Belek. Außenverteidiger und Asket Daniel Buballa arbeitet an seinen balltechnischen Defiziten. In der Winterpause heiratete er.

Am Ende konnten Daniel Buballa und seine Mitspieler des FC St. Pauli gerade noch rechtzeitig vor dem in der Dunkelheit aufziehenden Gewitter den Platz verlassen. Kaum hatte der Schiedsrichter das erste Testspiel der Kiezkicker im Rahmen des Trainingslagers in Belek abgepfiffen, zuckten einige Blitze am schwarzen Himmel. Mit einem verdienten 1:0 (1:0) gegen den polnischen Erstliga-Zehnten Legia Danzig hatte die Mannschaft von Trainer Ewald Lienen ihre Aufgabe gut gelöst, wobei der Sturm mit rund neun Windstärken auf beiden Seiten für manch kuriose Szene sorgte.

„Wenn wir den Ball flach gehalten haben, gab es einige gute Kombinationen“, sagte nach dem Spiel Trainer Lienen, der zur Halbzeit seine gesamten Feldspieler austauschte. So war Daniel Buballa nur in der zweiten Hälfte auf dem Rasen und half bei Rückenwind mit, die durch das Tor von Jeremy Dudziak (30.) erzielte 1:0-Führung zu verteidigen. Defensiv und offensiv war Buballa an einigen guten Szenen beteiligt, ein paar Mal aber sprintete der linke Außenverteidiger auch vergebens nach vorn und musste ebenso schnell wieder den Rückweg antreten, wenn der Ball verloren gegangen war.

Eine besondere Herausforderung war dies für ihn allerdings nicht, auch wenn er ultimativen Konditionstest in der ersten Trainingswoche nach der Winterpause noch wegen eines grippalen Infekts verpasst hatte. So hatte der ebenfalls laufstarke Stürmer Lennart Thy beim Shuttle-Run die beste Leistung abgeliefert. Buballas teaminternen Rekord bei diesem höchst anstrengenden Pendellauf mit immer höherem Tempo aber konnte Thy nicht gefährden. „Ich hätte kein Problem, den Test nachzuholen. Aber ich denke, das ist jetzt nicht mehr geplant, und die Trainer glauben mir auch so, dass ich fit bin“, sagte Buballa jetzt.

In der Tat ist praktisch in jedem Punkt-, aber auch Trainingsspiel zu besichtigen, dass der 25 Jahre alte Außenverteidiger mit einer höchst seltenen Kombination aus jeweils außerordentlicher Schnelligkeit und Ausdauer gesegnet ist. „Das war schon immer so. Mein Sportlehrer in der Schule hatte mir deshalb auch empfohlen, in einen Leichtathletikverein zu gehen. Aber das Laufen allein war mir auch schon immer zu langweilig“, erzählt Buballa, der im Sommer 2014 vom damaligen Zweitliga-Konkurrenten VfR Aalen zum FC St. Pauli gekommen war. Womöglich ist so der deutschen Leichtathletik ein auch international konkurrenzfähiger Mittelstreckler vorenthalten geblieben.

Daniel Buballa hat aus Prinzip noch nie Alkohol getrunken

Dabei entspricht Daniel Buballa keineswegs dem Image eines typischen Fußballprofis. Ganz im Gegenteil. Bei gutem Wetter kommt er in Hamburg oft mit dem Fahrrad zum Training, ansonsten steuert er einen Kompaktwagen einer südkoreanischen Billigmarke und damit sicher damit eines der unspektakulärsten Autos eines einheimischen Berufskickers. „Das ist dann ja auch wieder etwas Besonderes“, sagt er und lacht. „Ich brauche eben nur ein Auto, das mich von A nach B bringt.“ Statussymbole oder andere Extravaganzen wie aufwendige Frisuren, teure Ringe oder Uhren liegen ihm völlig fern. „Ich lasse mich da genauso wenig beeinflussen, wie ich mich auch noch nie habe überreden lassen, Alkohol zu trinken“, sagt er.

Hat er wirklich noch nie ein Bier, Wein oder einen Schluck Wodka probiert? „Nein, noch nie. Ich habe mir als Jugendlicher irgendwann einmal vorgenommen, keinen Tropfen Alkohol zu trinken. Und daran habe ich mich bis heute gehalten“, sagt Buballa mit fester Stimme. „Alkohol ist eine Droge und schädigt das Gehirn.“ Dass St. Paulis Nummer 15 auch nicht raucht, ist angesichts dieser klaren Aussage fast überflüssig zu erwähnen.

Hätte Buballa auch noch balltechnische Fertigkeiten von ähnlicher Qualität wie seine konditionellen, würde er längst nicht mehr in der Zweiten Liga spielen. Doch er arbeitet an diesen Defiziten und ruht sich nicht darauf aus, dass er besonders schnell und lange rennen kann. In Hamburg schiebt er nach dem regulären Teamtraining oft noch Extraschichten, um sein Passspiel, Flanken und Torschüsse zu verbessern. In Belek ist dies so nicht möglich. „Es ist schade, dass wir nach dem Training immer mit dem Bus zusammen wieder ins Hotel fahren müssen“, sagt er deshalb. „Es gibt mir Sicherheit im Umgang mit dem Ball, wenn ich zusätzlich etwas mache. Gerade als Außenverteidiger hat man in einem Spiel ja nicht so viel Ballbesitz.“

So konsequent, wie er als Sportler lebt, handelt er auch privat. Die zurückliegende, knapp zweiwöchige Winterpause nutzte er, um seine Freundin Katharina zu heiraten, mit der er schon sechs Jahre liiert ist. Die standesamtliche Trauung fand in Buballas Heimat im Westerwald statt – einen Tag vor dem Heiligen Abend. Vorerst müssen die beiden noch eine Fernbeziehung führen, weil Buballas Gattin in Bonn einen Studienplatz bekommen hat. „Das ist nicht einfach, aber wir werden es hinbekommen“, sagt Buballa. Wer seine Disziplin kennt, hat daran keinen Zweifel.

FC St. Pauli 1. Halbzeit: Heerwagen – Hornschuh, Sobiech, Eden, Keller – Rzatkowski, Alushi – Sobota, Choi, Dudziak – Verhoek. 2. Halbzeit: Heerwagen – Koglin, Ziereis, Gonther, Buballa – Rosin, Buchtmann – Picault, Maier – Empen, Thy.