Hamburg. Kiezclub stattet Jan-Philipp Kalla mit neuem Vertrag bis 2018 aus. Nie war die Identifikationsfigur so wichtig wie im Moment.

Jan-Philipp Kalla ist niemand, der das Rampenlicht sucht, der sich medial gerne ins Szene setzt. Nötig hat das der 28-Jährige ohnehin nicht. Der Defensiv-Allrounder, der seit 2003 beim FC St. Pauli spielt, genießt bei den Fans und im Verein ein hohes Ansehen. Bester Beleg dafür: Der Zweitligaverein verlängerte am Dienstag Kallas Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2018. Das neue Arbeitspapier des Publikumslieblings, der liebevoll „Schnecke“ genannt wird, ist ligaunabhängig gültig. „Er ist eine Identifikationsfigur, der die St.-Pauli-Tugenden auf dem Platz und auch außerhalb lebt. Schnecke ist ein erfahrener Profi mit einem hohen Stellenwert in der Mannschaft, der nicht nur den jungen Spielern mit auf den Weg gibt, was es bedeutet, für unseren Club zu spielen“, sagt Sportchef Thomas Meggle.

Der gebürtige Hamburger ist in den vergangenen Wochen in der Tat das Sinnbild des Klassenkampfes. Die Fans honorieren die leidenschaftliche Spielweise des Urgesteins. Als der Abwehrspieler am vergangenen Sonntag beim 1:0-Sieg gegen RB Leipzig, von Krämpfen gezeichnet, ausgewechselt wurde, gab es Ovationen.

Auch bei den täglichen Trainingseinheiten ist Kalla bei den Kiebitzen an der Kollaustraße beliebt, schließlich nimmt er sich immer Zeit für einen Klönschnack. „Die Fans beim Training streicheln uns auch nach Niederlagen, manche lernt man auch näher kennen. Es ist doch schön, wenn Zuschauer zum Training kommen“, sagt Kalla, der sich bereits riesig auf das Auswärtsspiel beim Aufstiegsaspiranten 1. FC Kaiserslautern freut. Am Sonnabend (13 Uhr) wird er auf dem altehrwürdigen Betzenberg sein 100. Zweitligaspiel für St. Pauli absolvieren.

Kalla hat beste Erinnerungen an Lautern

„An Kaiserslautern habe ich ohnehin sehr schöne Erinnerungen. Da habe ich mein erstes Zweitligaspiel und mein erstes Tor gemacht. Ich fahre immer gerne auf den Betzenberg“, sagte Kalla, der trotz eines lädierten kleinen Fingers im vorletzten Auswärtsspiel der Saison einsatzbereit ist.

Dass er in der Pfalz wieder einmal eine neue Position ausfüllen muss, hat sich Kalla mehr oder weniger selbst zuzuschreiben. Nachdem der Abwehrspieler gegen RB Leipzig hart gefoult worden war, führte die anschließende Rudelbildung zur fünften Gelben Karte von Sören Gonther und einem Spiel Sperre. „Es tut mir sehr leid für Sören“, grinste Kalla, der aller Voraussicht nach den Kapitän in der Innenverteidigung vertreten wird.

Die Rotation ist für Kalla nichts Neues. Es gibt kaum eine Position, die er noch nicht bekleidet hat. Gegen die spielstarken Leipziger arbeitete er im für ihn ungewohnten rechten Mittelfeld. Dort lief Kalla zuletzt in der D-Jugend auf. „Naja, so ganz wurscht ist es mir nicht, auf welcher Position ich spiele. Aber ich bin glücklich, wenn ich überhaupt dabei bin“, sagte Kalla, der sich wegen seiner Variabilität in den vergangenen Wochen unentbehrlich gemacht hat. Daher ist die Vertragsverlängerung jetzt eine logische Konsequenz. „Der FC St. Pauli war von Anfang an meine erste Wahl. Ich möchte weiterhin meinen Teil dazu beitragen, dass der Club in Zukunft seine Ziele erreicht“, sagte Kalla.