Hamburg. St. Pauli präsentiert den Fans zur Saisoneröffnung einen echten Kracher. Lienens Schimpftirade gegen die EM geht viral.
Der FC St. Pauli präsentiert seinen Fans zum Abschluss der Saisonvorbereitung einen echten Kracher: Wie der Hamburger Fußball-Zweitligist am Freitag mitteilte, gastiert am Sonnabend, 30. Juli (16 Uhr), der spanische Erstligist FC Sevilla und damit der Europa-League-Sieger der vergangenen drei Jahre am Millerntor.
Damit schlagen die Kiezkicker auch dem großen Stadtrivalen HSV ein Schnippchen, dessen Anhänger bereits Unmut geäußert hatten über den vergleichsweise kleinen Fisch Stoke City zur Saisoneröffnung.
Ob die Zuschauer zu St. Paulis Generalprobe allerdings auch alle Stars der Andalusier sehen werden, bleibt abzuwarten. Immerhin vier Spieler stellte Sevilla zur EM ab, darunter neben Torhüter Sergio Rico und dem Franzosen Adil Rami auch den polnischen Viertelfinal-Teilnehmer Grzegorz Krychowiak.
Lienen rechnet mit EM ab
Apropos Europameisterschaft – an dieser hatte St. Paulis Trainer Ewald Lienen schon im Rahmen des Trainingsauftaktes kein gutes Haar gelassen. Mit einer Generalabrechnung zur Endrunde in Frankreich und dem Fußballgeschäft im Allgemeinen hat der 62-Jährige für viel Aufsehen gesorgt.
Das System und die Führung dahinter seien "schwachsinnig", sagte Lienen unter anderem und beklagte langweilige Spiele und vollkommen überlastete Stars. "In der ersten EM-Woche haben wir uns doch alle wahnsinnig gelangweilt. Ich bin auch mal eingenickt", sagte Lienen in einem zweiminütigen Video, das in den sozialen Netzwerken mit etwas Verzögerung großen Anklang fand.
Schweinsteiger "gefühlte 37"
"Unser Fußballbetrieb ist völlig aufgebauscht. Die Spitzenspieler sind für mich völlig überlastet", sagte Lienen. "Wenn ich Bastian Schweinsteiger sehe! Der hat mit 31 gefühlt die Karriere eines 37-Jährigen hinter sich. Weil er alle zwei Jahre eine EM oder WM spielt. Diese Leute können sich fast nie regenerieren oder erholen."
Er glaube, fuhr Lienen fort, "dass das Produkt seit Jahren immer mehr verwässert. Weil es eben nicht geht, dass du 60 oder 70 Spiele auf hohem Niveau spielen kannst. Und nochmal und nochmal und nochmal..."
"Ich hätte gar keinen Bock, da zu spielen"
Wenn er sich in die EM-Spieler hineinversetze, sagte der 62-Jährige, "ich wäre froh, wenn ich nach Hause gehen dürfte. Wenn ich mal Urlaub machen dürfte. Ich hätte gar keinen Bock, da zu spielen! Das ist ein derartiger Stress, auch rein psychisch."
Er halte die Auswüchse für "schwachsinnig", habe aber auch nichts anderes erwartet "bei den Leuten, die an der Spitze der internationalen Organisationen stehen. So wie die sich ansonsten im Leben verhalten, braucht man nicht die Hoffnung haben, dass sie den Fußball so organisieren können, wie es sinnvoll wäre."
Unterstützung erhielt Lienen von St. Paulis Geschäftführer Andreas Rettig. "Ich kann unserem Trainer nur beipflichten, der Modus ist in der Tat spielerfeindlich."