Hamburg. Ewald Lienen setzt gegen Bielefeld auf die Mentalität seiner Spieler. Keine Strafe des Kiezclubs für Rotsünder Sahin nach Fußtritten.

Die Erinnerung an die jüngsten beiden Partien gegen Arminia Bielefeld sind bei den Verantwortlichen, Spielern und Anhängern des FC St. Pauli noch ziemlich frisch. Dabei waren es vom Unterhaltungswert zwei Spiele zum Vergessen – und zwar nicht nur, weil sie jeweils 0:0 ausgingen. Beide Teams neutralisierten sich über weite Strecken und boten wenig fußballerische Qualität.

Wenn an diesem Sonnabend (13 Uhr) St. Pauli als Tabellenschlusslicht der Zweiten Liga das Team aus Ostwestfalen im Millerntor-Stadion empfängt, wird eine ähnliche Darbietung und vor allem ein torloses Spiel wenig Begeisterung hervorrufen und schon gar nicht als Wendepunkt in der aktuellen sportlichen Krise wahrgenommen werden.

Dessen sind sich denn auch Spieler und Trainer des Kiezclubs bewusst und wurden in den vergangenen Tagen nicht müde zu erklären, mit „Vollgas“ die Aufgabe bewältigen und den Gegner „von der ersten bis zur 95. Minute bearbeiten“ zu wollen. Dieser erwarb sich in der vergangenen Saison mit 18 Unentschieden in insgesamt 34 Spielen den zweifelhaften Ruf des Remiskönigs der Zweiten Liga.

Lienen setzt auf Stürmer Bouhaddouz

Es gibt zumindest einige Indizien, dass die Sätze der St.-Pauli-Profis nicht nur Lippenbekenntnisse sind. „Jeder weiß, dass wir uns in einer ernsten Situation befinden und wir ans Limit gehen müssen. Entsprechend ist in den vergangenen Tagen und Wochen auch trainiert worden. Jedem Spieler ist klar, dass die Intensität, der Einsatz und die Mentalität im Training stimmen müssen, wenn man am folgenden Wochenende erfolgreich sein will“, sagte am Donnerstag St. Paulis Trainer Ewald Lienen. „Ich bin sehr zufrieden, wie alle gearbeitet haben.“

Einen positiven Effekt verspricht sich Lienen auch davon, dass einige St.-Pauli-Akteure gerade für ihre Nationalmannschaft oder Nachwuchsteams ihres Landes gespielt haben. „Das gibt ihnen Selbstvertrauen“, sagte der Trainer und dachte dabei in erster Linie an Stürmer Aziz Bouhaddouz, der seine Premiere für Marokko gegeben und auch ein Tor erzielt hatte.

Sahin entgeht Sperre nach Masschenschlägerei

Offensivspieler Cenk Sahin bezog Lienen ebenfalls mit ein, obwohl dieser bekanntlich im Qualifikationsspiel zur U-21-EM gegen Zypern (0:1) an einer Massenschlägerei auf dem Feld unmittelbar nach Spielschluss beteiligt war, sich dabei für Faustschläge an seinen Kopf mit einem Fußtritt revanchierte und die Rote Karte sah. Jetzt erhielt St. Pauli die Nachricht, dass Sahin auf deutscher Ebene keine Sperre zu erwarten hat. Der Verein werde auch keine interne Sperre gegen ihn aussprechen, stellte Sportchef Thomas Meggle am Donnerstag klar. „Ich habe mit ihm geredet. Er weiß, dass er in dieser Ex­tremsituation einen Fehler gemacht hat“, sagte Lienen über Sahin.

Die weiteren Partien des vierten Spieltags in der Zweiten Liga: Freitag, 18.30 Uhr: Stuttgart – Heidenheim, Aue – Braunschweig, Würzburg – Bochum; Sa., 13 Uhr: Union Berlin – Karlsruhe; So., 13.30 Uhr: Hannover – Dresden, Sandhausen – Kaiserslautern, Düsseldorf – Fürth; Mo., 20.15 Uhr: Nürnberg – 1860 München.