Hamburg. St. Paulis Kämpfertyp Bernd Nehrig kann demnächst seine Vertragsoption ziehen. Unter Lienens Vorgängern spielte er keine Rolle.

Das traurige Bild ist noch in bester Erinnerung. Bernd Nehrig sitzt am Rande des Trainingsplatzes in Maria Alm auf einem Fahrradergometer, spult stoisch sein Programm ab und schaut dabei zu, wie seine Kollegen des FC St. Pauli dem Ball auf dem Rasen hinterherjagen. Es war Mitte Juli des vergangenen Jahres, als der defensive Mittelfeldspieler während der Kern­phase der Saisonvorbereitung wegen einer Wadenverletzung zum Zuschauen verurteilt war. Niemand konnte damals ernsthaft erwarten, dass Nehrig heute, nach nunmehr 24 Punktspielen in der Zweiten Liga, 22 Einsätze zu Buche stehen hat, und zwar 21 davon in der Startelf. In seiner vierten Saison ist er damit, gemeinsam mit Offensivspieler Wal­demear Sobota, der St.-Pauli-Profi mit den meisten Partien in dieser Spielzeit.

„Ich bin damals ganz ruhig geblieben, weil ich wusste, dass ich das Vertrauen des Trainerteams habe. Zum ersten Punktspiel Anfang August beim VfB Stuttgart war ich dann einsatzbereit und in der Startelf“, sagt der 30-Jährige, der seine bereits vierte Saison beim Kiezclub absolviert. Es ist, ganz persönlich betrachtet, auch seine bisher beste. Von größeren Verletzungen blieb er nach dem Sommer weitgehend verschont, seine wichtige Rolle auf und neben dem Platz ist unbestritten.

Lienen machte Nehrig stark

Dabei spielt das von Nehrig angesprochene Vertrauen eine ganz entscheidende Rolle. Schon bei seinem Amtsantritt Mitte Dezember 2014 hatte Trainer Ewald Lienen gesagt, er könne es überhaupt nicht begreifen, dass ein so gestandener Profi wie Nehrig kaum spielen dürfe. „Wenn Ewald Lienen nicht gekommen wäre, würde ich hier nicht mehr sitzen“, sagte Nehrig am Mittwoch beim Gespräch mit dem Abendblatt. Der gebürtige Heidenheimer, der fußballerisch beim VfB Stuttgart ausgebildet wurde, spielt damit auf seine schwere Zeit unter Lienens Trainervorgängern Roland Vrabec und Thomas Meggle an. Insofern freute Nehrig sich auch besonders darüber, dass die Vereinsführung im Herbst an Lienen festhielt, obwohl das Team abgeschlagen Tabellenletzter war.

Die Treue hat sich ausgezahlt. Aus den jüngsten zehn Spielen holte St. Pauli 18 Punkte und rückte auf Platz 15 vor. „Entscheidend ist, wo wir nach dem 34. Spieltag stehen“, warnt Nehrig. Bis dahin dürfte er Gewissheit haben, im Falle des Klassenerhalts St. Pauli treu zu bleiben. Schon sehr bald, üblicherweise nach 25 Saisonspielen, kann er die in seinem Einjahresvertrag verankerte Option auf eine weitere Saison ziehen. Auch die Verlängerung für mehrere Jahre schließt er nicht aus. „Das alles hat aber keine Priorität. An erster Stelle steht, dass wir die Liga halten und damit auch vielen Beschäftigten im Verein den Job sichern“, sagt Nehrig.

Abstiegskampf geht weiter: St. Pauli gegen Union Berlin

Aziz Bouhaddouz: platt
Aziz Bouhaddouz: platt © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Hoffnung im Abstiegskampf? Cenk Sahin
Hoffnung im Abstiegskampf? Cenk Sahin © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Mats Moeller Daehli (St. Pauli), und Stephan Fürstner
Mats Moeller Daehli (St. Pauli), und Stephan Fürstner © WITTERS | TayDucLam
Trainer Ewald Lienen feuerte die Zuchauer an
Trainer Ewald Lienen feuerte die Zuchauer an © WITTERS | TayDucLam
Bengalisches Feuer
Bengalisches Feuer © WITTERS | TayDucLam
Aziz Bouhaddouz, Christopher Buchtmann (St. Pauli) und Schiedsrichter Sascha Stegemann
Aziz Bouhaddouz, Christopher Buchtmann (St. Pauli) und Schiedsrichter Sascha Stegemann © WITTERS | TayDucLam
Eine Festung? Das Millerntorstadion auf St. Pauli im Abendspiel gegen Union Berlin
Eine Festung? Das Millerntorstadion auf St. Pauli im Abendspiel gegen Union Berlin © dpa | Daniel Reinhardt
Lamentierte: Aziz Bouhaddouz
Lamentierte: Aziz Bouhaddouz © WITTERS | TayDucLam
0:2: Diese Messe auf St. Pauli war gesungen
0:2: Diese Messe auf St. Pauli war gesungen © dpa | Daniel Reinhardt
Vor dem Spiel war die Stimmung gut: Trainer Ewald Lienen (FC St. Pauli)
Vor dem Spiel war die Stimmung gut: Trainer Ewald Lienen (FC St. Pauli) © WITTERS | TayDucLam
Die Südtribüne auf St. Pauli
Die Südtribüne auf St. Pauli © WITTERS | TayDucLam
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