Hamburg. Der FC St. Pauli verliert mit 0:2 gegen 1860 München und hilft den Gästen im Abstiegskampf. Lienen war dennoch nicht ganz unzufrieden.

Als Schiedsrichter Knut Kircher die Partie abpfiff, ließen die Spieler des FC St. Pauli die Köpfe hängen. Ihnen war bewusst, dass sie mit dem 0:2 (0:1) gegen den TSV 1860 München wieder einmal ihre eigenen Anhänger im erneut ausverkauften Millerntor-Stadion trotz allen Bemühens enttäuscht hatten. Mit der bereits sechsten Heimniederlage der Saison verhalfen sie vielmehr den Münchner „Löwen“ zu drei wichtigen Punkten im Abstiegskampf der Zweiten Liga und zum Sprung auf den 14. Tabellenplatz. „Wir waren sehr spielfreudig, haben gut gespielt, aber nicht in den Räumen, in denen es im Fußball wichtig ist“, haderte Sportchef Thomas Meggle.

Bereits vor dem Spiel hatte der FC St. Pauli die mit Stürmer Jean-Fabrice „Fafa“ Picault vereinbarte Option gezogen und den 25-Jährigen damit für zwei weitere Spielzeiten an sich gebunden. „Fafa ist ein sehr schneller Stürmer, der mit seiner Spielweise ein unbequemer Gegenspieler ist“, sagte St. Paulis Trainer Ewald Lienen über den US-Amerikaner mit haitianischen Wurzeln. Lienen schenkte Picault wie schon in den beiden Spielen zuvor das Vertrauen von Beginn an. Gegenüber dem 1:1 in Düsseldorf eine Woche zuvor aber entschied sich der Coach zu zwei Veränderungen. Für den leicht angeschlagenen Philipp Ziereis kam der zuvor fehlende Marc Hornschuh als rechter Verteidiger wieder in die Startelf. Dazu rückte Sebastian Maier für Bernd Nehrig in die Anfangsformation.

Nach ein paar ansprechenden Ansätzen in den ersten Minuten brachte ein haarsträubender Fehlpass die St. Paulianer in die Bredouille. Im eigenen Aufbauspiel, bei dem sich seine Mitspieler nach vorn orientierten, bediente Enis Alushi den Münchner Daylon Claasen. Dieser lief noch unbedrängt ein paar Meter und schoss den Ball gezielt links unten zum 0:1 ins St.-Pauli-Tor.

Kircher konnte sich nicht zu einem Handelfmeter durchringen

Bekanntlich haben die Kiezkicker ihre Probleme, wenn sie selbst gefordert sind, gegen eine dicht gestaffelte Abwehr gefährliche Aktionen zu initiieren. Ein 20-Meter-Schuss von Maier (33.) und ein Kopfball von Sören Gonther über das Tor (44.) waren denn auch schon die einzig nennenswerten Angriffsszenen in der ersten Halbzeit. Mehr Aufregung gab es nach gleich zwei Fouls am flinken Picault. Es kam kurz zu einer Rudelbildung, ehe Schiedsrichter Kircher mit Gelben Karten für St. Paulis Christopher Buchtmann und den Münchner Maximilian Wittek für Ruhe sorgte.

Kircher war auch sieben Minuten nach Wiederanpfiff gefordert, als nach einer Flanke von Daniel Buballa Münchens Rechtsverteidiger Gary Kagelmacher den Ball im Fallen mit dem ausgestreckten Arm berührte und über die Torauslinie beförderte. Kircher konnte sich nicht zu einem Handelfmeter durchringen und entschied auf Eckball – vertretbar, auch wenn in ähnlichen Situationen schon auf Strafstoß entschieden wurde. Lienen wollte neue Impulse für das Angriffsspiel setzen und wechselte Jeremy Dudziak für den enttäuschenden Waldemar Sobota sowie Kyoungrok Choi für Marc Rzatkowski ein. Doch St. Paulis Bemühungen, wenigstens den Ausgleich zu erzielen, blieben zu harmlos. Oftmals kamen die Pässe nicht genau genug oder zu langsam, um die Sechziger entscheidend zu gefährden. Zudem waren auch die durchaus zahlreichen Freistöße nicht präzise genug.

Im Gegenteil: Alushi leitete auch den zweiten Münchner Treffer ein. Diesmal trat er am Ball vorbei, sodass die Gäste freie Bahn hatten. Dies nutzte der eingewechselte Levent Aycicek zu einem sehenswerten angeschnittenen Rechtsschuss zum 0:2 (88.). Torwart Robin Himmelmann war machtlos, die sechste Heimniederlage der Saison war für St. Pauli besiegelt.

Lienen war dennoch nicht ganz unzufrieden: „Im Prinzip haben wir ein gutes Heimspiel gemacht, aber mit einem schweren Fehlpass den Münchnern den Führungstreffern ermöglicht. Danach haben wir gespielt und gespielt, aber es nicht verstanden, den Ausgleich zu erzielen. Wenn man keine Tore erzielt, ist es eben schwer zu punkten. Es war jetzt mein drittes Spiel mit St. Pauli gegen 1860 München und die dritte Niederlage. Das geht mir langsam auf die Nerven“, sagte der St.-Pauli-Coach. Einziger Trost: Durch Bochums Niederlage bei Union Berlin bleibt das Millerntorteam Tabellenvierter der Zweiten Liga.