Hamburg. Der FC St. Pauli tritt am Sonntag beim Karlsruher SC an und weckt Erinnerungen an den Auftakt der Zweitliga-Saison 2015/16.

Für die Fußballprofis des FC St. Pauli – jedenfalls für die, die auch schon in der vergangenen Saison für den Kiezclub am Ball waren – ist es ein kleines Déjà-vu. Acht Tage nach dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld haben sie an diesem Sonntag (13.30 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) beim Karlsruher SC anzutreten. Genau diese Konstellation gab es vor etwas mehr als einem Jahr zum Auftakt der Zweitliga-Saison 2015/16 auch. Damals ließen die Braun-Weißen einem ziemlich müden Kick beim 0:0 gegen Bielefeld einen verdienten 2:1-Auswärtssieg beim KSC folgen. Es war der Startschuss zu einer überaus erfolgreichen Hinserie mit insgesamt 29 Punkten, die nach 17 Spielen den dritten Tabellenplatz bedeutete.

An diesem Sonntag geht es für die St. Paulianer also wieder ins Karlsruher Wildparkstadion – ja, es heißt noch immer so und trägt keinen Sponsornamen –, doch es gibt zwei Unterschiede zur Situation im Vorjahr. Zum einen hat St. Pauli vor Wochenfrist bekanntlich gegen Arminia Bielefeld nicht unentschieden gespielt, sondern 2:1 gewonnen. Viel gravierender aber ist im Vergleich zur Lage vor gut 13 Monaten, dass die Mannschaft von Cheftrainer Ewald Lienen bereits drei Punktspielniederlagen als Rucksack mit sich herumschleppt und deshalb auch nur als Tabellen-14. in den fünften Spieltag geht.

St. Paulis Trainer Lienen versichert zwar ebenso wie vor einem Jahr, dass er nicht auf die Tabelle schaut, dennoch ist ihm sehr wohl bewusst, dass die Ausbeute von drei Punkten aus vier Spielen alles andere als zufriedenstellend ist. „Der Sieg gegen Bielefeld war wichtig, aber auch nur ein erster, kleiner Schritt“, sagte Lienen am Freitag. „Aber es muss jetzt weitergehen. Mit der Art, wie die Mannschaft trainiert, bin ich vom Einsatz und der Mentalität her zufrieden. Aber wir müssen das auch an jedem Wochenende in den Spielen wieder umsetzen.“

Personell hat der Coach mehr Auswahl als in den ersten Saisonspielen

Aus diesem Grund steht das aktuelle Spiel beim Karlsruher SC unter der entscheidenden Fragestellung: Kann der FC St. Pauli seine gegen Bielefeld gezeigte Leistung wiederholen, woraus sich ein kleiner Aufwärtstrend ableiten ließe, oder erleidet das Team einen Rückfall und stürzt womöglich wieder auf einen Abstiegsplatz? Trainer Lienen setzt dabei auf die wichtigste Erkenntnis aus dem Sieg gegen Arminia Bielefeld: „Die Mannschaft hat erfahren, dass sie dafür belohnt wird, wenn sie bis zum Ende alles gibt.“

Personell hat der Coach mehr Auswahl, als er es in der Vorbereitungsphase und den ersten Saisonspielen gewohnt war. Definitiv fallen nur Verteidiger und Kapitän Sören Gonther (Fraktur im Knie), Stürmer Fabrice­Jean „Fafa“ Picault (Rückenprobleme) sowie Mittelfeldspieler Richard Neudecker (Trainingsrückstand) aus. Dies habe zuletzt auch zu einer höheren Intensität und damit Qualität im Training geführt.

Keine größeren Sorgen bereitet der bisher zweifache Torschütze Aziz Bouhaddouz, der am Donnerstag nicht am regulären Training teilnahm, sondern ohne Schuhe auf dem Rasen joggte. „Er hat heute schon wieder normal mittrainiert. Wir hatten ihn nur rausgenommen, damit er sich ein bisschen erholt nach den Belastungen der Tage zuvor“, erläuterte Lienen am Freitag. Diese Maßnahme hatte in der Woche zuvor schon gefruchtet, nachdem Bouhaddouz sehr müde und erschöpft von der Länderspielreise mit Marokko zurückgekommen war. Nachdem er seine körperlichen Akkus wieder aufgeladen hatte, avancierte der 29 Jahre alte Stürmer im Spiel gegen Bielefeld mit dem Führungstor zum 1:0 und der Vorlage zum Siegtreffer zum Spieler des Tages. Eine Neuauflage in Karlsruhe käme dem FC St. Pauli sehr gelegen.

Der Gegner ist in dieser Saison unter dem neuen Trainer Thomas Oral, Nachfolger von Markus Kauczinski, noch sieglos. „Der Karlsruher SC befindet sich in einer ähnlichen Situation wie wir und steht auch mit dem Rücken zur Wand. Er hat dreimal einen Punkt geholt, und wir jetzt einmal drei“, rechnete Lienen am Freitag vor. Der Unterschied besteht darin, dass die Badener nach drei Unentschieden zum Auftakt zuletzt mit 0:4 bei Union Berlin untergingen und noch einen Rang hinter dem FC St. Pauli stehen, der zuletzt ein Erfolgserlebnis feiern konnte. „Das wird ein heißer Fight“, ahnt Lienen.