Pauli sein dürfte. Er war auffällig präsent, forderte die Bälle und spielte präzise Pässe. „Bernd ist sehr klar in seinem Spiel und kommt nicht mehr nur über das kämpferische Element. Er hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einem kompletten Spieler entwickelt“, sagte St. Paulis Cheftrainer Olaf Janßen über den Routinier, der vor vier Jahren ans Millerntor kam, aber erst unter Ewald Lienen als Cheftrainer zu einer unumstrittenen Stammkraft avancierte.
Diese Wertschätzung genießt er nun offenbar auch bei Lienens Nachfolger Olaf Janßen. „Vielleicht bin ich ja der Beweis, dass man auch in meinem Alter noch besser werden kann“, sagte Nehrig. „Wir bekommen auch von den Co-Trainern jeden Tag Tipps und Hinweise, was wir verbessern können. Wenn man das verinnerlicht und versucht, täglich daran zu arbeiten, sieht man auch Fortschritte.“
Gegen den VfB Oldenburg erzielte der eingewechselte U-23-Spieler Marcell Sobotta in der ersten Minute der Nachspielzeit das 2:1-Siegtor, nachdem in der 55. Minute Tshomba Luvumbu Oliveira den 1:1-Ausgleich für Oldenburg erzielt hatte. Am Freitagabend hatte der FC St. Pauli in einer nominell stärkeren Besetzung 3:0 beim Drittligisten VfL Osnabrück gewonnen. Hier erzielten Daniel Buballa (10.) und Neuzugang Sami Allagui (32. und 40.) die Treffer. FC St. Pauli gegen den VfB Oldenburg: Brodersen – Hornschuh (62. Avevor), Koglin (76. Carstens), Park – Nehrig (62. Keßner), Lee (46. Pfeiffer) – Litka, Choi, Neudecker – Schneider, Conteh (76. Sobotta). FC St. Pauli gegen den VfL Osnabrück: Heerwagen – Kalla, Sobiech, Schoppenhauer, Buballa – Flum, Buchtmann – Sahin, Sobota – Bouhaddouz (46. Möller Daehli), Allagui.