Hamburg. St. Paulis Kapitän kämpfte am runden Tisch in Frankfurt für mehr Fairness
Als Sören Gonther am Mittwoch beim Training des FC St. Pauli gefehlt hatte, gab es unter den Beobachtern kurz die Befürchtung, der in der vergangenen Saison so sehr vom Verletzungspech gebeutelte Kapitän könnte erneut eine Blessur erlitten haben. Tatsächlich aber war dem 29-Jährigen die Ehre zuteil geworden, in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main als Vertreter der Spieler an einem runden Tisch teilzunehmen, bei dem es um Entwicklungen im deutschen Profifußball und den Umgang der beteiligten Personen untereinander ging. Die Trainer Christian Streich und Friedhelm Funkel, die Manager Christian Heidel, Jörg Schmadtke und Marc Arnold, die Schiedsrichter Tobias Stieler und Felix Zwayer sowie DFL- und DFB-Vertreter nahmen daran teil. „Neben mir sollte noch Darmstadts Kapitän Aytac Sulu dabei sein, aber er war kurzfristig verhindert“, berichtete Gonther am Donnerstag.
So vertrat St. Paulis Führungsspieler als Einziger die Interessen der aktiven Spieler in dieser Gesprächsrunde, die künftig halbjährlich stattfinden soll. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie der Fair-Play-Gedanke in den Spielen besser umgesetzt werden kann. Ein konkretes Beispiel ist die Situation, dass ein Spieler nach einem Zweikampf liegen bleibt, das Spiel aber weiter läuft. „Künftig wird nur noch der Schiedsrichter entscheiden, ob das Spiel in so einer Situation unterbrochen wird. Von den Spielern wird nicht mehr erwartet, dass sie den Ball ins Aus spielen“, berichtete Gonther. Was unfair anmutet, macht Sinn, wenn man weiß, dass das Liegenbleiben wegen einer vermeintlichen Verletzung missbraucht wird, um einen gegnerischen Konter unterbrechen zu lassen. „Ich habe für eine solche Szene vorgeschlagen, dass dieser Spieler auf jeden Fall eine Behandlung bekommt und danach das Spielfeld für eine gewisse Zeit verlassen muss. So würde das Liegenbleiben als taktisches Mittel an Wirkung verlieren“, sagte Gonther.
Ein weiterer Vorschlag in der Runde, vorgetragen von Freiburgs Trainer Christian Streich, war, dass das absichtliche Wegschlagen des Balles bei einer Freistoßentscheidung für den Gegner immer mit einer Nachspielzeit von je einer Minute geahndet wird. „Wenn man das an zwei, drei Spieltagen praktiziert, wird man diese Unsitte sicher eindämmen“, ist auch Gonther überzeugt.
Wenig hält St. Paulis Kapitän davon, dass Schiedsrichter bei umstrittenen Entscheidungen häufiger als bisher die beteiligten Spieler nach einem möglichen Vergehen ihrerseits befragen.
Die in der Runde genannten Vorschläge sollen jetzt in den zuständigen Gremien beraten werden. Eine Idee Gonthers wird aber wohl keine Mehrheit finden. „Ich bin dafür, dass das Siegerteam der Fair-Play-Wertung der Zweiten Liga in die Bundesliga aufsteigt“, sagte er. Dies war in der vergangenen Saison der FC St. Pauli.
Borussia Dortmund ist am 14. Juli (18.30) in Brixen im Thale St. Paulis Gegner in einem Testspiel im Rahmen des Trainingslagers.