Hamburg. St. Paulis Routinier Florian Kringe kapituliert vor schweren Hüftproblemen und beendet im Sommer seine Karriere. Auch Thorandt vor dem Aus.

Florian Kringe war gerade dabei, seine Zukunftspläne zu erläutern, als durch die Tür des Medienraumes an der Kollaustraße eine laute Frauenstimme drang. „Flooooriiiiiaaaan, ich liiiieeeeebe dich. Du bist der Beste.“ Kringe wusste sofort, dass sich hinter der Tür kein weiblicher Fan verbarg. „Das ist wahrscheinlich der Boller.“ Kringe hatte recht. Fabian Boll, sein ehemaliger Mitspieler und jetziger Co-Trainer der U23 des FC St. Pauli, drückte Kringe auf seine ganz eigene Art aus, was er von ihm hält. „Das Zusammensein mit den Jungs werde ich hundertprozentig vermissen“, sagte Kringe, der soeben erklärt hatte, seine Karriere als Profifußballer im Sommer im Alter von 32 Jahren zu beenden. „Ich habe seit einiger Zeit Probleme mit meiner Hüftarthrose. Nun ist der Entschluss gereift, dass eine weitere Saison keinen Sinn mehr macht.“

Für Kringe endet damit im Mai eine Karriere, die sich zumindest auf dem Papier durchaus glanzvoll liest. Dreimal wurde „Grinch“, wie ihn seine Kollegen nennen, mit Borussia Dortmund Deutscher Meister, einmal Pokalsieger. Bei zwei Meisterschaften mit dem BVB kam er jedoch nicht zum Einsatz. Für Dortmund, den 1. FC Köln, Hertha BSC sowie den FC St. Pauli absolvierte Kringe aber immerhin 192 Bundesliga- und 89 Zweitligaspiele. „Ich bin unheimlich dankbar, dass ich für viele Traditionsclubs spielen durfte und bei St. Pauli das Kapitel Fußball beenden kann“, sagte Kringe am Mittwoch in Hamburg.

Kringe beendet nach der Saison seine Karriere

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    Der Entschluss, nach 14 Profijahren einen neuen Weg einzuschlagen, sei in den vergangenen Monaten gereift. Bereits im Trainingslager in Belek musste Kringe im Januar vorzeitig abreisen. Eine Spritzenkur mit Cortison brachte zwar kurzzeitig eine positive Wirkung, doch die Schmerzen wurden zuletzt wieder stärker. „Eigentlich wäre ich gerne noch mal ins Ausland gegangen, doch das wäre bei meinen Problemen einem neuen Verein gegenüber nicht fair.“ Die Hoffnung, in dieser Saison noch einmal für St. Pauli aufzulaufen, hat Kringe in jedem Fall noch nicht aufgegeben. Eine Hyaluron-Spritzenkur soll Kringes Schmerzen im „tolerierbaren Bereich“ halten. „Ich will mich dem Trainer noch einmal anbieten“, sagt Kringe, der vom entscheidenden Tor zum Klassenerhalt träumt. „Ich hoffe aber, dass wir es als Mannschaft schaffen, damit ich nicht zwingend einschreiten muss.“ So wie vor zwei Jahren, als St. Pauli am 33. Spieltag mit einem starken Kringe durch ein 5:1 gegen Braunschweig den Klassenerhalt sicherte. „So einen Moment würde ich mir noch einmal wünschen.“

    Thorandt arbeitet an Comeback

    Auch Kringes Kumpel Markus Thorandt stand damals auf dem Platz. Der Verteidiger, der an seinem Comeback arbeitet, denkt ebenfalls an einen Abschied im Sommer. Eine Option wäre, das Fernstudium in der bayerischen Heimat Königsbrunn zu beenden.

    Wohin Kringes Weg führt, ist noch unklar. Möglich wäre ein Job in einer Beratungsfirma. „Erstmal will ich aber ein bisschen Abstand vom Fußball gewinnen“, sagt er. Auch wenn ihm das bei Kollegen wie Boll oder Thorandt sehr schwerfallen wird.