Ewald Lienen rasierte bei Union Berlin seinen Topscorer und rotierte kräftig. Sobiech sah bei beiden Gegentreffern schlecht aus.

Nach einem Riesenbock von Abwehrchef Lasse Sobiech hat der FC St. Pauli mit 0:2 bei Union Berlin verloren. Der Innenverteidiger nahm Philipp Hosiner zunächst den Ball im Eins-gegen-Eins-Duell am Strafraum clever ab. Doch anstelle endgültig zu klären, ging der Abwehrhüne, dessen vermeintliche Tätlichkeit hinter dem Rücken des Schiedsrichters im Spiel gegen 1860 München am Dienstag vor dem DFB-Sportgericht verhandelt wird, als letzter Mann gegen Kenny Prince Redondo ins Dribbling. Der Flügelstürmer nutzte Sobiechs folgenschweren Fehler eiskalt aus und schob alleinstehend vor Robin Himmelmann locker ein (42.).

"Wir waren defensiv zu leichtsinnig. Ich wollte den Ball eigentlich rausspielen, doch dann unterläuft mir der Fehler", gab Sobiech selbstkritisch zu. "Der Druck ist immens groß. Wir wollen nicht da unten stehen, sondern mehr Punkte und in andere Tabellenregionen vorrücken." Trainer Ewald Lienen fehlten direkt nach dem Spiel zunächst die Worte. "Ich bin ratlos", sagte der erfahrene Coach. "Wir haben uns selbst geschlagen und die Gegentore selber vorbereitet."

Einzelkritik: Abwehrpatzer leiten Pleite ein

Die Hamburger kassierten nach drei Spielen erstmals wieder eine Niederlage. Damit rutschte das Team von Trainer Ewald Lienen auf Rang 15 ab. St. Pauli investierte in der zweiten Halbzeit mehr, Union-Torwart Jakob Busk klärte jedoch zweimal stark. Lienen blickt deshalb optimistisch nach vorne. "Wir haben in der zweiten Halbzeit ein tolles Spiel gemacht. Vor dem Tor haben wir aber momentan Probleme, zu treffen."

Topscorer Bouhaddouz auf der Bank

Zuvor hatte Lienen im Großstadtduell bei Union Berlin überraschend seinen Topscorer Aziz Bouhaddouz aus der Startelf rasiert. Für den im Sommer vom SV Sandhausen gekommenen Stürmer, der bislang drei Tore erzielte sowie eine Vorlage beisteuerte, rückte Marvin Duksch (1 Saisontor) in die Mannschaft. Aufgrund des 0:2-Rückstands sah Lienen sich aber gezwungen, Bouhaddouz zu Beginn der zweiten Hälfte zu bringen.

Auch bei den Gastgebern fehlte der Topstürmer. Collin Quarner, mit sechs Treffern bester Torjäger der Liga, musste wegen muskulärer Probleme passen. Sein Vertreter Hosiner rechtfertigte seine Nominierung mit dem Führungstreffer (12.), bei dem Sobiech ebenfalls keine gute Figur abgab. "Beide Fehler bei den Gegentoren dürfen uns einfach nicht passieren", so Sobiech.

Lienen rotiert

Im Vergleich zum 2:2 am letzten Spieltag gegen 1860 hatte Lienen die Kiezkicker auf drei weiteren Positionen verändert. Christopher Avevor spielte für Bernd Nehrig im defensiven Mittelfeld, auf der linken Außenbahn verdrängte Jan-Philipp Kalla den Südkoreaner Kyoung-Rok Choi und im Zentrum feierte Maurice Litka sein Startelfdebüt für den verletzten Ryō Miyaichi. Der 20-Jährige musste aber zur Pause für Bouhaddouz weichen, nachdem sein Ballverlust das 0:1 einleitete. "Mir war in der Halbzeit klar, dass wir jetzt erfahrene Spieler brauchen" sagte Lienen.

Die Aufgaben werden für die mit fünf Punkten nach sieben Spieltagen schwach gestarteten Hamburger nicht leichter. Am Sonnabend gastiert St. Pauli beim Bundesliga-Absteiger Hannover 96.

Statistik

Union: Busk - Trimmel, Leistner, Schönheim, Pedersen - Kroos (76. Parensen), Fürstner, Kreilach - Skrzybski, Hosiner (67. Hedlund), Redondo (86. Zejnullahu). - Trainer: Keller

St. Pauli: Himmelmann - Hedenstad, Sobiech, Ziereis, Buballa - Avevor (46. Nehrig), Buchtmann - Litka (46. Bouhaddouz), Sobota, Kalla (70. Sahin) - Ducksch. - Trainer: Lienen

Tore: 1:0 Hosiner (12.), 2:0 Redondo (42.)

Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)

Zuschauer: 22.012