Hamburg. Beim 2:2 gegen 1860 München verpasst der Hamburger Zweitligist erneut den erhofften Befreiungsschlag.
Die erste gute Nachricht konnte der FC St. Pauli bereits zwanzig Minuten vor dem Spiel gegen 1860 München verkünden. Präsident Oke Göttlich gab im Millerntorstadion bekannt, dass der Hauptsponsor „Congstar“ seinen im Sommer 2017 auslaufenden Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert hat. Bislang kassierte der Zweitligist von dem Telekommunikationsunternehmen rund 1,5 Millionen Euro pro Saison. Der neue Deal dürfte St. Pauli rund eine halbe Million Euro jährlich mehr bringen. „Der FC St. Pauli ist für uns ein toller Partner, der perfekt zu unseren Markenwerten passt: unkonventionell, dynamisch, absolut fair und einzigartig im Auftritt“, sagte Stephan Heininger, Marktingleiter bei „Congstar“.
Von einem einzigartigen Auftritt der Mannschaft gegen die Münchner „Löwen“ am Abend zu sprechen, wäre allerdings des Guten zu viel gewesen. Überzeugend war das, was die Mannschaft von Trainer Ewald Lienen beim 2:2 (1:0) ablieferte, wahrlich nicht. Nach dem Sieg gegen Arminia Bielefeld (2:1) und dem Remis beim Karlsruher SC (1:1) haben die Kiezkicker aber immerhin ihre Serie ausgebaut und sind nun seit drei Partien ungeschlagen. Nur mühsam bewegen sich die Hamburger aus dem Tabellenkeller heraus.
Trainer Lienen schimpfte nach dem Spiel bei „Sky“ vor allem über den Schiedsrichter. Die Elfmeterszene vor dem 1:1, als Bernd Nehrig auf der Strafraumlinie Karim Matmour von dne Beinen holte, brachte den Coach in Rage. „Das war eine krasse Fehlentscheidung. So werden Spiele entschieden. Wir haben in diesem Jahr immer wieder Pech mit Schiedsrichterentscheidungen“, polterte Lienen. Wie schon gegen Karlsruhe am Sonntag hatte St. Pauli am Ende eine Führung verspielt. Und das gleich doppelt. „Wenn du zweimal führst und 14 Minuten vor Schluss das 2:1 erzielst, gehe ich davon aus, dass wir das Spiel gewinnen“, sagte Sportchef Thomas Meggle.
Die Höhepunkte des Spiels
In der Englischen Woche verzichtete Lienen auf Rotation. Lediglich Philipp Ziereis ersetzte im Abwehrzentrum Marc Hornschuh. Den 29.000 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Millerntor bot sich eine von Zweikämpfen geprägte, aber keineswegs hochklassige Partie. Beide Mannschaften waren im Passspiel zu ungenau. Eine eben solche Unachtsamkeit der Löwen bestrafte Christopher Buchtmann, als er einen abgewehrten Querpass von Ryo Miyaichi mit einem trockenen Flachschuss zur Führung verwertete (16.). Ganz zum Ärger vom jordanischen 1860-Investor Hasan Ismaik, der auf der Tribüne mitfieberte.
St. Pauli fand kaum spielerische Mittel
Sicherheit gab dieser Treffer zunächst nicht. Drei Minuten nach der Führung bewies Robin Himmelmann im Tor des FC St. Pauli, dass er im Eins-gegen-eins-Duell der wohl beste Keeper der Zweiten Liga ist, als er den frei durchgelaufenen Löwen-Spielmacher Michael Liendl mit einem Weltklasse-Reflex stoppte.
St. Pauli fand in der Folge kaum spielerische Mittel, um sich klare Torchancen zu erspielen. Insgesamt zeigten die Gäste, die zuletzt vier Duelle in Folge gegen den Kiezclub gewinnen konnten, die bessere Spielanlage und hatten durch den ehemaligen HSV-Profi Ivica Olic (41. Minute) und Sascha Mölders (45.) die klareren Torchancen.
Die Statistik
All das sorgte dafür, dass Trainer Lienen wie ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie seinen Emotionen freien Lauf ließ. In der Folge rückte Lasse Sobiech in den Fokus. Der Kapitän ließ sich zu einer Tätlichkeit gegen Jan Mauersberger provozieren, die von Schiedsrichter Robert Kampka ungeahndet blieb. Sobiech hatte seinen Gegenspieler abseits des Spiels mit dem Knie getreten. „Lasse ist ein besonnener Spieler, das darf ihm nicht passieren“, sagte Lienen, dessen Ärger aber aus der 69. Minute resultierte.
Nehrig hatte Matmour im Strafraum zu Fall gebracht. Eine strittige Entscheidung. Löwen-Spielmacher Liendl waren die langen Diskussionen egal. Unter ohrenbetäubenden Pfiffen verwandelte der Österreicher sicher zum verdienten Ausgleich (70.).
Es sollte der Weckruf einer verrückten Schlussphase sein. Zunächst drückte Nehrig eine Kopfballvorlage von Ziereis aus kurzer Distanz zur etwas schmeichelhaften Führung über die Linie (76.). Fast im Gegenzug sorgte der eingewechselte Victor Andrade mit einem Traumtor aus 16 Metern in den Winkel für den Schlusspunkt.