Hamburg. Der Innenverteidiger trifft in der 90. Minute zum 1:0-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg. Kiezclub verlässt die Abstiegsränge

Wer Spiele so gewinnt, wie der FC St. Pauli am Freitagabend gegen den 1. FC Nürnberg, hat eine gute Chance auf den Klassenverbleib. Als sich alle schon mit einem durchaus glücklichen 0:0 abgefunden hatten, sorgte Lasse Sobiech in der 90. Minute mit seinem Kopfballtor zum 1:0-Sieg für grenzenlosen Jubel und Erleichterung. Das vierte Saisontor des Innenverteidigers könnte ein entscheidendes im Abstiegskampf gewesen sein.

„Heute hatten wir einmal das Glück auf unserer Seite, das hat sich die Mannschaft verdient“, freute sich Trainer Ewald Lienen nach den aufreibenden 94 Minuten gegen einen starken Gegner: „Ich bin stolz auf das Team.“ Im Kreis feierten die St. Paulianer den Erfolg noch auf dem Spielfeld und ließen sich danach am Zaun von ihren Fans bejubeln, die sie mit ohrenbetäubender Lautstärke unterstützt hatten. „Einige hatten wässrige Augen, es ist eine Riesenerleichterung für uns“, meinte der gefeierte Sobiech, „das ist ein ganz, ganz wichtiger Schritt für uns in Richtung Klassenerhalt.“

Der Einsatz des langen Abwehrmanns war wegen Adduktorenproblemen lange ungewiss, am Ende konnte er aber wie Julian Koch (Knieentzündung) auflaufen. Lediglich der erkältete Marcel Halstenberg war von den Stammspielern nicht dabei, er wurde auf der Position des linken Außenverteidigers von Routinier Sebastian Schachten ersetzt. „Dass Lasse nun das Tor macht, ist natürlich eine besonders schöne Geschichte“, grinste Lienen, „der Sieg ist auch für den Kopf sehr wichtig.“

In der Partie wurde schnell klar, dass der in den sechs Spielen zuvor sieglose 1. FC Nürnberg keineswegs bereit war, sich wie Fortuna Düsseldorf beim 4:0 am Ostermontag als harmloser Spielpartner zu erweisen. Die logische Konsequenz daraus war, dass sich die St. Paulianer im eigenen Aufbauspiel extrem schwertaten und im Mittelfeld immer wieder den Ball verloren. Erst ganz allmählich fand der FC St. Pauli etwas besser ins Spiel, ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen. „Man kann vor Nürnberg nur den Hut ziehen, sie haben uns alles abverlangt“, gab Lienen zu. Am Ende standen 17:8 Torschüsse für die Franken in der Statistik.

Dass aber die Null bei St. Pauli stehen blieb, lag vor allem an Robin Himmelmann. Kurz vor der Pause klärte der Torwart mit einem Fußreflex erstklassig gegen Stürmer Peniel Mlapa, der sich mit einer Drehung gegen St. Paulis Kapitän Sören Gonther durchgesetzt hatte. In der 49. Minute parierte Himmelmann dann famos gegen Guido Burgstaller. Nach dem Schlusspfiff wurde er deshalb von seinen Mitspielern ganz besonders herzlich gefeiert. „Bälle zu halten ist mein Job“, sagte der 25-Jährige.

So gesehen war St. Pauli zu diesem Zeitpunkt durchaus gut bedient damit, dass es noch unentschieden stand. Doch Trainer Lienen wusste, dass ein Punkt in einem Heimspiel im Kampf um den Klassenerhalt zu wenig sein dürfte und richtete sein Team mit dem Wechsel von Lennart Thy für Schachten etwas offensiver aus.

