Hamburg. Das Team von Trainer Jens Keller visiert die Erste Bundesliga an. Für Union wird der Auftritt am Millerntor zur Standortbestimmung.

Wenn Ewald Lienen auf Union Berlin angesprochen wird, gerät er regelrecht ins Schwärmen. „Sie sind aktuell das stärkste Team der Liga, eine absolute Top-Mannschaft mit einem sehr stark besetzten Kader mit vielen guten Alternativen“, lobt der Trainer des FC St. Pauli, der am Freitag (18.30 Uhr) im Millerntor-Stadion auf den Hauptstadtclub trifft.

In der Tat haben sich die Köpe­nicker in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einem Spitzenclub der Zweiten Liga entwickelt. Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass die Berliner zu den zahlungskräftigsten Clubs im Bundesliga-Unterhaus zählen. Für den großen Wurf – sprich den Bundesligaaufstieg – hatte es aber nie gereicht, weil nach guten Hinrunden stets der Einbruch erfolgte. Zudem gaben sich die Trainer seit dem Aus des langjährigen Übungsleiters Uwe Neuhaus im Jahr 2014 die Klinke in die Hand.

Ruf eines Trainers ohne Ausstrahlung

Es folgten Norbert Düwel, der einen Verjüngungsprozess in Gang setzte, Taktik-Freak Sascha Lewandowski und Motivator André Hofschneider. Seit dieser Saison ist Jens Keller der starke Mann beim Club aus dem Osten Berlins. Der 46-Jährige vereint die Fähigkeiten seiner Vorgänger und gilt bei Fans und Verantwortlichen als großer Hoffnungsträger.

Keller, der bei seinen Stationen Schalke und Stuttgart mit dem Ruf eines Trainers ohne Ausstrahlung zu kämpfen hatte, ist für Union ein Glücksgriff. Dabei ist sich der Trainer selbst treu geblieben. Noch immer wirkt er an der Außenlinie bisweilen fast teilnahmslos. Seine Medienauftritte sind selten vergnügungssteuerpflichtig, doch das ist ihm egal. Der 46-Jährige will viel lieber Taten sprechen lassen. Und in Berlin schätzt man seine Bierruhe.

St.-Pauli-PK mit Lienen vor Union-Spiel:

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    „Es ist ein Verein der in sich ruht. Jeder weiß hier, was er an seinem Platz zu tun hat, keiner redet dem anderen rein. Und das Umfeld ist unaufgeregt und sehr positiv unterstützend. Ich wollte gerne zu einem Club, bei dem man etwas aufbauen kann“, sagt Keller, der gemeinsam seinen Co-Trainer Henrik Pedersen, den er zufällig in einem Urlaub kennengelernt hatte, der Mannschaft eine Identität vermittelt hat. Union steht für schnelles Umschaltspiel und taktische Disziplin.

    Standortbestimmung für Union

    Nach der besten Hinrunde der Vereinsgeschichte sind die Köpenicker, anders in den Vorjahren, überragend aus der Winterpause gestartet. Mit 16 Punkten aus sechs Spielen ist Union die beste Rückrundenmannschaft der Zweiten Liga. Deshalb steht der Begriff Aufstieg längst nicht mehr auf dem Index. „Ohne Ehrgeiz wird man große Ziele nicht erreichen. Jeder von uns sieht doch beim Blick auf die Tabelle, was möglich sein könnte. Es wäre doch vollkommen unrealistisch, das zu leugnen“, sagt Keller und ergänzt: „Wichtig ist, dass niemand auf den Gedanken kommt, wir hätten es schon geschafft.“

    Geschafft hat Union noch nie einen Auswärtssieg beim FC St. Pauli. Für Union wird der Auftritt am Millerntor zur Standortbestimmung. Keller: „Es treffen zwei Teams aufeinander, die sportlich zu den besten der Rückrunde zählen. Ich freue mich darauf, denn es ist eine sportliche Herausforderung, die wir bestehen wollen.“

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    Abdoulaye Ba und Mats Moeller Daehli © WITTERS | SebastianWidmann
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    Verzettelt? Nein, Ewald Lienen geht richtig mit © dpa | Tobias Hase
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    Schlussjubel mit Co-Trainer Olaf Janssen und Geschäftsführer Andreas Rettig © WITTERS | SebastianWidmann
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    Mats Moeller Daehli und Torschuetze Aziz Bouhaddouz © WITTERS | SebastianWidmann
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    Lasse Sobiech von St. Pauli (verdeckt) trifft per Elfmeter zum 1: © dpa | Tobias Hase
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