Hamburg. US-Trainer klingelte bei St. Paulis Mann der Stunde durch. Sportchef Meggle erteilt Interessenten für Topspieler eine Abfuhr.

Es waren klare Worte, die St. Paulis Trainer Ewald Lienen zum Interesse einiger Erstligaclubs an den aktuellen, vertraglich weiter gebundenen Leistungsträgern wie Philipp Ziereis, Marc Rzatkowski, Lasse Sobiech und Robin Himmelmann äußerte. „Wir dürfen nicht unser ganzes Tafelsilber verkaufen“, hatte er am Freitagabend nach dem 1:1 bei Fortuna Düsseldorf gesagt. Dieser Satz war durchaus auch als Warnung an die Vereinsführung zu verstehen, nicht den Verlockungen hoher Millionen-Einnahmen durch Ablösesummen für die begehrten Akteure zu erliegen, aber dabei gleichzeitig die Mannschaft entscheidend zu schwächen.

Am Montag nahm St. Paulis Sportchef Thomas Meggle auf Anfrage des Abendblattes Stellung zu Lienens Aussage. „Es ist für mich aktuell kein Thema, dass uns Spieler verlassen könnten, die für die kommende Saison einen Vertrag bei uns haben. Es liegen derzeit keine Angebote von anderen Vereinen für einen dieser Spieler vor. Wir sind aber auch nicht gesprächsbereit“, stellte er klar.

Es sei auch nicht beunruhigend, sondern sogar völlig normal, dass regelmäßig Scouts auf der Tribüne sitzen und Vereine Interesse an Spielern haben. „Auch wir haben unser Interesse an vielen Spielern bei deren Beratern hinterlegt. Aber zwischen dem Interesse und dem Realisieren eines Transfers liegen etliche Meilen“, erläuterte St. Paulis Sportchef.

„Grundsätzlich gehe ich im Profifußball von nichts aus. Aber am Ende ist es wichtig, dass man ein vernünftiges Gerüst zusammenhält, um auch weiter den sportlichen Ambitionen gerecht zu werden. In dieser Hinsicht bin ich mit unserem Trainer Ewald Lienen komplett einer Meinung“, sagte Meggle abschließend.

Picault musste Klinsmann zurückrufen

Unterdessen bestätigte Stürmer Jean-Fabrice „Fafa“ Picault die Abendblatt-Information, dass Jürgen Klinsmann ihn am Tag nach dem 1:1 in Düsseldorf angerufen hat. „Er hat mir gesagt, dass er das Spiel verfolgt hat und hat mir zu meinem Tor gratuliert“, berichtete Picault über sein Telefonat mit dem Nationalmannschaftstrainer der USA. „Ich hatte mein Handy auf stumm geschaltet und den Anruf zunächst nicht bemerkt. Ich kannte auch diese Nummer aus Kalifornien nicht. Als ich dann zurückgerufen habe, habe ich mich sehr gefreut, dass Jürgen Klinsmann dran war“, erzählte Picault.

Der frühere deutsche Bundestrainer hält Picault offenbar für einen Kandidaten für sein US-Team im Hinblick auf die Copa América Centenario im Juni. Im Vorwege wird das US-Team Ende Mai Testspiele gegen Ecuador und Bolivien bestreiten. Picault hofft nun auf eine Einladung zu diesen Partien, um sich dort empfehlen zu können. „Es wäre ein Traum. Dafür werde ich weiter hart arbeiten“, sagte er.

Bis dahin wird auch seine Zukunft bei St. Pauli geklärt sein. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, der Club kann ihn per Option ein weiteres Jahr binden. Ziel ist aber eine längere Vereinbarung. „Wir sind mit seinem Berater Anton Pichler im Gespräch über einen neuen Vertrag. Dabei dürfen wir weder die Zeit, in der er praktisch nicht gespielt hat, unter-, noch die jüngsten Spiele mit seinen Toren überbewerten. Wir wollen die Entscheidung mit dem Spieler gemeinsam treffen“, sagte Sportchef Meggle dazu.