Karlsruhe. Der FC St. Pauli holte dank der beiden Treffer von Lasse Sobiech und Marcel Halstenberg einen verdienten 2:1-Erfolg beim Karlsruher SC.

Am Ende konnte nicht einmal die Aussicht auf eine rund siebenstündige Busfahrt zurück nach Hamburg die Laune der Spieler des FC St. Pauli trüben. „Die werden wir schon lustig gestalten“, sagte nach dem 2:1 (2:1)-Sieg der offensive Mittelfeldspieler Sebastian Maier. Zweifel daran hatte niemand. Die Freude darüber, das erste Auswärtsspiel der Saison, dazu noch bei einem Topteam der Zweiten Liga, das in der vergangenen Saison fast aufgestiegen wäre, war allen Akteuren schon an ihrer Miene abzulesen. „Das ist gut für den Kopf“, sagte abschließend auch Cheftrainer Ewald Lienen.

In den 90 Minuten in der Sommerhitze von Karlsruhe hatte Lienen gesehen, dass sich seine Spieler „mit Kompaktheit und viel Kommunikation“ an seine taktischen Vorgaben gehalten hatten. „Es ist gut, dass sich die Mannschaft für ihr gutes Spiel auch belohnt hat“, sagte Lienen. „Wir hatten einen ganz klaren Plan. Daran haben wir uns gehalten, und der ist aufgegangen“, sagte auch Maier. „Ich hätte nur noch das dritte Tor erzielen müssen, dann wäre das Spiel früher entschieden gewesen.“

Trainer Ewald Lienen schickte im Wildparkstadion exakt dieselbe Startelf auf den Rasen wie gut eine Woche zuvor beim 0:0 zum Saisonauftakt gegen Arminia Bielefeld. Damit musste Jan-Philipp Kalla erneut zunächst auf der Reservebank Platz nehmen, nachdem er gegen Bielefeld in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden war. Die Position als rechter Außenverteidiger nahm somit wieder Bernd Nehrig ein.

In Karlsruhe präsentieren sich die St. Paulianer erstmals in ihrem neuen braunen Dress, der eigentlich für Heimspiele vorgesehen ist, bisher von Ausrüster Hummel aber nicht an die Profis geliefert worden war. Kurios: Im Fanshop gab es die Jerseys jedoch bereits zu kaufen. Einen Monat nach dem offiziellen Saisonbeginn ist das Bekleidungsproblem der Spieler nun gelöst

Viel wichtiger war, dass Lasse Sobiech die Frage beantwortete, wer das erste Saisontor für St. Pauli erzielt. Bereits in der zehnten Spielminute lenkte der im Karlsruher Strafraum stehende Innenverteidiger mit seinem Hinterkopf den von Enis Alushi getretenen Freistoß zur 1:0-Führung ins Netz.

Karlsruhes Torwart Dirk Orlishausen schaute dem Ball, der aus seiner Sicht oben links im Tor einschlug, ziemlich verdutzt hinterher. „Wenn ein Ball so lange in der Luft ist, hat immer der einen Vorteil, der groß ist und vielleicht auch noch ganz gut springen kann“, sagte Sobiech und spielte auf seine Körperlänge von 1,96 Metern an.

Diese Szene hatte beim erfahrenen KSC-Schlussmann offenbar Wirkung hinterlassen. Jedenfalls hatte er bei zwei darauffolgenden Distanzschüssen von Sebastian Maier arge Probleme. Beim zweiten Versuch faustete er den Ball genau auf den vor ihm stehenden St.-Pauli-Stürmer Lennart Thy, der aber keine Chance hatte, das Spielgerät unter Kontrolle zu bringen.

So überzeugend die Freistoßvariante der St. Paulianer zur eigenen Führung war, so nachlässig war in der 29. Minute das Abwehrverhalten im eigenen Strafraum bei einer Karlsruher Ecke. Praktisch ungehindert stürmte der als kopfballstark bekannte KSC-Innenverteidiger in den Strafraum, erwischte den sich senkenden Ball per Hechtsprung mit dem Kopf und drückte ihn unhaltbar zum 1:1 ins Tor.

Anders als in vielen Spielen der vergangenen Saison ließen sich die St. Paulianer von diesem Gegentreffer nicht schocken, sondern setzten ihr diszipliniertes, aber durchaus mutiges Spiel mit einigen sehenswerten Kombinationen fort und beeindruckten damit die Karlsruher offensichtlich.

Ins Staunen gerieten in der 40. Minute aber auch die St. Paulianer selbst, als Marcel Halstenberg nach einer abgewehrten Ecke mit seinem vermeintlich schwächeren rechten Fuß aus rund 23 Metern zum Nachschuss ansetzte und dem Ball dabei so viel Druck und Effet mitgab, dass dieser an die Unterkante der Torlatte, danach an den Innenpfosten und schließlich hinter die Linie flog. Ausgelassen feierte Halstenberg mit seinen auf ihn zustürmenden Kollegen dieses „Sonntagstor“ in der Karlsruher Hitze.

„Ich habe das rechte Bein nicht nur, um stehen zu können, sondern trainiere ja auch Torschüsse damit“, sagte Halstenberg nach dem Sieg und musste schmunzeln. Vier Minuten nach der Pause bot St. Paulis Torhüter Robin Himmelmann sein ganzes Können auf, als er Erwin Hoffers Alleingang souverän stoppte. Dies war allerdings auch schon die letzte hochkarätige Chance der Karlsruher, die in der Folge über Ansätze nicht hinauskamen. „Auf jeden Fall haben wir jetzt schon mal keinen schlechten Start hingelegt. Nach dem 0:0 gegen Bielefeld war dieses Spiel ja schon ein gewisser Fingerzeig, in welche Richtung es gehen kann“, sagte Sobiech.