Kaiserslautern. Thy trifft und Himmelmann rettet: Nach zwei Niederlagen feiert der FC St. Pauli wieder einen Sieg und verteidigt den dritten Platz.

Minutenlang ließen sich die Spieler des FC St. Pauli von ihren nach Kaiserslautern mitgereisten Anhängern feiern. Sie hatten auch allen Grund dazu. Mit dem 2:1 (1:0)-Auswärtssieg beim 1. FC Kaiserslautern hatten sie nach zwei Niederlagen in Folge wieder ein Erfolgserlebnis feiern können und dabei bewiesen, dass sie lernfähig sind. Im Mittelpunkt stand als zweifacher Torschütze Stürmer Lennart Thy.

„Wir haben uns in der Trainingswoche zuvor fest vorgenommen, uns wieder auf unsere Defensive, die Leidenschaft und das Engagement zu konzentrieren, das uns vorher stark gemacht hatte. Das hat geklappt“, sagte Innenverteidiger Philipp Ziereis nach dem Spiel. „Vor den letzten beiden Spieltagen in diesem Jahr war das auch für den Kopf ganz wichtig, wieder ein Erfolgserlebnis zu haben. Das gibt uns Schwung für diese Partien.“

St. Paulis Trainer Ewald Lienen bestätigte diese Einschätzung: „Wir hatten in den vergangenen Wochen nach dem 4:0 gegen Düsseldorf die Fokussierung auf das verloren, was uns stark gemacht hatte. Das hatte zur Folge, dass wir zuletzt in zwei Spielen sechs Gegentore bekommen hatten.“ Angesichts des Erfolgs, der nach mehr als drei Monaten wieder ein Auswärtssieg (zuvor 1:0 in Leipzig im August) war, fiel es ihm auch leicht einzuräumen: „Fußballerisch war das sicher kein Leckerbissen von uns.“

Nehrigs wuchtiger Kopfball leitet Tor ein

Eine Überraschung hatte Lienen schon vor dem Anpfiff parat gehabt, als er nach mehr als drei Monaten wieder einmal Bernd Nehrig in die Startformation beorderte. Für ihn nahm Enis Alushi ebenso auf der Ersatzbank Platz, wie erneut Marc Rzatkowski, mit dessen Rückkehr in die Startelf allgemein gerechnet worden war. Doch so wurde klar, was Lienen gemeint hatte, als er zwei Tage vor dem Spiel gesagt hatte, er sei bereit, auf Erfahrung zu setzen.

Womöglich war es tatsächlich ein Zeichen von Erfahrung, dass der 29 Jahre Nehrig goldrichtig stand, als Christopher Buchtmann schon in der dritten Spielminute einen Eckball von links in den Strafraum schlug. Nehrigs wuchtiger Kopfball klatschte an die Latte des Lauterer Tores, den Abpraller köpfte Lennart Thy erneut Richtung Tor, auf der Linie konnte FCK-Außenverteidiger Chris Löwe den Ball nur noch ins Tornetz befördern – 0:1. Es war ein halbes Eigentor, das offiziell Lennart Thy zugeschrieben wurde.

Einzelkritik: Glücksbringer Himmelmann – Buchtmann wieder ein Vorbild

Nach zwei torlosen Partien hatte St. Pauli damit wieder einmal ins gegnerische Tor getroffen. Es hätten aber schon in der ersten Halbzeit noch zwei dazu kommen können. Doch Sebastian Maier traute sich nicht, selbst aus Mittelstürmer-Position aufs Tor zu schießen, als er vom starken Waldemar Sobota bedient wurde. Stattdessen spielte er auf Thy, der aber ins Stolpern geriet. Kurz danach verließ Buchtmann der Mut, als er allein auf das FCK-Tor zustrebte, aber wohl den heißen Atem der Verteidiger im Nacken spürte und noch einmal einen Haken schlug. Sein Abspiel zu Jan-Philipp Kalla war nicht genau genug.

Kaiserslautern hatte in der ersten Halbzeit nur eine gute Torchance, als Patrick Ziegler nach einem Freistoß auf das St.-Pauli-Tor köpfte. Hier aber war Keeper Robin Himmelmann zur Stelle. Im zweiten Abschnitt aber sollte der Torwart deutlich mehr Gelegenheiten bekommen, sich auszuzeichnen.

Himmelmann findet Gefallen an solchen Spielen

Nachdem Himmelmann die Schüsse von Kacper Przybylko und Jean Zimmer entschärft hatte, gelang Lennart Thy der zweite Treffer und damit St. Paulis 2:0-Führung (56.). Kaum hatte er sich im offensiven Zweikampf durchgesetzt, schoss der Stürmer den Ball flach in Richtung Tor. Kaiserslauterns Schlussmann Marius Müller wurde dabei auf dem falschen Fuß erwischt und konnte den Ball mit der linken Hand zwar noch berühren, aber nicht mehr parieren.

Die Entscheidung aber war damit noch längst nicht gefallen. Die Lauterer erinnerten sich offenbar daran, dass sie auch in der Woche zuvor in Fürth 0:2 zurückgelegen und am Ende mit 4:2 gewonnen hatten. Ihr Anschluss-Treffer zum 1:2 durch Daniel Halfar (68.) setzte dann auch noch mal weitere Kräfte frei. Sebastian Maier hatte Halfar zu viel Platz zu einer gefährlichen Flanke von rechts gelassen, der Ball flog in einer Kurve in den Strafraum, wurde von niemandem mehr berührt und fand den Weg ins Netz. Fünf Minuten später schoss Pzrybylko den Ball auf bester Position über das Tor.

Auf der anderen Seite hätten Buchtmann und Rzatkowski für das dritte Tor und die Entscheidung sorgen können. So aber blieb es spannend, bis die vierminütige Nachspielzeit beendet war. Allerdings hatte die Einwechslung von Sören Gonther eine weitere Stabilisierung der St.-Pauli-Defensive bewirkt. „Mir ist es lieber, ich bekomme viel zu tun, und wir gewinnen, als wenn ich kaum einen Ball halten kann, und wir verlieren wie zuletzt gegen Nürnberg“, sagte Torwart Himmelmann.