Hamburg. Der Stürmer des FC St. Pauli dürfte auch für Haiti auflaufen. Jean Fabrice „Fafa“ Picault tendiert aber dazu, für die USA zu spielen.
Die Krafteinheit am Freitagmorgen hatte so ihre Tücken für Jean Fabrice „Fafa“ Picault. Es dauerte eine Weile, bis der Neuzugang des FC St. Pauli alle Übungen zur vollen Zufriedenheit von Fitnesstrainer Janosch Emonts ausführte. An Eifer mangelte es dem Offensivspieler dabei wahrlich nicht. Der 24-Jährige hat schließlich große Ziele.
Im Sommer hätte Picault für Haiti am Gold-Cup teilnehmen können, doch er sagte kurzfristig ab, weil der in New York geborene Stürmer lieber für die USA auflaufen will. „Ich liebe meine haitianischen Wurzeln, aber ich tendiere zu Amerika, wo ich geboren und aufgewachsen bin“, sagt Picault, der mit Nationaltrainer Jürgen Klinsmann bereits mehrmals Kontakt hatte. „Mr. Klinsmann hat mir gesagt, dass er mich ganz genau im Auge behalten will“, erzählt Picault, der den Wechsel zu St. Pauli in vielerlei Hinsicht als Karrierechance sieht.
Bislang wartet Picault noch auf den Durchbruch im Profibereich. „Meinen Karriereweg kann man durchaus als interessant bezeichnen. Ich bin viel herumgekommen“, scherzt der Flügelflitzer. Als 16-Jähriger versuchte sich der Offensivspieler, bei Cagliari Calcio über die Jugend für die Serie A zu empfehlen. Besonders schöne Erinnerungen hat er nicht an die Zeit in Italien.
„Auf St. Pauli muss ich Rassismus nicht fürchten“
„Ich bin mit Rassismus in Berührung gekommen. Das war nicht besonders leicht, allein als dunkelhäutiger Spieler in einem fremden Land zu sein, aber all das hat mich nur als Mann gestärkt“, sagt Picault, der nicht nur auf der Suche nach einer neuen Wohnung, sondern auch nach einer Kirche ist, wo er seinen Glauben ausleben kann. „Hier auf St. Pauli, mit der Kultur im Verein, muss ich Rassismus nicht fürchten. Das macht meinen Job sehr viel einfacher.“
Seine beste Zeit hatte „Fafa“, wie ihn seine Mutter als Kind taufte, an der Seite von Marius Ebbers, den Picault liebevoll „Big Man“ nennt, bei den Fort Lauderdale Strikers in der unterklassigen NASL. Nun will „Fafa“ in Hamburg endlich zeigen, dass er das Zeug hat, sich in einer größeren Liga zu behaupten. „Ich schulde meinem Kumpel Ebbers ein Abendessen, weil er mich hierher vermittelt hat. Ich bin total glücklich, dass ich in diesem Verein, den man überall kennt, spielen kann“, sagt der bekennende Fan des NBA-Basketballclubs New York Knicks.
„Ich habe nicht zu viele Kilos auf den Rippen“
Bei seinem einwöchigen Probetraining auf St. Pauli Anfang August merkte man, dass er konditionell deutlich Rückstand auf seine Mitspieler hat. Seitdem hat sich Picault mit dem Fitnesstrainer von Sparta Prag fitgehalten. „Ich bin jetzt recht nah an meinem körperlichen Idealzustand. Was mir natürlich fehlt, ist die Spielpraxis. Das wird kommen. Ich habe nicht zu viele Kilos auf den Rippen“, sagt Picault und verweist auf seine zarten 64 Kilogramm Körpergewicht.
Der FC St. Pauli gewann sein Testspiel beim schleswig-holsteinischen Verbandsligisten VfR Horst mit 15:0. Tore: John Verhoek (5), Fabrice Jean Picault (3) Christopher Buchtmann, Kyoung Rok Choi (je 2), Marc Hornschuh, Daniel Buballa, Jeremy Dudziak.