Hamburg. St. Paulis Torhüter Himmelmann ist einer der großen Hoffnungsträger im entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt bei Darmstadt 98.

Ginge es nach Robin Himmelmann, hätte das letzte Spiel des FC St. Pauli in der regulären Saison der Zweiten Liga schon am Donnerstagnachmittag stattfinden können. „Ich kann es gar nicht erwarten, dass wir den Klassenerhalt endlich klarmachen können“, sagte der Torwart des Millerntor-Clubs nach dem Vormittagstraining am Donnerstag. Bekanntlich werden er und seine Teamkollegen sich noch bis zum Sonntag um 15.30 Uhr gedulden müssen, ehe sie beim Tabellenzweiten und Aufstiegsaspiranten SV Darmstadt 98 antreten werden. In den 90 Minuten im ausverkauften Stadion am Böllenfalltor wird sich dann entscheiden, ob der FC St. Pauli den Klassenerhalt sichert, die Abstiegsrelegationsspiele gegen den Drittliga-Dritten Holstein Kiel (29. Mai und 2. Juni) zu bestreiten hat oder gar direkt absteigt.

Dabei ist absehbar, dass St. Paulis Defensive und damit insbesondere auch Torwart Himmelmann erheblich gefordert sein werden. Die Darmstädter würden mit einem Sieg auf jeden Fall direkt in die Erste Bundesliga aufsteigen, schon ein Unentschieden könnte für die Hessen den vierten Rang und damit sogar das Verpassen der Aufstiegsrelegationsspiele bedeuten. Eben­so gilt für St. Pauli, dass nur ein Sieg ganz sicher den Klassenverbleib zur Folge hätte.

Nach drei Siegen hintereinander gegen besser platzierte Teams ist auch bei Robin Himmelmann viel Selbstvertrauen zu spüren. „Wir fahren nach Darmstadt, um auch dort drei Punkte zu holen“, sagt er und geht gelassen damit um, dass auch die Bilanz von fünf Siegen aus den jüngsten sieben Spielen immer noch nicht ausreichend war, um sich die Liga-Zugehörigkeit vorzeitig zu sichern. „Wir haben schon im Trainingslager im Winter gesagt, dass die Entscheidung erst am letzten Spieltag fallen wird. Insofern ist es für uns keine Überraschung, dass es jetzt so gekommen ist“, sagt Himmelmann.

Bessere Bilanz unter Lienen

Zu jenem Zeitpunkt hatte der Schlussmann erst in vier Saisonspielen für St. Pauli im Tor gestanden, nachdem er noch von Thomas Meggle anstelle von Philipp Tschauner zur Nummer eins gekürt worden war. Auch Ewald Lienen, Meggles Nachfolger als Trainer, beließ es bei dieser Rangfolge. Himmelmann avancierte seither zu einer entscheidenden Figur der unter Lienen erheblich verbesserten Defensive der Kiezkicker. Hatte es in den 17 Spielen vor Lienens Amtsübernahme 36 Gegentreffer gegeben, so waren es seither in 16 Spielen nur noch 14. Gleich in sieben Partien blieb Himmelmann ohne Gegentreffer – teils wegen der insgesamt verbesserten Abwehrarbeit des ganzen Teams, teils aber auch dank seiner eigenen Paraden. 74 Prozent der auf sein Tor gekommenen Schüsse konnte Himmelmann bisher abwehren. Vorgänger Tschauner brachte es in dieser Hinsicht nur auf einen Wert von 55 Prozent.

„Robin hat sich sensationell weiterentwickelt, seit er bei uns die Nummer eins ist – und zwar als Spieler und auch als Mensch“, sagt St. Paulis Torwarttrainer Mathias Hain. „Wir versuchen ja, im Training viele Situationen zu simulieren, aber dies kann nie ein richtiges Spiel ersetzen“, sagt der frühere St.-Pauli-Keeper weiter. „Jetzt strahlt Robin eine große Ruhe auf seine Vorderleute aus. Wir alle profitieren davon.“

Durch den Patzer gegen Union gereift

Ein wichtiges Kapitel seiner Entwicklung war dabei das unglückliche Gegentor zum 0:1-Endstand bei Union Berlin, als der Ball nach einem Rückpass durch ein herausgekommenes Rasenstück so versprang, dass Himmelmann dem Torschützen Sebastian Polter eine unfreiwillige Vorlage gab. „Das war ja kein klassischer Torwartfehler. Robin hat das damals sehr schnell abgehakt und damit auch gezeigt, dass er gereift ist“, sagt Hain.

Noch nicht endgültig geklärt ist unterdessen Himmelmanns Zukunft beim FC St. Pauli. „Wenn wir die Klasse halten, habe ich einen Vertrag bis Sommer 2016“, sagt er selbst. Allerdings könnte er schon jetzt eine Ausstiegsklausel ziehen (das Abendblatt berichtete), weil er in dieser Saison auf genau eine Partie weniger als die darin festgeschriebenen 20 Punktspiele kommen wird. „Es macht keinen Sinn, darüber jetzt zu spekulieren. Meine ganze Konzentration gilt unserem Spiel am Sonntag in Darmstadt“, betont Himmelmann. Er lässt dabei aber durchblicken, dass er bei einem Klassenverbleib seinem jetzigen Arbeitgeber, bei dem er erstmals im Profibereich zu einem Stammtorwart geworden ist, treu bleiben dürfte. Insbesondere kommt für ihn nicht in Betracht, sich bei einem anderen Club, etwa einem Erstligisten, wieder auf die Bank zu setzen. „Das mache ich vielleicht erst wieder, wenn ich Ende 30 bin“, sagt Himmelmann.