Hamburg. Der neue Leiter des Nachwuchsleistungszentrums soll die Talente der Kiezkicker weiter voranbringen.

    Kaum drei Tage im Amt, schon musste Roger Stilz die Schattenseiten seines neuen Jobs kennenlernen. Eigentlich wäre der 39-Jährige bei dem traumhaften Hamburger Sommerwetter gern zum Beachvolleyball an den Rothenbaum gefahren. „Das geht aber nicht. Ich muss arbeiten“, sagte grinsend der Schweizer, der beim FC St. Pauli seit 1. Juni neuer sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) ist und laut Sport­direktor Thomas Meggle „einen langfristigen Vertrag“ erhalten hat.

    Bis Dezember 2015 hatte Meggle Bewerbungen möglicher Kandidaten gesammelt. Aus einem Quartett setzte sich am Ende Stilz durch, der schon einmal unmittelbar vor einem Wechsel zu St. Pauli stand. 2013 hätte er Assistent des damaligen U-23-Trainers Meggle werden sollen, doch Stilz entschied sich für einen Wechsel in die Bundesliga zum HSV.

    Nun beginnt für Stilz drei Jahre später am Millerntor ein neues Kapitel in seiner beruflichen Laufbahn. Zuletzt war der ehemalige Amateurfußballer als Co-Trainer beim 1. FC Nürnberg im Einsatz. Nach der Entlassung bei den Franken absolvierte er an der Seite von Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann und den ehemaligen Bundesligaprofis Jeff Strasser und Patrick Weiser den Lehrgang zum Fußballlehrer in Köln, den er im März abgeschlossen hat. Seine Zukunft sieht er aber nicht als Chefcoach in der Bundesliga. „Ich arbeite gerne konzeptionell. Auf dem Posten kommen meine Stärken am besten zur Geltung. Vieles ist im Nachwuchs bei St. Pauli schon gut, aber ich habe auch noch Gestaltungsmöglichkeiten und Raum für Ideen“, sagte Stilz, der die vergangenen Tage nutzte, um eine Bestandsaufnahme zu machen. „Im Moment sehe ich mich als Kommunikator und Moderator, der sich alles anschaut und den Trainern ein Forum gibt“, sagte Stilz, der sich mit großen Reden bezüglich der Ziele für die Zukunft zurückhielt.

    NLZ wurde mit drei Sternen bewertet

    Klar ist, dass der FC St. Pauli künftig wieder eine höhere Durchlässigkeit anstrebt. Jungen Talenten soll beim Kiezclub eine sportliche Perspektive aufgezeigt werden, sodass sie nicht wegen ein paar Euro mehr ihr Glück woanders suchen. „Es ist klar, dass wir die jungen Spieler so gut vorbereiten wollen, dass, wenn oben bei den Profis die Tür aufgeht, sie zupacken können“, sagte Stilz. Dabei will der neue starke Mann im Nachwuchs nicht nur Schreibtischtäter sein. Immer wieder will Stilz den Kontakt zu Trainern und Spielern aller Altersklassen suchen. Im Fokus steht die individuelle Ausbildung der Talente.

    Das NLZ wurde vom Deutschen Fußball-Bund mit drei Sternen bewertet. Diesen Status müssen sich die Vereine immer wieder neu erarbeiten. Durch die Verpflichtung eines hauptamtlichen Nachwuchsleiters wird es bei der nächsten Zertifizierung Extrapunkte geben. Bislang machte U-19-Trainer Joachim Philipkowski den Job mit. „Um die Sterne zu behalten, muss man sich als NLZ immer weiterentwickeln“, sagte Meggle. Es wartet also viel Arbeit auf Stilz. Gut, dass der Sommer in Hamburg erst begonnen hat. So kann der neue NLZ-Leiter von St. Pauli sicher noch den einen oder anderen Sonnenstrahl erhaschen.