Negative Folgen für Ticketverkauf durch Bau der Nordtribüne. Man sei abhängig von Spieler-Verkäufen. Mitglieder stimmen gegen Olympia.

Hamburg. Sportlich läuft es ohnehin schon rund für den FC St. Pauli. Nachdem im vergangenen Jahr mit Ach und Krach der Klassenerhalt gelang, liegen die Kiezkicker in dieser Saison nach 14 Spieltagen auf einem Aufstiegsplatz. Und auch finanziell haben die Hamburger allen Grund zur Freude. Wie der Verein am Sonntag auf seiner Mitgliederversammlung im CCH mitteilte, erwirtschaftete der Konzern inklusive der Töchter im Geschäftsjahr 2014/15 ein Gewinn von 235.981,94 Euro nach Abzug von Steuern.

„Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Der Verein ist wirtschaftlich auf einem soliden Fundament. Wir wollen den Verein auf dieser gesunden Basis weiterentwickeln, um ihn zukunftsfähig zu machen“, erklärte Präsident Oke Göttlich.

Allerdings habe sich der Bau der Nordtribüne während der Saison negativ auf die Erlöse im Bereich Public Ticketing ausgewirkt. So reduzierten sich die Einnahmen von 6,26 Millionen auf 5,09 Millionen. Gemindert wurden die Einbußen durch die Erlöse aus dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal.

St. Pauli generiert mehr Werbe-Erlöse

Deutlich angestiegen sind hingegen die Werbe-Einnahmen des Kiezclubs. Hier stehen Erträge in Höhe von 5,93 Millionen zu Buche. Letztes Jahr waren es noch 4,38 Millionen.

Die sportlich nicht erfolgreiche Saison 2014/15, in der St. Pauli bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpfe, spiegelt sich zudem noch nicht in den Einnahmen aus dem Bereich Mediale Verwertung wider. Trotz einer schlechteren Platzierung im TV-Ranking gab es bei gestiegenem Gesamtvolumen aus der TV-Verwertung dennoch rund 280.000 mehr Erlöse. Zudem nahm der FC St. Pauli noch weitere TV-Einnahmen im DFB-Pokal ein.

Der für die Finanzen verantwortliche Vizepräsident Jochen Winand blickt jedoch verhalten optimistisch auf die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr. „Dieses wird im Ergebnis maßgeblich von den Transfererlösen aus dem Verkauf von Marcel Halstenberg geprägt werden. Wir werden zukünftig auch weiterhin auf Sondererlöse oder die Steigerung der Erlöse aus dem laufenden Betrieb angewiesen sein, um weiterhin einen wettbewerbsfähigen Etat für unsere Profis aufstellen zu können.“

Neuer Ausrüster-Vertrag stößt auf Kritik

Göttlich eröffnete die Versammlung mit einer Schweigeminute und gedachte der Opfer der Anschläge von Paris. Der 39-Jährige kündigte die Schaffung der auf ein Jahr befristeten Stelle eines Vertriebenenbeauftragten an: „Wir hören nicht auf, an diesem Thema zu arbeiten, weil es uns nicht zuletzt durch die schrecklichen Ereignisse in Paris wichtig ist, unsere Willkommenskultur zu leben.“

Auf Kritik stieß der neue Ausrüstervertrag mit der US-Firma Under Armour (Unter der Rüstung), die Millionen Dollar mit militärischer Funktionswäsche und Jagdkleidung verdient. Ein Mitglied rief zum Kauf-Boykott des Trikots auf. Göttlich beteuerte, die Firma habe keine Beziehungen zur US-Waffenlobby.

Mitglieder sprechen sich gegen Olympia aus

Erwartungsgemäß haben sich die Mitglieder des FC St. Pauli gegen die Hamburger Bewerbung um Olympische Spiele ausgesprochen. Der Antrag „Nein zu Olympia 2024 in Hamburg“ wurde von einer großen Mehrheit der 580 Mitglieder angenommen.

Göttlich hatte zuvor eingehend für eine neutrale Haltung des Vereins und die Ablehnung des Antrages geworben: „Wir haben bisher mit keinem Wimpel gewedelt, St. Pauli steht für Meinungsvielfalt. Es ist nicht klar vorhersehbar, welche Auswirkungen eine Haltung dagegen für den FC St. Pauli hätte.“

Die Stadt Hamburg hatte den Umbau des Millerntor-Stadions mit fünf Millionen Euro bezuschusst und eine Bürgschaft übernommen. Dafür ist sie berechtigt, Sportarten wie Hockey bei möglichen Olympischen Spielen in der Arena auszutragen.