Hamburg. Der FC St. Pauli kann im Heimspiel gegen Bochum Platz vier zurückerobern. Am Saisonende könnte das 338.000 Euro wert sein.

Gemeinhin wird im Sport der vierte Rang als die undankbarste und mithin am wenigsten erstrebenswerte Platzierung angesehen. Von Blechmedaille ist in diesem Zusammenhang gern die Rede in Anspielung darauf, dass es der erste Platz hinter den Rängen ist, die mit Edelmetall belohnt werden. In der Schweiz spricht man übrigens von der Holzmedaille.

Für den derzeitigen Tabellenfünften FC St. Pauli geht es in den verbleibenden Saisonspielen der Zweiten Liga realistisch nur noch darum, genau um diesen vierten Rang zu kämpfen. Dabei kommt dem Heimspiel an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) gegen den aktuellen Vierten VfL Bochum eine womöglich vorentscheidende Bedeutung zu. In den vergangenen Tagen und Wochen wurden die Verantwortlichen des FC St. Pauli nicht müde zu betonen, dass es sehr wohl wichtig ist, am Ende Rang vier zu erreichen. „Es geht um die Platzierung in der Fünfjahreswertung der Fernsehgeldverteilung. Da kann dieser eine Platz entscheidend sein, um eine große Menge mehr Geld zur Verfügung zu haben“, sagte jetzt St. Paulis Sportchef Thomas Meggle.

Konkret würde St. Pauli mit der Rückkehr auf Platz vier auch in der TV-Tabelle einen Platz nach oben springen, den Karlsruher SC von Rang acht verdrängen und in der neuen Saison 7,985 statt 7,647 Millionen Euro aus der TV-Inlandsvermarktung erhalten. Diese Differenz von 338.000 Euro ist mehr, als der durchschnittliche St.-Pauli-Profi an Jahresgehalt verdient.

Dennoch dürften die Spieler selbst an diesem Sonnabend in den 90 Minuten gegen Bochum weniger an diese Fernsehgelder denken, als vielmehr ihren sportlichen Ehrgeiz beweisen wollen. „Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich immer gewinnen. Es bringt uns allen doch auch nichts, wenn wir die Saison jetzt locker austrudeln lassen“, sagt Innenverteidiger Philipp Ziereis. Dabei schwingt auch die Sorge mit, ein sportlicher Einbruch in den verbleibenden fünf Saisonspielen könnte wie vor zwei Jahren erhebliche negative Auswirkungen auf den Start in die neue Saison haben.

Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski ist davon überzeugt, dass Ähnliches diesmal nicht passiert: „Es entspricht nicht dem Charakter unserer Mannschaft, jetzt die Saison einfach ausklingen zu lassen. Wir besitzen auch genügend Qualität, um die sehr ballsicheren und offensiv starken Bochumer zu Bezwingen.“ Nach überwundener Prellung am Vorderfuß und Magenverstimmung ist der frühere Bochumer bereit, gegen seinen ehemaligen Verein wieder aktiv einzugreifen. „Ich empfinde es immer noch als etwas Besonderes, gegen den VfL zu spielen“, sagt er.

„Wir sollten uns für unsere bisher so gute Saison belohnen und uns auch in den letzten fünf Spielen zusammenreißen. Außerdem empfiehlt sich ja jeder auch schon für die neue Saison“, sagt Kollege Christopher Buchtmann. „Außerdem sind wir es auch unseren Fans schuldig, weiter alles zu geben.“

Das wird gegen die offensiv starken Bochumer, die in Simon Terodde (19 Saisontore) den aktuellen Zweitliga-Torjäger stellen, auch vonnöten sein. „Es ist beeindruckend, dass das Team fast durchweg mit denselben Spielern antritt“, sagt Trainer Ewald Lienen über die Bochumer, die in der Zweitliga-Rückrunde erst eines von zwölf Spielen verloren haben.