Hamburg. St. Paulis Trainer hatte von Anfang an eine hohe Meinung von dem erfahrenen Defensivspieler. Der Vertrag des 29-Jährigen läuft aus.

Auf die Tage in der schwäbischen Heimat freute sich natürlich auch Bernd Nehrig nach dem letzten Punktspiel des Jahres 2015. Und doch hätte für den Defensivspieler des FC St. Pauli die Winterpause noch ein bisschen auf sich warten lassen können. Ausgerechnet nach seinem besten Spiel, das ihm in den zweieinhalb Jahren beim FC St. Pauli gelungen war, ging es in die gut siebenwöchige Unterbrechung der Punktspielsaison. Dabei war das unglückliche 1:2 am 18. Dezember gegen den Karlsruher SC zwar insgesamt eine reichlich frustrierende Angelegenheit, doch Nehrig zeigte als einer der beiden defensiven Mittelfeldspieler eine überzeugende Vorstellung.

Nehrig drängte sich sportlich nicht auf: Doch dann kam Lienen

Dies lag keineswegs nur an dem von ihm erzielten Führungstor, das er mit einem ebenso mutigen wie fulminanten Rechtsschuss aus gut 20 Metern erzielt hatte. Ein weiterer Torschuss von ähnlicher Güte, den KSC-Torwart René Vollath gerade noch parieren konnte, hatte die Beobachter ebenso beeindruckt. Aktionen wie diese hatte man von Nehrig vorher kaum einmal gesehen, seit er im Sommer 2013 zum FC St. Pauli gekommen war.

Von bisher 87 möglichen Zweitligaspielen für St. Pauli bestritt der gebürtige Heidenheimer, der in der Jugend des VfB Stuttgart ausgebildet wurde, lediglich 40. Dies lag überwiegend an einigen Verletzungen, aber auch daran, dass er sich sportlich nicht unbedingt aufdrängte. Darüber allerdings hatte sich St. Paulis Trainer Ewald Lienen schon gewundert als er vor gut einem Jahr das Amt beim Kiezclub übernahm. „Er ist ein gestandener Spieler mit großer Erfahrung. Ich verstehe nicht, dass er hier keine große Rolle spielt“, sagte Lienen damals und berief ihn prompt in den ersten beiden Spielen unter seiner Regie in die Startelf.

Verletzungspech verfolgt den 29-Jährigen bereits seit einigen Jahren

Im folgenden Trainingslager in Belek zog sich Nehrig dann aber im Januar 2015 während des Testspiels gegen Kaiserslautern eine schwerwiegende Adduktorenverletzung zu. Erst Ende April konnte er wieder regulär trainieren, kam aber in den entscheidenden Spielen um den Klassenerhalt zum Saisonende nicht mehr zum Einsatz.

Auch die aktuelle Spielzeit verlief für Nehrig noch nicht ideal. Wieder stoppte ihn schon nach fünf Spielen eine Verletzung. Seine Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld wurde zudem meist von Marc Rzatkowski, Christopher Buchtmann und Enis Alushi besetzt. Den Posten des rechten Außenverteidigers, den Nehrig auch bekleiden kann, hatte Neuzugang Marc Hornschuh auf Anhieb mit überzeugenden Leistungen erobert.

Zuletzt profitierte Nehrig von einigen Ausfällen und seiner eigenen guten körperlichen Verfassung. Beim 2:1 in Kaiserslautern stand er erstmals seit Ende August wieder in der Startelf und bereitete prompt mit einem Kopfball an die Latte das frühe Führungstor vor. Auch bei den Spielen in Bielefeld (0:0) und eben gegen Karlsruhe war Nehrig von Anfang an dabei. „Es war eine gute Vorstellung von Bernd“, sagte Trainer Lienen danach. „Wenn er immer so fit wäre und auch eine komplette Vorbereitung mitmachen würde, könnte er sogar noch viel mehr. Er kann bei uns ein Führungsspieler sein“, sagte Lienen weiter über den 29-Jährigen.

Buhlen um den Startelfplatz und einen neuen Vertrag

In die anstehende, fünfwöchige Vorbereitungsphase auf die Restsaison in der Zweiten Liga geht Nehrig jedenfalls auf Augenhöhe mit den internen Konkurrenten auf seiner Position. Er wird um seinen Platz kämpfen, schließlich geht es für den Profi, der zuvor sechs Jahre bei der SpVgg. Greuther Fürth war, auch darum, Argumente für einen neuen Vertrag zu sammeln – ob bei St. Pauli oder einem anderen Verein. Nach drei Jahren läuft im Sommer sein Arbeitspapier beim Kiezclub aus, nachdem ihn im Sommer 2013 der damalige Sportchef Rachid Azzouzi vom Bundesliga-Absteiger Fürth ans Millerntor geholt hatte.

Die Erwartungen an ihn waren damals hoch. Schließlich hatte Nehrig 26 Erstligaspiele bestritten und war in den fünf Jahren zuvor in 144 Zweitligapartien Stammspieler in der starken Fürther Mannschaft. Entsprechend gehört Nehrig im aktuellen St.-Pauli-Team auch zu den Besserverdienern. Es scheint, dass er den damit verbundenen Ansprüchen jetzt gerecht werden kann – wenn er denn über einen längeren Zeitraum von Verletzungen verschont bleibt.