Hamburg. Der FC St. Pauli startet beim direkten Konkurrenten Erzgebirge Aue in die englische Woche.

Es hat in dieser Saison nicht allzu viele Spiele gegeben, in denen die Mannschaft des FC St. Pauli gegen einen Kontrahenten angetreten ist, der in der Tabelle hinter ihr platziert war. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Millerntor-Truppe lange Zeit, genau an 13 Spieltagen, Schlusslicht der Zweiten Liga war. Dies ist allerdings seit dem 2:0-Heimsieg gegen Dynamo Dresden am 20. Spieltag nicht mehr der Fall, und so kommt es an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) im Match beim Tabellen-17. Erzgebirge Aue schon zum zweiten Spiel seit Beginn des sportlichen Aufschwungs, dass die Mannschaft von Trainer Ewald Lienen als gejagtes Team in ein Auswärtsspiel geht. Zuvor war dies im Fe­bruar in der Partie bei Arminia Bielefeld (1:1) der Fall.

Bei gerade einmal zwei Punkten und zwei Plätzen Unterschied zugunsten der St. Paulianer kann allerdings von einer Favoritenrolle der Hamburger nicht ernsthaft gesprochen werden. „Aue ist ein Gegner, der uns alles abverlangen wird. Die Mannschaft hat zwar seit Beginn der Rückrunde erst zwei Spiele gewonnen, aber auch nur zwei verloren. Sie ist sehr schwer zu besiegen“, sagt St. Paulis Trainer Lienen. Und überhaupt, so Lienen weiter, seien oft Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel leichter zu bespielen, also solche, die, wie auch St. Pauli selbst, um den Klassenerhalt kämpfen.

Von Abstiegskandidaten siegte nur Aue gegen St. Pauli

Allerdings haben sich die Kiezkicker in dieser Saison – anders als in den beiden Spielzeiten zuvor – recht gut gegen die Teams aus der Affäre gezogen, die derzeit im unteren Tabellendrittel stehen. Gegen Karlsruhe, Bielefeld und 1860 München gab es jeweils einen Sieg und ein Unentschieden, gegen Kaiserslautern bisher ein Unentschieden. Nur Aue gelang es, am Millerntor gegen St. Pauli zu gewinnen.

Dieses 1:2 Mitte Oktober 2016 war von den insgesamt zwölf Niederlagen St. Paulis in dieser Saison zudem eine der frustrierendsten und ärgerlichsten. Beim Stande von 1:1 foulte Aues Verteidiger Steve Breitkreuz im Strafraum St. Paulis Stürmer Aziz Bouhaddouz, der daraufhin nur noch über das Spielfeld humpelte, aber nicht mehr ausgetauscht werden konnte, weil schon dreimal gewechselt worden war. Der bundesligaerfahrene Schiedsrichter Jochen Drees aber verweigerte den fälligen Elfmeter, und in der letzten regulären Spielminute erzielte ausgerechnet „Übeltäter“ Breitkreuz, der schon in der ersten Halbzeit einen Strafstoß verursacht hatte, Aues Siegtor.

Rechnung mit den Erzgebirglern offen

Es war eine Niederlage, mit der die St. Paulianer lange haderten. Entsprechend ist jetzt also noch eine Rechnung mit den Erzgebirglern offen. Vor solchen, womöglich zu emotionalen Rachegelüsten allerdings warnt St. Paulis Kapitän Sören Gonther. „Es geht nicht um eine Revanche, auch wenn es damals sehr unglücklich gelaufen ist und vielleicht die ganze Hinrunde anders verlaufen wäre, wenn wir den klaren Elfmeter bekommen und das Spiel gewonnen hätten. Aber das ist abgehakt. Aue tritt jetzt mit dem neuen Trainer Domenico Tedesco auch etwas anders als zuvor auf. Darauf sollten wir uns konzentrieren. Wir wollen den Abstand auf Aue auf jeden Fall halten, im besten Fall sogar vergrößern“, sagt der Abwehrspieler, der zuletzt beim 0:0 gegen Hannover 96 gemeinsam mit Philipp Ziereis eine überzeugende Innenverteidigung bildete.

Bei dieser Besetzung wird es jedoch kaum bleiben, da Lasse Sobiech nach seiner Gelbsperre wieder spielen darf und in die Startelf zurückkommen dürfte. „In der Abwehr haben wir eine positive Situation, die ich mir auch weiter vorn wünschen würde. Wir sind froh, dass Lasse wieder zur Verfügung steht“, sagt Lienen und bringt eine Variante ins Spiel: „Es gibt ja auch die Möglichkeit, drei Innenverteidiger aufzustellen.“ Auf diese Taktik allerdings hat der Chefcoach bisher nur im Laufe eines Spiels zurückgegriffen, wenn es galt, einen Vorsprung zu sichern.

Auftakt einer englischen Woche

Das Spiel in Aue bildet für St. Pauli den Auftakt einer englischen Woche, in der am kommenden Dienstag der SV Sandhausen ans Millerntor kommt und am 7. April das Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg ansteht. Die Chance, sich in diesen acht Tagen vorentscheidende Punkte für den Klassenverbleib zu sichern, scheint verlockend. Andererseits droht schon im ersten der drei Spiele die Gefahr, wieder auf einen Abstiegsplatz zurückzufallen.

Aue: Männel – Kalig, Samson, Breitkreuz – Rizzuto, Tiffert, Kvesic, Hertner – Nazarov, Köpke , Soukou. St. Pauli: Heerwagen – Dudziak, Sobiech, Ziereis, Buballa – Nehrig, Buchtmann – Kalla, Möller Daehli, Sobota – Thy. Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart). Die weiteren Partien des 26. Zweitliga-Spieltages: Fr., 18.30 Uhr: Nürnberg – Karlsruhe, Düsseldorf – 1860 München; Sa., 13 Uhr: Hannover – Union Berlin, Sandhausen – Bochum, Würzburg – Bielefeld; So., 13.30 Uhr: Stuttgart – Dresden, Kaiserslautern – Braunschweig, Heidenheim – Fürth.