Hamburg. St. Paulis Rechtsverteidiger hat auf seiner neuen Position noch keine Spielminute in diesem Jahr verpasst.

„Ja, ach. Ganz einfach. Ich muss mich jetzt halt in die andere Richtung drehen.“ So einfach. Na dann ist es ja kein Wunder, dass Jeremy Dudziak mal eben die Transformation vom Links- zum Rechtsverteidiger gelungen ist. Das haben ja auch schon ganz andere vorgemacht. Philipp Lahm zum Beispiel mit überragendem Ergebnis. Ganz so weit ist es bei Jeremy Dudziak und dem FC St. Pauli natürlich noch lange nicht, aber der 21-Jährige und seine neue Position stehen auch für den neuen Erfolg des FC St. Pauli.

Das einstige Sorgenkind ist in diesem Jahr der einzige Profi, der in jedem Punktspiel bei den Braun-Weißen von Anfang bis Ende durchgespielt hat. Sieben Spiele, 630 Minuten. Keine Pause, keine Auswechslungen und vor allem: keine Verletzungen. Und das ist die eigentliche Überraschung. Seit Sommer 2015 steht der gebürtige Duisburger bei St. Pauli unter Vertrag, richtig durchsetzen konnte er sich aber nie. Rückenprobleme, Muskelprobleme, Schulterverletzung, nicht im Kader, Aufbautraining, kämpft sich rein, fällt wieder aus. Immer wieder das Gleiche. Er ist ja auch eher ein zartes Kerlchen. Nur 1,76 Meter groß, eher schmal als kräftig. Ein Körper ein bisschen wie: Philipp Lahm. Der allerdings war praktisch nie verletzt. Also...

„Schwer zu sagen, was jetzt anders ist“, mauert Dudziak zunächst noch. Dabei weiß er doch, was er alles getan hat in der Winterpause. „Ich habe einen neuen Trainingsplan von unserem Fitnesstrainer bekommen, der genau auf die Verletzungen und meine Schwachstellen abgestimmt war“, sagt er. Stabilitäts- und Kraftübungen, speziell für Rücken und Muskeln. Dudziak hat sich reingehauen und in der mannschaftstrainingsfreien Zeit sein Programm konsequent durchgezogen. „Jeremy kann uns helfen, wenn er im Training und im Spiel an seine Grenzen geht. Er ist auf einem guten Weg, dies umzusetzen“, sagte Trainer Ewald Lienen zum Rückrundenstart.

Dudziaks neue Rolle aus der Not geboren

Fußball ist eben viel mehr als nur Kicken-Können. Das kann Dudziak vortrefflich. So gut, dass er schon als 14-jähriger Jugendspieler von Borussia Dortmund aus Schalke geholt wurde. Er gehörte in den Jahrgängen U-15 bis U-21 stets der deutschen Juniorennationalmannschaft an. Mit 19 Jahren feierte er sein Bundesligadebüt für den BVB, bevor er im Sommer 2015 zum FC St. Pauli kam. Spielpraxis sammeln, sich für höhere Aufgaben empfehlen. Aber das gelang eben nur bedingt.

Bis jetzt. Bis zu seiner Umschulung. Weil Vegar Eggen Hedenstad bei St. Pauli nicht glücklich wurde und den Club inzwischen nach Norwegen verlassen hat, und weil Marc Hornschuh als Innenverteidiger gebraucht wurde, erinnerte sich Lienen an den 2:0-Sieg Ende Februar 2016 beim MSV Duisburg, wo der Linksfuß Dudziak rechts hinten helfen musste und das glänzend machte. „Der Trainer hat mir deshalb im Winter das Vertrauen geschenkt“, freut sich „Jerry“.

So ist es jetzt vorbei mit dem Hin und Her zwischen Spielfeld, Ersatzbank und Krankenzimmer. Mindestens einer ist bei St. Pauli gesetzt, „das ist auch gut für den Kopf und das Selbstvertrauen, ein schönes Gefühl“ sagt er. Den Fehlschuss gegen Union Berlin beim 1:2 am vergangenen Freitag, als er die große Chance zum 1:1 hatte, kann er so auch leichter ausblenden: „Kommt vor im Fußball.“ Kann man ja auch wieder gutmachen, am kommenden Sonnabend (13 Uhr) im nächsten Spiel gegen Hannover 96: „Ich erwarte einen Sieg.“