Hamburg. Vierter Streich: Nach dem 3:0 ist der Klassenerhalt in der Zweiten Liga für die Lienen-Elf ganz nah. Wie vor sieben Jahren.

Niemanden hielt es mehr auf den Sitzen im Millerntorstadion. Nach dem 3:0-Sieg des FC St. Pauli gegen den 1. FC Heidenheim ist der Klassenerhalt drei Spieltage vor Saisonende zum Greifen nah. Es war der vierte Sieg in Folge für die Kiezkicker. Das hatte es zuletzt vor sieben Jahren in der Aufstiegssaison gegeben.

„Es war zunächst ein sehr schweres Spiel für uns. Wir sind aber zur zweiten Halbzeit mit richtig Elan aus der Kabine gekommen. Wir hatten dann das Glück, dass das erste Tor früh fällt und vor dem zweiten Treffer der Keeper die Nerven verliert“, sagte St. Paulis Trainer Ewald Lienen. „Es war vielleicht ein bisschen glücklich, aber wir haben es auch erzwungen. Das dritte Tor haben wir richtig schön herausgespielt. Das sind für uns drei wichtige Punkte, mehr aber noch nicht.“

Nach dem Spiel eine Demo

Lienen hatte recht. Den Darbietungen der Hamburger fehlten in den ersten 45 Minuten Ideen und Genauigkeit, wobei auch die Heidenheimer kaum Konstruktives in Richtung Hamburger Tor zustande brachten. Bunter waren da zunächst die Choreografien auf der Süd- und Nordtribüne sowie auf der Gegengeraden, die sich gegen den im Juli in Hamburg stattfindenden G20-Gipfel richteten. Die Fanszene hatte das Spiel zum Aktionstag auserkoren. Nach der Partie startete eine Demonstration.

Ein Schuss ans Außennetz von Christopher Buchtmann (18.), der von Jeremy Dudziak freigespielt worden war, ein 22-Meter-Schuss von Bernd Nehrig (36.), den Heidenheims Torwart Kevin Müller sicher hielt, und ein Kopfball von Aziz Bouhaddouz (39.) nach Flanke Dudziaks knapp neben das Tor waren die spärlichen offensiven Höhepunkte, die St. Pauli seinen Anhängern anfangs bot.

Mit Körperspannung

Da blieb nur die Hoffnung, dass sich die Millerntorelf auch in den drei siegreichen Spielen zuvor in der zweiten Halbzeit entscheidend gesteigert hatte. Das sollte auch diesmal passieren. Die Hamburger zeigten vom Wiederanpfiff an eine ganz andere Körperspannung und Entschlossenheit, was umgehend belohnt wurde.

„Wir haben den Ball in der zweiten Hälfte besser laufen lassen und haben auch viel sicherer kombiniert“, sagte Abwehrchef Lasse Sobiech. „Wenn man ein paar gute Aktionen hat und dann noch ein Tor erzielt, kommt automatisch das Selbstvertrauen zurück. Es war gut, dass wir ruhig geblieben, kein zu großes Risiko eingegangen sind und viel Wert darauf gelegt haben, dass hinten die Null steht.“

Der zuvor unauffällige Waldemar Sobota leitete mit einem Freistoß von halblinks in der 52. Minute die Wende zum Besseren ein. Der Pole schoss den Ball mit voller Wucht flach und direkt Richtung Tor, am Fünfmeterraum flog St. Paulis ehemaligem Stürmer John Verhoek der Ball an die Brust, von dort prallte er zur 1:0-Führung ins Heidenheimer Tor. Pech gehabt: Verhoek hatte vor dem Spiel noch angekündigt, an seiner alten Wirkungsstätte einen Treffer erzielen zu wollen ...

Wie befreit

St. Paulis Elf wirkte plötzlich wie befreit, die harmlosen Heidenheimer luden allerdings auch zu weiteren Treffern ein. So spielte Torwart Müller den Ball am Strafraum in die Beine von St. Paulis Mats Möller Daehli, der den Keeper ausspielte und die Kugel zum 2:0 (56.) einschob. Für die frühe Entscheidung sorgte nur sechs Minuten später Buchtmann mit einem entschlossenen Antritt und perfekten Zuspiel in die Strafraummitte zu Aziz Bouhaddouz. Der Stürmer lenkte den Ball grätschend zum 3:0 (62.) ins Netz.

Im Gefühl des sicheren Sieges gelangen den St. Paulianer gegen frus­trierte Gäste einige hübsche Kombinationen, ohne dabei die defensive Stabilität aufzugeben. Entspannt können die Hamburger nun verfolgen, wie die Konkurrenz im Abstiegskampf an diesem Wochenende spielt. Im Optimalfall kann sich St. Pauli schon am Freitag in Kaiserslautern die Klasse sichern. „Wir versuchen derzeit jedes Spiel anzugehen, als wäre es das letzte“, sagte Buchtmann hinterher. „Der Trainer hat uns klargemacht, was für eine große Chance wir diesmal hatten – und die haben wir in der zweiten Halbzeit ergriffen. Überragend, dass wir wieder zu Null gespielt haben.“ Bei aller Freude waren sich aber alle einig: „38 Punkte sind noch nicht genug.“