St. Pauli gegen Nürnberg - die Bilder vom Spiel

Paulis Waldemar Sobota (l.) nimmt Javier Pinola den Ball ab
Paulis Waldemar Sobota (l.) nimmt Javier Pinola den Ball ab © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Trainer Ewald Lienen hatte vor der Partie eine deutlich verbesserte Vorstellung seines Teams im Vergleich zur 0:3-Pleite gegen Karlsruhe gefordert
Trainer Ewald Lienen hatte vor der Partie eine deutlich verbesserte Vorstellung seines Teams im Vergleich zur 0:3-Pleite gegen Karlsruhe gefordert © WITTERS | TimGroothuis
Die Fans sorgen am Millerntor von Beginn an für die gewohnt gute Stimmung
Die Fans sorgen am Millerntor von Beginn an für die gewohnt gute Stimmung © WITTERS | TimGroothuis
Dennis Daube (r.) und Nürnbergs Guido Burgstaller schenken sich nichts
Dennis Daube (r.) und Nürnbergs Guido Burgstaller schenken sich nichts © dpa | Daniel Reinhardt
Hoch das bein: Lasse Sobiech und Peniel Mlapa kämpfen um das Leder
Hoch das bein: Lasse Sobiech und Peniel Mlapa kämpfen um das Leder © WITTERS | TimGroothuis
Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer hält im letzten Moment gegen Paulis John Verhoek
Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer hält im letzten Moment gegen Paulis John Verhoek © dpa | Daniel Reinhardt
Im Anschluss haben die beiden kurzen Gesprächsbedarf
Im Anschluss haben die beiden kurzen Gesprächsbedarf © WITTERS | TimGroothuis
Trainer Ewald Lienen weist sein Team zur Ruhe an
Trainer Ewald Lienen weist sein Team zur Ruhe an © WITTERS | TimGroothuis
Choi Kyoung Rok (l.) wird von Sebastian Kerk zu Boden gedrängt
Choi Kyoung Rok (l.) wird von Sebastian Kerk zu Boden gedrängt © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Nürnbergs Mlapa reagiert nach einer vergebenen Riesenchance kurz vor Halbzeitpfiff
Nürnbergs Mlapa reagiert nach einer vergebenen Riesenchance kurz vor Halbzeitpfiff © dpa | Daniel Reinhardt
GegenSobiech (r.) kommt Mlapa einen Schritt zu spät
GegenSobiech (r.) kommt Mlapa einen Schritt zu spät © dpa | Daniel Reinhardt
Verhoek musste später wegen Krämpfen vom Platz
Verhoek musste später wegen Krämpfen vom Platz © WITTERS | TimGroothuis
Vor allem in Halbzeit zwei nahm das Spiel deutlich an Intensivität zu
Vor allem in Halbzeit zwei nahm das Spiel deutlich an Intensivität zu © WITTERS | TimGroothuis
Kyoung Rok Choi wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht
Kyoung Rok Choi wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht © WITTERS | TimGroothuis
Kurz vor dem Ende lässt Innenverteidiger Sobiech mit seinem Treffer zum 1:0 Fans und Mitspieler jubeln ...
Kurz vor dem Ende lässt Innenverteidiger Sobiech mit seinem Treffer zum 1:0 Fans und Mitspieler jubeln ... © WITTERS | TimGroothuis
... und sich anschließend gebührend feiern
... und sich anschließend gebührend feiern © WITTERS | TimGroothuis
Während die Nürnberger nach Abpfiff die Köpfe hängenlassen ...
Während die Nürnberger nach Abpfiff die Köpfe hängenlassen ... © dpa | Daniel Reinhardt
... feiern die Hamburger bereits mit ihren Fans
... feiern die Hamburger bereits mit ihren Fans © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Sobiech, Julian Koch und Sebastian Schachten (v.l.n.r.) klatschen die Zuschauer ab
Sobiech, Julian Koch und Sebastian Schachten (v.l.n.r.) klatschen die Zuschauer ab © WITTERS | TimGroothuis
Coach Lienen kann seine Freude über die wichtigen drei Punkte auch nicht verbergen - warum auch?
Coach Lienen kann seine Freude über die wichtigen drei Punkte auch nicht verbergen - warum auch? © WITTERS | TimGroothuis
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Tatsächlich startete St. Pauli eine Schlussoffensive, an der sich auch der wenig später eingewechselte Armando Cooper über die rechte Seite beteiligte. Eine Flanke des Winter-Neuzugangs landete bei Thy, der viel Zeit hatte, den Ball anzunehmen, aber dennoch am Tor vorbeischoss (83.). Es war die bis dahin beste Chance St. Paulis.

Immer klarer wurde, dass die Hamburger aus dem Spiel heraus an diesem Abend keinen Treffer erzielen würden. Da traf es sich gut, dass ihnen in der 90. Minute ein Eckball zugesprochen wurde. Dennis Daube, der nach der fünften Gelben Karte am kommenden Sonntag in Heidenheim gesperrt ist, trat den Ball in den Strafraum, wo sich Innenverteidiger Lasse Sobiech mit so viel Wille nach dem Spielgerät reckte, dass er es mit der Stirn an den Innenpfosten drücken konnte. Von dort sprang der Ball ins Netz. „Dennis hatte mir vorher gesagt, wo er den Ball hinspielen will“, erzählte Sobiech vom Gespräch mit seinem Zimmergenossen bei Auswärtsfahrten. Und so kam es.

Der Rest war Jubel über einen glücklichen, aber noch viel wichtigeren Heimsieg für den FC St. Pauli. Nach dem Abpfiff feierten die Fans noch lange ihr Team, das an diesem Abend auch für seine Geduld belohnt wurde und in Robin Himmelmann einen herausragenden Torwart hatte.