Hamburg. Nur durch den Zusammenprall mit dem Hamburger Stürmer wurde bei Jan Zimmermann ein Tumor entdeckt. Budimir schickt Videogruß.

Es war ein böser Zusammenprall zwischen Heidenheims Jan Zimmermann und St. Paulis Ante Budimir. 8. November 2014, Spielminute 17: Nach einer scharfen Hereingabe von Sebastian Maier war der Torwart etwas eher am Ball als der Stürmer. Budimir traf Zimmermann mit voller Wucht mit dem Fuß am Kopf. Der Torwart verlor kurzzeitig das Bewusstsein, musste ausgewechselt werden. „Ich kann mich an den Zusammenprall nicht mehr erinnern“, sagte Zimmermann am Sonntagabend bei „Sport im Dritten“ im SWR. Fast fünf Monate ist die Szene mittlerweile her.

Jetzt hat sich Zimmermann erstmals ausführlich über den Moment geäußert, der ihm wahrscheinlich sogar das Leben gerettet hat. Denn schlimmer als die Schmerzen nach dem unabsichtlichen Foul von Budimir war für Zimmermann die Diagnose, die der 29 Jahre alte Sportler eine Woche später erfuhr. Die er eigentlich gar nicht erfahren hätte. Wenn zum einen der kroatische Stürmer nicht eine Sekunde zu spät gekommen wäre und zum anderen Mannschaftsarzt Mathias Frey ihn nicht dazu gedrängt hätte, zur Kernspinuntersuchung zu gehen. Dabei entdeckten die Ärzte einen Tumor im Gehirn des Torhüters. Ein zentimetergroßes Geschwulst im Hinterkopf. „Ich war schockiert, konnte die Diagnose gar nicht greifen“, sagte Zimmermann im SWR über den Moment, in dem er der Neurologin gegenübersaß und diese ihm die Nachricht übermittelte.

Zimmermann sperrte sich erst gegen Untersuchung

Eine Woche später wurde Zimmermann im schwäbischen Günzburg operiert. In einem siebenstündigen Eingriff entfernten ihm die Ärzte den Tumor. „Er hätte zu einem Aufstau des Gehirnwassers und zu schweren neurologischen Störungen führen können“, erklärt Heidenheims Mannschaftsarzt Frey. Er war es, der Zimmermann dazu drängte, sich noch einmal untersuchen zu lassen. Nach dem Unfall am Millerntor war er mit Zimmermann direkt ins UKE nach Eppendorf gefahren. Eine Röntgenaufnahme ergab aber keine knöchernen Schäden am Kopf des Keepers. „Für Jan war die Sache erledigt, er fühlte sich gut“, erzählt Frey. „Ich habe ihm aber schon auf der Heimfahrt im Bus gesagt, dass es besser wäre, noch eine Kernspin zu machen, um abzuklären, ob Unfallfolgen vorliegen.“

Zimmermann sah das anders. „Ich habe ihn für verrückt erklärt. Ich hatte zwar Kopfschmerzen, aber eine Kernspin fand ich komplett übertrieben.“ Doch Frey bestand auf der zweiten Untersuchung. „Dafür werde ich ihm lebenslang dankbar sein“, sagt Zimmermann heute. Die Operation verlief erfolgreich. Nur drei Monate setzte der Torwart mit dem Fußball aus. Mittlerweile hat er in der Zweiten Liga sein Comeback gegeben. Kontakt zu seinem unfreiwilligen Lebensretter Budimir hatte Zimmermann bislang nicht. „Es war ja kein absichtliches Foul. Er wollte mir weder was Böses noch Gutes.“

Budimir nimmt erstmals Kontakt auf

Nun hat Budimir erstmals selbst Kontakt zu Zimmermann aufgenommen. In einer Videobotschaft richtete sich der 23 Jahre alte Stürmer an den Torwart. „Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht“, sagte Budimir in einem kleinen Videoclip, der am Sonntag bei „Sport im Dritten“ ausgestrahlt wurde. Es war das erste Mal, dass sich der Neuzugang aus dem Sommer vor einer Kamera in deutscher Sprache äußerte. „Ich freue mich, wenn wir uns im Rückspiel wiedersehen“, sagte Budimir.

Für den FC St. Pauli hat sich der in der Liga noch torlose Angreifer, der für knapp eine Million Euro von NK Lokomotiva Zagreb kam, bislang als Fehleinkauf entpuppt. Für Zimmermann war die schmerzhafte Begegnung mit Budimir im Nachhinein ein Segen. „Wenn wir uns im Rückspiel sehen, werde ich ihm auf die Schulter klopfen, ihm zulächeln und kurz Danke sagen“, sagt Zimmermann. Er weiß, dass wohl selten zuvor ein Foul einem Menschen so viel Glück gebracht hat.