Hamburg. St. Paulis Sportchef Thomas Meggle zitiert vor dem Schlüsselspiel gegen Aue den Torwart-Titan Oliver Kahn.

Es genügte am Mittwochnachmittag ein Blick in den Medienraum im Trainingszentrum des FC St. Pauli, um einen Eindruck zu bekommen, wie es um die sportliche Situation bestellt ist. Sieben Kamerateams, so viele wie noch nie in dieser Saison, und über ein Dutzend Reporter quetschten sich im Raum zusammen, um den perfekten Blickwinkel zu bekommen, wenn Trainer Ewald Lienen und Sportchef Thomas Meggle erklären, wie sie im Heimspiel am Freitag gegen Erzgebirge Aue die sportliche Wende zum Guten schaffen wollen. „Wir versuchen, jeden Stein umzudrehen, aber das machen wir nicht erst jetzt“, sagte Lienen.

Den richtigen Stein hat der Kiezclub, der aktuell Tabellenletzter der Zweiten Liga ist, offenbar noch nicht gefunden. Die Suche bezog sich indes nicht nur auf den Platz. „Es geht auch darum: Essen wir zu viel oder zu wenig vor dem Spiel? Ist die An- und Abreise optimal? Schaffen wir ein Umfeld, in der die Spieler ihre Leistung abrufen können?“, sagte Meggle. Alles Weitere, so das für den Sport verantwortliche Duo, sei intern und soll es auch bleiben. „Ins Detail zu gehen wäre Vertrauensbruch gegenüber Mitarbeitern und Spielern. Da sind tausend Dinge, die da reinspielen. Wie trainieren wir? Wie wollen wir spielen? So ein Prozess ist auch mal sehr heilsam, und wir hoffen, dass er von Erfolg gekrönt ist“, sagte der 62-Jährige. Erfolg sollte schnell wieder einkehren, denn "die Situation ist kritisch", betonten sowohl Meggle als auch Lienen.

Meggle flüchtet sich in Kahn-Sprüche

Lienen und Meggle sind lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass die ersten beiden Schlüsselspiele dieser Spielzeit auf dem Programm stehen. Nach dem Aue-Spiel muss St. Pauli zum SV Sandhausen reisen. Nicht nur die Fans denken sich: Wenn man jetzt nicht Spiele gewinnt, wann dann? Eine These, die Trainer Lienen nur bedingt teilt. „Vom Zeitpunkt der Saison her ja, vom Gegner her nein. Es gibt keine kleinen Mannschaften mehr. Es ist uns klar, dass wir so schnell wie möglich Punkte holen müssen. Aber es wäre der falsche Ansatz, zu denken, dass es gegen gewisse Gegner einfacher ist“, sagte Lienen, dessen Sportchef Meggle, die Bedeutung der beiden Spiele gegen die vermeintlich kleinen Gegner aber auch nicht überbewerten will. „Ja, es sind wichtige Spiele, wo wir sagen: Es muss etwas passieren, aber wir stellen danach nicht das Fußballspielen ein“, sagte Meggle, der den legendären Spruch von Torwart-Titan Oliver Kahn zum Besten gab: „Weiter, immer weiter. Das ist der richtige Spruch“, sagte Meggle.

Doch auch der 41-Jährige weiß, dass das nach außen hin ruhige Umfeld unruhig werden wird, sollte in den beiden Spielen nicht der Turnaround erfolgen. Der Druck auf Meggle und Lienen würde weiter zunehmen. Doch auch zu dem Thema erinnerte sich der Sportchef an Oliver Kahn. „Er sagte immer: Druck? Was ist Druck? Im Profifußball hat man in jeder Situation Druck – mal mehr, mal weniger“, so Meggle. Vielleicht kann man den ehemaligen Weltklassekeeper ja dazu bewegen, einen Vortrag vor der Mannschaft zu halten.