Die Bengalos hinter dem Stadion begeisterten die Zuschauer. Die Aktion war jedoch illegal und störte eine andere. Das LKA ermittelt.

Hamburg. Clublegende Fabian Boll war begeistert, und auch im Stadion und vor den Fernsehbildschirmen schienen die meisten Zuschauer äußerst beeindruckt von der glutroten Lichtershow, die den FC St. Pauli am Montagabend beim Einmarsch zum Spiel in der zweiten Fußball-Bundesliga gegen die SpVgg Greuther Fürth begleitete. Auf dem Bunker, dem berühmten Wahrzeichen an der Feldstraße, hatten einige Anhänger der Braun-Weißen für eine flächendeckende Pyro-Show gesorgt. Wenige Meter unterhalb prangten passend dazu mehrere Schriftzüge, die an die Bunkerwand projiziert wurden und unter anderem die Gäste aus Franken in der „Hölle von St. Pauli“ begrüßten.

Ein stimmiges Bild also - das allerdings bei näherem Betrachten gar nicht zusammenpassen will. Denn die Projektion, zu der auch etliche St. Pauli typische Totenköpfe gehörten, war nur zufällig zeitgleich zu dem ausufernden Feuerwerk zu sehen. „Das war ein Nebenschauplatz, den wir nicht betreut haben“, sagt Claudia Gersdorf, deren Organisation Viva con Agua für die Bilder verantwortlich zeichnete. Die Werbung für die Millerntor Art Gallery sei mit dem Verein abgesprochen gewesen, im Gegensatz zu der Pyrotechnik auf dem Dach.

„Das war eine Aktion, von der weder der FC St. Pauli noch Viva con Agua wussten“, sagte Gersdorf dem Abendblatt. Das bestätigte auch der Fußballverein auf Anfrage. Das Problem bei der Sache: Die Pyromanen hatten sich wohl zu Unrecht Zugang zum Bunker verschafft. "Wir haben derzeit noch überhaupt keine Idee, wie die aufs Dach gekommen sein können“, sagte Tobias Maulhardt von der EHP GmbH, die für die Verwaltung des Bunkers zuständig ist, „Spiegel Online“. Möglicherweise seien die Initiatoren über einen der diversen Rettungswege nach oben gelangt. Ob der Verwalter rechtliche Schritte etwa wegen Hausfriedensbruchs einleiten möchte, war auf Abendblatt-Anfrage bislang nicht zu erfahren.

Entsprechende Maßnahmen dürften ohnehin schwierig zu realisieren sein, denn die Pyro-Anhänger entkamen unerkannt. „Wir haben zwei Verdächtige festgehalten“, bestätigte eine Polizeisprecherin dem Abendblatt. Die Männer, die sich während des Spiels am Bunkereingang aufhielten, mussten aber wieder laufen gelassen werden. Das Landeskriminalamt führe die Ermittlungen weiter. Auch der FC St. Pauli hat bislang keine Kenntnis über die Identität der Zündler. Da man nicht wisse, wer hinter der Aktion stecke, wolle der Verein die Lichtershow auch nicht bewerten, sagte St. Paulis Pressesprecher Christoph Pieper.

Pyros kamen Projektion in die Quere

Für den Projektleiter der Benefizveranstaltung Millerntor Art Gallery, den angedachten Nutznießer der Projektion, bleibt nach dem Bunkersturm indes ein fader Beigeschmack. „Die Pyro-Aktion war so hell, dass unsere geplante Lichtbild-Projektion nicht so gut zu sehen war, als wir dies konzipiert hatten“, sagte Pascal Martin dem Abendblatt.

Erst im Nachhinein habe man erfahren, dass die Bengalos gar nicht genehmigt gewesen sei. Zu den Beweggründen der eigenen Aktion sagt Martin: „Das war die einmalige Chance, während eines Abendspieles den Bunker vom Stadion aus zu sehen, bevor der Rohbau der Nordtribüne weiter wächst und bald steht.“

Viva-con-Agua-Sprecherin Gersdorf will sich indes kein Urteil über die Nebenbuhler vom Feldstraßenbunker erlauben. So wird die Pyro-Aktion vom Montag wohl bis auf Weiteres rätselhaft bleiben. Als wahrscheinlich gilt jedoch, dass sich die unbekannten Fans des FC St. Pauli damit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für mehrere Strafen für Zündeleien aus der jüngeren Vergangenheit revanchieren wollte.

Erst Anfang des Jahres wurde der Verein für entsprechendes Fehlverhalten einiger Anhänger im DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund mit einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro belegt. Viva con Agua bleibt von der jüngsten Lichtershow jedenfalls unbeeindruckt und behält sich weitere Promotion für seine Veranstaltungen - natürlich in Absprache mit dem Verein - vor. „Lasst Euch überraschen“, sagt Gersdorf.