St. Paulis Torwart reagiert mit Sorge auf den AfD-Wahlerfolg bei den Landtagswahlen. Er fordert die Menschen auf, nicht wegzuschauen.
Hamburg. Nachdem die rechtspopulistische AfD bei den Landtagswahlen am Sonntag in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg jeweils ein zweistelliges Ergebnis erzielte und somit in alle drei Parlamente einzog, hat sich der Torhüter des FC St. Pauli besorgt über die politische Stimmung in Deutschland geäußert. „Es ist erschreckend zu sehen, dass einige Menschen anscheinend nichts aus unserer braunen Vergangenheit gelernt haben“, schrieb Robin Himmelmann bei Facebook. „Eigentlich sollten wir doch aus der Geschichte schlauer geworden sein.“
Himmelmann sei zwar traurig über die Wahlergebnisse, doch der Blick auf die Balkendiagramme löse ihn ihm eine Pflicht aus, sich politisch zu positionieren. „Es ist ein Anstoß um jetzt – mehr denn je – Zeichen gegen Fremdenhass zu setzen.“ Man solle nicht wegschauen, sondern darüber sprechen. „Lasst nicht zu, dass Hass und falsches Gedankengut unsere Gesellschaft weiter unterwandern“, so die klare Botschaft des 27-Jährigen.
In der Vergangenheit setzten der FC St. Pauli und seine Spieler immer wieder politische Signale. Der Club habe „eine soziale sowie politische Verantwortung gegenüber dem Stadtteil und den hier lebenden Menschen“, heißt es in den Leitlinien des Vereins. Mit Aktionen wie Sondertrikots mit dem Schriftzug „Kein Fußball den Faschisten“ und Bannern „Refugees Welcome“ – um nur ein paar Beispiele zu nennen – setzte der Fußball-Zeitligist immer wieder ein Zeichen für die Willkommenskultur für Flüchtlinge und gegen Rassismus. Auch am Sonntag bezog der Verein Stellung und twitterte nach den Landtagswahlen: "Nach den Wahlergebnissen von heute gilt: Nicht mit uns! Kein Fußbreit den Faschisten!"
St. Pauli boykottierte Bild-Aktion
Einzig an der Bild-Aktion, die Erst- und Zeitligisten im September 2015 mit dem Logo „Wir helfen - #refugeeswelcome“ auflaufen zu lassen, nahmen die Kiezkicker nicht teil. In einer offiziellen Stellungnahme hieß es damals: „Der FC St. Pauli ist seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen aktiv, um Flüchtlingen zu helfen. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit, an der geplanten, für alle Clubs freiwilligen Aktion teilzunehmen.“
Die Flüchtlingskrise war auch das Thema, das viele vorherige Nichtwähler dazu mobilisierte, ihr Kreuz bei der AfD zu machen. In Himmelmann, der sich bei einem Besuch in der Flüchtlingsnotunterkunft in den Messehallen selber ein Bild von den „vertriebenen und geflohenen“ Menschen machen konnte, löst das Sorge aus. „Ich denke jeder von uns, der an einem anderen Ort heimisch werden möchte oder muss, wünscht sich, dass er dort aufgenommen und freundlich empfangen wird und sein Leben so gut wie möglich leben kann.“