Hamburg. Die hoffnungsvollen Nachwuchsspieler des Profikaders kamen bisher seltener als erhofft zum Einsatz. Ein Grund ist der Erfolg des Teams.
Als die Mannschaft des FC St. Pauli Mitte Juli das Trainingslager in Oberstaufen beendet hatte und dem Saisonstart in die Zweite Liga entgegen fieberte, galten fünf junge Akteure als Gewinner der Tage im Allgäu. Torwart Svend Brodersen, 18, Verteidiger Yannick Deichmann, 21, die Mittelfeldspieler Dennis Rosin, 19, und Maurice Jerome Litka, 19, sowie Stürmer Nico Empen, 19, hatten in den Trainingseinheiten sowie bei ihren Einsätzen in den Testspielen ansprechende sportliche Leistungen gezeigt. Dazu fielen sie mit einer gesunden Mischung aus Respekt, Selbstvertrauen und Offenheit positiv auf.
Durch die deutliche Verschlankung des Profikaders in der Sommerpause schien die Chance gut, dass diese jungen Talente im Laufe der Saison – abgesehen von Torwart Brodersen, der fest in der U23-Mannschaft spielt, – einige Einsätze in der Zweiten Liga bekommen könnten. Man wolle damit die „Durchlässigkeit“ zwischen dem Nachwuchs- und dem Profibereich zeigen, hieß es von der Vereinsführung.
Nach nunmehr 13 Punktspielen ist allerdings festzuhalten, dass die genannten, allesamt aus der eigenen Nachwuchsarbeit entstammenden Youngster noch nicht sonderlich viele Einsätze im Profiteam vorweisen können. Dafür gibt es mehrere, durchaus plausible Gründe.
St. Pauli erkämpft sich einen Punkt im Topspiel bei Bochum
Bei Brodersen war ohnehin geplant, dass er unter Torwarttrainer Mathias Hain mit Stammtorwart Robin Himmelmann und dessen Stellvertreter Philipp Heerwagen trainiert, am Wochenende aber in der U23-Mannschaft Spielpraxis sammelt.
Verteidiger Deichmann hatte seinen ersten großen Einsatz zu Saisonbeginn, als er im Heimspiel gegen Fürth (3:2) kurzfristig in die Startelf rutschte, nachdem sich Sören Gonther beim Aufwärmen verletzt hatte. Es folgten noch Einwechslungen in Leipzig und in Frankfurt. Zuletzt fehlte der Kämpfertyp wegen eines Zehbruchs.
Der defensive Mittelfeldspieler Dennis Rosin wartet noch auf einen Zweitligaeinsatz, brachte sich jüngst aber auch durch eine vierwöchige Sperre selbst aus dem Spiel. Der offensive Außenspieler Litka wurde von Cheftrainer Ewald Lienen im DFB-Pokalspiel gegen Mönchengladbach eingewechselt, war in den vergangenen Wochen aber oft verletzt und krank.
Alle Punktspiele bis zum Abpfiff sehr eng
Stürmer Empen ist Stammspieler der U23 und erzielte in der Regionalliga Nord in zwölf Spielen sechs Tore, nachdem er in der vergangenen Saison Torschützenkönig in der A-Junioren-Bundesliga war. „Er hat aber noch einen weiten Weg vor sich, um bei den Profis zu einem Einsatz zu kommen. Das muss man sich auch verdienen, denn man nimmt dann ja einem anderen auch immer einen Platz weg“, sagte jetzt Trainer Lienen über Empen, den er jüngst selbst beim Regionalligaspiel gegen den SV Meppen (1:0) noch beobachtet hatte.
„Ich stimme Ewald Lienen voll zu, dass man sich seine Einsatzzeiten verdienen muss. Das erreicht man durch konstant gute Trainingsleistungen“, sagt auch St. Paulis Sportchef Thomas Meggle. „Durch Verletzungen, Krankheiten und Sperren konnten unsere Nachwuchsspieler das allerdings bisher kaum umsetzen. Wenn es ihnen gelang, wie bei Yannick Deichmann, kamen sie auch zu Einsätzen“, sagt er weiter.
Ein weiterer Grund, warum sich die Youngster noch gedulden mussten, ist die Tatsache, dass bisher kein Spiel frühzeitig praktisch entschieden war – weder in die eine noch in die andere Richtung. So musste Trainer Lienen bei seinen Einwechslungen eher auf bewährte Kräfte setzen. Dazu blieb die Mannschaft – anders als vor einem Jahr – bisher von einer großen Verletzungswelle verschont. „Es kommt für die Nachwuchsspieler erschwerend hinzu, dass unsere Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielt und wir kaum Wechsel vornehmen müssen“, sagt Meggle weiter. Tatsächlich hat Lienen bisher seiner Startelf jeweils nur punktuell verändern müssen.