Hamburg. Dem FC St. Pauli gelingt mit einem 4:0-Sieg über Fortuna Düsseldorf ein Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Choi trifft doppelt.

Es war ein großer Abend eines Debütanten im Millerntorstadion. Der gerade erst 20 Jahre alte Kyoung-Rok Choi sorgte mit seinen zwei Treffern und einer Torvorlage beim 4:0 gegen Fortuna Düsseldorf für Jubel und Erleichterung beim FC St. Pauli. Der höchste Heimsieg seit fast zwei Jahren war ein Ausrufezeichen im Kampf der Hamburger um den Klassenerhalt in der Zweiten Liga.

St. Paulis Trainer Ewald Lienen überraschte die Anhänger und Beobachter des Kiezclubs vor dem Spiel mit der Startbesetzung des Angriffs. Wie beim Testspiel neun Tage zuvor bei Borussia Mönchengladbach stand neben John Verhoek der Südkoreaner Kyoung-Rok Choi in der ersten Elf. Für den im März gerade 20 Jahre alt geworden Angreifer war es das Debüt in deutschen Profifußball. Vorher hatte er es auf 22 Einsätze und fünf Tore in der Regionalliga Nord gebracht.

Beim Test in Mönchengladbach (0:0) hatte Choi mit einem fulminanten Schuss an die Latte auf sich aufmerksam gemacht. „Er ist nicht der Schnellste, hat aber einen sehr guten Torabschluss, kann den Ball behaupten und ist vor allem unbekümmert“, sagte Lienen über das Sturmtalent. Deshalb war jetzt für ihn der Zeitpunkt gekommen, Choi das Vertrauen zu schenken. „Er hat sich das erabeitet, wie alle, die ich heute neu reingeworfen habe. Die anderen haben viel gekämpft, aber die Situationen nicht so herausgespielt wie heute gegen Düsseldorf.“

Jungprofi Choi rechtfertigt Lienens Vertrauen

Ansonsten setzte Lienen wie erwartet auf den zuvor wochenlang verletzten Waldemar Sobota, der über die rechte Seite wirbeln sollte. Auf der linken Seite vertraute der Trainer auf den schnellen Daniel Buballa. Auf Marc Rzatkowski (Oberschenkelverletzung) musste er dagegen ganz verzichten.

Die Geschichte des Spiels aber schrieb in der Anfangsphase ganz eindeutig Kyoung-Rok Choi. Sein allererster Torschuss im Profifußball führte gleich zur 1:0-Führung. Nach einem Rückpass der Düsseldorfer auf ihren Torwart Michael Rensing landete dessen Befreiungsschlag bei John Verhoek. Dennis Daube spielte steil auf Choi, der den Ball sicher und scheinbar ohne jede Nervosität flach ins Tornetz setzte.

+++ Einzelkritik: Choi in 16 Minuten zum Fanliebling +++

Vor Chois zweitem Treffer halfen die Düsseldorfer noch ein bisschen mehr mit. Nach Daniel Buballas guter Flanke von links prallten im Strafraum Fortuna-Torwart Michael Rensing und Innenverteidiger Jonathan Tah, die Leihgabe des HSV, heftig miteinander zusammen. Der Ball sprang mitten im Strafraum herum, was der heraneilende Choi mit einem mutigen Volleyschuss zum 2:0 (16.) nutzte. Was für ein Einstand des Billigstürmers!

Sobota erzielt sein erstes Tor für St. Pauli

Und was für eine Ironie, dass am Nachmittag Millionen-Einkauf Ante Budimir für St. Paulis U23-Mannschaft spielen musste und dort immerhin das Siegtor gegen FT Braunschweig erzielte, also für jene Mannschaft, in der Choi sonst seine Spielpraxis sammelt. Die seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren beste und erfolgreichste erste Halbzeit rundete der in der Winterpause vom FC Brügge gekommene Waldemar Sobota mit seinem Treffer zum 3:0 (41.) ab. Erneut flankte Buballa weit in den Strafraum, Verhoek legte den Ball per Kopf zurück in die Mitte, wo Sobota frei stand und überlegt ins linke untere Toreck schießen konnte. Es war der erste Treffer des polnischen Nationalspielers für St. Pauli.

Nicht nur mit der überragenden und zuvor so lange vermissten Chancenverwertung begeisterten die St. Paulianer ihre Anhänger. Im Mittelfeld kombinierten sie auch auf engem Raum gut nach vorn und zeigten in der Defensive viel Engagement und Aufmerksamkeit. Düsseldorfs Trainer Taskin Aksoy reagierte schon in der 37. Minute, nahm den enttäuschenden Stürmer Joel Pohjanpalo vom Platz und brachte dafür Spielgestalter Michael Liendl. Und zur zweiten Halbzeit kam dann auch noch Routinier Andreas Lambertz für Bruno Soares.

Plötzlich klappen sogar Kabinettstückchen

Doch das alles nützte letztlich auch nichts. Die geplante Aufholjagd erstickte St. Paulis Torhüter Robin Himmelmann Sekunden nach dem Wiederbeginn, als er einen gefährlichen Schuss des frei vor ihm auftauchenden Charlison Benschop reaktionsschnell entschärfen konnte.

Daniel Buballa reihte sich fünf Minuten später in den Kreis der Tordebütanten ein. Diesmal betätigte sich Choi als Flankengeber von rechts und fand Buballa, der den Ball direkt nahm und per Aufsetzer zum 4:0 ins Tor schoss.

Spätestens nach diesem Treffer hatte niemand im Millerntorstadion mehr Zweifel am Erfolg der Kiezkicker. In dieser Euphorie gelangen plötzlich technische Kabinettstückchen, die sonst undenkbar waren. Fast schon so laut wie der Schlussjubel der Fans waren die Dankesbekundungen der Fans, als Trainer Lienen den Helden des Abends Choi in der 68. Minute auswechselte und dafür Lennart Thy ins Spiel brachte.

Die Statistik

St. Pauli: 30 Himmelmann - 27 Kalla, 3 Sobiech, 26 Gonther, 23 Halstenberg - 28 Sobota, 2 Koch, 7 Daube (ab 73. Alushi), 15 Buballa - 37 Choi (ab 69. Thy), 12 Verhoek (ab 76. Nöthe). - Trainer: Lienen

Düsseldorf: 1 Rensing - 4 Schauerte, 14 Bruno Soares (ab 46. Lambertz), 2 Tah, 15 Schmitz - 7 Oliver Fink, 24 da Silva Pinto - 37 Bebou, 11 Bellinghausen - 20 Pohjanpalo (ab 36. Liendl), 35 Benschop (ab 73. Erat). - Trainer: Aksoy

Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach)

Zuschauer: 22.854 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Choi (9.), 2:0 Choi (16.), 3:0 Sobota (40.), 4:0 Buballa (51.)