Lienen hatte vor Frankfurt gewarnt. Doch anders als beim Sieg gegen Leipzig agierte sein FC St. Pauli gegen die Hessen nachlässig.
Hamburg. Ewald Lienen war bedient. Gebetsmühlenartig hatte der Trainer-Routinier nach dem 1:0-Coup über Spitzenreiter RB Leipzig eine Woche lang davor gewarnt, seinen FC St. Pauli als Spitzenmannschaft und Aufstiegsaspiranten der 2. Bundesliga anzusehen. Das sei man erst, wenn man beständig auch gegen Teams aus der unteren Tabellenregion dominiere und gewinne, mahnte Lienen und verwies auf den nächsten Gegner FSV Frankfurt. Vergebens! Am Ende stand eine verdiente 1:3 (1:2)-Heimniederlage zu Buche.
„Ich habe meine Mannschaft gewarnt. Aber wir haben es nicht hingekriegt, wie gegen Leipzig einen enormen Fight abzuliefern und leidenschaftlich zu verteidigen. Es haben ein paar Prozentpunkte gefehlt bei jedem Spieler“, monierte Lienen nach dem Rückschlag. Es sei zwar „immer schwer“, nach umjubelten Siegen dieselbe Mentalität an den Tag zu legen, räumte der 62-Jährige ein - und knöpfte sich seine Profis doch vor: „Aber wenn man nicht ans Limit geht, ist es auch in der 2. Liga schwer zu gewinnen.“
St. Pauli unterliegt Frankfurt am Millerntor
Statt zumindest vorübergehend auf Platz zwei vorzurücken, bleibt der Kiezclub Tabellenvierter mit Kontakt zu den Aufstiegsplätzen. Respektabel ist, dass die Braun-Weißen mit 36 Zählern schon jetzt exakt jenen Punktestand erreicht haben, mit dem sie am Saisonende 2014/15 knapp den Klassenverbleib sicherten. „Der FC St. Pauli spielt eine sensationelle Saison“, lobte zwar FSV-Coach Tomas Oral. Doch es wäre eben noch mehr drin gewesen, hätte die Elf gegen die Hessen ihr wahres Leistungsvermögen abgerufen. „Das Spiel hat gezeigt, dass uns die Diskussion um das A-Wort nicht guttut“, urteilte Sportchef Thomas Meggle.
Himmelmann noch der Beste
Dabei ließ sich das Spiel am Freitag für die St. Paulianer gut an. Marc Rzatkowski sorgte vor 29 342 Zuschauern für die erhoffte Führung (10. Minute), die dem eigenen Spiel gegen den defensiv kompakt stehenden und stets auf Konter lauernden Gegner hätte zugute kommen müssen. Doch schon im Gegenzug gestattete die löchrige Hintermannschaft Florian Yann prompt den Ausgleich (11.).
Einzelkritik: Rzatkowski allein reicht nicht
„Schade, dass wir einen so wertvollen Vorteil nach nur einer Minute hergegeben haben. Diese Szene hat widergespiegelt, wie wir heute drauf waren“, analysierte Lienen. Beim 1:2 reagierte Torschütze Dani Schahin nach einem Lattenschuss schneller als die zögerliche Innenverteidigung (32.). Allein Torhüter Robin Himmelmann knüpfte an seine Top-Leistung gegen Leipzig an. Symptomatisch für den gebrauchten Abend war, dass der sonst so zuverlässige Abwehrchef Lasse Sobiech (54.) mit einem Eigentor für die Entscheidung sorgte. Nach Auftritten wie diesem müssen sich die Kiezkicker über das böse „A-Wort“ keine Gedanken machen.