Hamburg. St. Paulis dienstältester Profi hat sich mit überzeugenden Auftritten einen Stammplatz erkämpft und ist auch gegen Union Berlin erste Wahl.

Es gab kaum eine Statistik, in der Jan-Philipp Kalla am Sonnabend im teaminternen Vergleich nicht vorne lag. 87 Ballkontakte hatte der Rechtsverteidiger gegen den FSV Frankfurt, 66,7 Prozent seiner Zweikämpfe gewann er, 40 seiner Pässe kamen bei seinen Mitspielern an. Zudem zog „Schnecke“ 34 Sprints an. Auch das bedeutete Bestwert. „Ich fühle mich immer sicherer. Die Spiele sind durch kein Training zu ersetzen“, sagte Kalla nach seinem dritten Einsatz in Folge.

Das 28 Jahre alte Urgestein des FC St. Pauli kam vor zwei Wochen gegen Aue eigentlich nur in die Startelf, weil mit Sebastian Schachten der etatmäßige Rechtsverteidiger wegen einer Oberschenkelzerrung ausfiel und der junge Vertreter Andrej Startsev zuvor im Spiel bei 1860 München (1:2) gepatzt hatte. Kalla spielte auf Anhieb so, als wäre er nach seiner langen Knieverletzung nie weg gewesen. Schon in Braunschweig attestierte Trainer Ewald Lienen seinem Schützling ein „überragendes Spiel“. Gegen Frankfurt bestätigte Kalla seine aufsteigende Form und krönte die Leistung mit der Vorlage zum 1:0 durch Lennart Thy.

Kalla denkt weiter positiv

„Schnecke hat das super vorbereitet“, sagte Torschütze Thy. Kalla hatte das geschafft, was in den vergangenen Wochen nur wenigen St. Paulianern gelungen war: ein Sprint mit Ball bis zur Grundlinie. Prompt führte eine solche Aktion zum ersten Heimtor des Jahres.

Auch im Aufbauspiel war Kalla einer der wenigen, der es mal mit einer Tempoerhöhung auf dem Flügel versuchte. Ansonsten lahmte St. Paulis Spiel über Außen sowie auch durch die Mitte. Trotz des Ausgleichs versuchte Kalla hinterher, das Positive aus dem Spiel herauszufiltern. „Wir haben jetzt drei Spiele in Folge nicht verloren und dabei nur ein Gegentor bekommen“, sagte Kalla, der sich bereits nach dem Spiel auf den kommenden Gegner Union Berlin freute. „Da können wir uns wieder so positionieren wie in Braunschweig“, sagte Kalla.

„Es fallen immer Tore“

Auch auf das traditionell emotionale Duell mit Union blickt der gebürtige Hamburger mit Vorfreude. „Das sind immer heiße Spiele. Es kommen immer viele St.-Pauli-Fans mit, und es fallen immer viele Tore“, sagt Kalla. Auch persönlich hat er „schöne Erinnerungen“ an die Mannschaft aus Berlin-Köpenick. „Gegen Union habe ich mein erstes Zweitligator gemacht.“ In der Aufstiegssaison 2009/10 war es, als Kalla beim 3:0-Hinspielsieg nach Vorlage von Marius Ebbers das zwischenzeitliche 2:0 erzielte. Bis heute ist ihm nur ein weiteres Tor für St. Pauli gelungen.

Nichts dagegen hätte Kalla, wenn er am Freitag bei den durch das 0:5 in Darmstadt angeschlagenen Unionern sein drittes Tor für St. Pauli feiern könnte. Wichtiger sei ihm aber, den beiden Zeugwarten nach dem Spiel schmutzige Wäsche hinzulegen. Zumindest darauf können sich Siegmar Krahl und Andreas Kreft sicher einstellen. Ohne dreckiges Trikot verlässt „Kämpfer“ Kalla nie den Platz.

St. Pauli verpasst Heimsieg gegen Frankfurt

Lennart Thy (M.) erlöste St. Pauli mit dem 1:0 gegen Frankfurt
Lennart Thy (M.) erlöste St. Pauli mit dem 1:0 gegen Frankfurt © dpa | Axel Heimken
Es war zugleich das erste Heimtor des Jahres
Es war zugleich das erste Heimtor des Jahres © Witters
Zuvor drehte sich Thy im Stile von Gerd Müller um seinen Gegenspieler Huber
Zuvor drehte sich Thy im Stile von Gerd Müller um seinen Gegenspieler Huber © Witters
Doch die Führung dauerte nicht lange an, weil Joni Kauko nach Fehler von Sebastian Maier kurz darauf den Ausgleich für Frankfurt erzielte. Das 1:1 war zugleich der Endstand
Doch die Führung dauerte nicht lange an, weil Joni Kauko nach Fehler von Sebastian Maier kurz darauf den Ausgleich für Frankfurt erzielte. Das 1:1 war zugleich der Endstand © dpa | Axel Heimken
St. Pauli begann stark: In dieser Szene setzt Marc Rzatkowski Frankfurts Alexander Bitroff unter Druck
St. Pauli begann stark: In dieser Szene setzt Marc Rzatkowski Frankfurts Alexander Bitroff unter Druck © dpa | Axel Heimken
Marc Rzatkowski war Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Kiezkicker
Marc Rzatkowski war Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Kiezkicker © dpa | Axel Heimken
Lasse Sobiech vergab nach 15 Minuten die Riesenchance zur Führung
Lasse Sobiech vergab nach 15 Minuten die Riesenchance zur Führung © WITTERS | TayDucLam
Christopher Nöthe machte ein schwaches Spiel als einziger Stürmer und verlor viele Zweikämofe
Christopher Nöthe machte ein schwaches Spiel als einziger Stürmer und verlor viele Zweikämofe © WITTERS | TayDucLam
Lennart Thy behauptet den Ball vor Frankfurts Joni Kauko
Lennart Thy behauptet den Ball vor Frankfurts Joni Kauko © dpa | Axel Heimken
Während Frankfurts Torhüter Patric Klandt immer wieder Unsicherheiten offenbarte, machte Marc Rzatkowski ein starkes Spiel
Während Frankfurts Torhüter Patric Klandt immer wieder Unsicherheiten offenbarte, machte Marc Rzatkowski ein starkes Spiel © dpa | Axel Heimken
St. Paulis Abwehrchef Sören Gonther klärt resolut gegen FSV-Stürmer Zlatko Dedic, der sonst durch gewesen wäre
St. Paulis Abwehrchef Sören Gonther klärt resolut gegen FSV-Stürmer Zlatko Dedic, der sonst durch gewesen wäre © dpa | Axel Heimken
Frankfurts Trainer Benno Möhlmann klatscht mit Ewald Lienen vor dem Spiel ab. Beide Trainer-Urgesteine kennen sich gut
Frankfurts Trainer Benno Möhlmann klatscht mit Ewald Lienen vor dem Spiel ab. Beide Trainer-Urgesteine kennen sich gut © dpa | Axel Heimken
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