Hamburg. Eigentlich wollte St. Paulis Trainer über das nächste Spiel sprechen. Doch dann wurde er mit einer Meldung konfrontiert. Zum Video.
Nach dem empfindlichen Rückschlag im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga durch das enttäuschende 0:0 gegen den SV Sandhausen haben der FC St. Pauli und sein Trainer Ewald Lienen eigentlich genügend sportliche Sorgen. Doch auch abseits der Rasenfläche gibt es einen Vorfall, der rund um das Millerntor große Betroffenheit auslöst.
Es geht um einen Bericht der Polizei, nach dem im Anschluss an das Auswärtsspiel in Aue (0:1) am vergangenen Spieltag acht Anhänger des Kiezclubs Opfer eines gewalttätigen Übergriffs wurden. Demnach sei der Kleinbus der Fans in dem Parkhaus des Einkaufszentrums Nedderfeld durch eine Gruppe von etwa 25 Maskierten angegriffen worden.
Frau musste ins Krankenhaus
Dabei hätten die teilweise in HSV-Kleidung aufgetretenen Schläger wahllos auf ihre Opfer eingetreten und auch vor Köpfen nicht Halt gemacht. Außerdem wurden die St. Paulianer und deren gemieteter Neunsitzer auch mit Steinen traktiert. Ein weiblicher Fan musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.
St. Paulis Fanladen verurteilte die Tat "auf das Allerschärfste" und sprach von einem "Gewaltexzess, der durch nichts zu rechtfertigen ist". Am Mittwoch wurde auch Ewald Lienen mit der Meldung des "kriminellen Akts" konfrontiert, die er zuvor nach eigener Aussage nur nebenbei im Radio gehört und zunächst offenbar als weit weniger folgenschwer aufgefasst hatte, als es sich nun darstellt.
Lienen war Tragweite nicht bewusst
"Von der Dimension habe ich ja überhaupt nichts gewusst", sagte ein zusehends mitgenommener Lienen in der Pressekonferenz, in der er eigentlich über das kommende Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg an diesem Freitag (18.30 Uhr) sprechen wollte. "Das ist ja Wahnsinn", sagte der 63-Jährige, der daraufhin erst einmal den Kopf auf seine Hand stützen musste.
"Wenn die Motivation darin bestehen sollte, dass man jemanden verprügelt, weil er zu einem anderen Verein gehört, dann wäre das mehr als armselig", sagte Lienen, der gleichwohl die Möglichkeit nicht ausschließen wollte, dass es sich bei den Angreifern eben nicht um Anhänger des Stadtrivalen gehandelt haben könnte.
Lienen fordert die volle Gesetzeshärte
"Man muss immer vorsichtig sein", sagte Lienen. Er habe es bereits in anderen Ländern erlebt, dass Angreifer durch bestimmte Kleidung den Verdacht auf einen anderen Verein lenken wollten. "Da passieren plötzlich Gewaltakte und dann heißt es: 'Das waren die Fans von dem und dem'", sagte Lienen.
Die Identität der mutmaßlichen Täter ist noch nicht bekannt, keiner von ihnen konnte gefasst werden. "Wie willst du die jetzt finden?", fragt sich wohl nicht nur Ewald Lienen. Sollten die Schläger ausgemacht werden, stünden für St. Paulis Trainer die Konsequenzen allerdings fest: "Menschen, die so etwas machen, müssen die volle Härte des Gesetzes spüren."
Bilder vom Spiel gegen Sandhausen:
St. Pauli verpasst Heimsieg trotz Überzahl