Beim 0:0 in Sandhausen zeigt sich Schlusslicht FC St. Pauli defensiv stabil, aber offensiv erschreckend harmlos. Torwart Robin Himmelmann blieb über die gesamte Spielzeit nahezu beschäftigungslos.
Sandhausen/Hamburg. Unglaublich, aber wahr – der FC St. Pauli stellte mit dem 0:0 am Sonnabend beim SV Sandhausen eine neue Saisonbestleistung auf. Dieses zehnte Auswärtsspiel der laufenden Zweitliga-Spielzeit war das erste, in dem die Mannschaft vom Millerntor auf fremdem Platz ohne Gegentreffer blieb. „Wenn hinten die Null steht, kann man nicht verlieren“, stellte nach dem Spiel St. Paulis Torwart Robin Himmelmann treffend fest, räumte aber auch ein, dass der eine damit ergatterte Punkt angesichts einer weitgehenden Dominanz zu wenig war.
Die funktionierende Defensivarbeit insbesondere durch frühzeitige Ballgewinne im Mittelfeld war sicherlich der positive Aspekt des Ausflugs ins Kraichgau. Wer zuvor in 19 Partien 39 Gegentreffer, davon sogar 23 in den Auswärtsspielen, hat schlucken müssen und damit die schwächste Defensive der gesamten Liga aufweist, mag schon eine gewisse Zufriedenheit empfinden, wenn der eigene Torwart über die gesamte Spielzeit nahezu beschäftigungslos bleibt. „Die Defensiv-Organisation ist die Basis für alles Weitere. Wenn wir in der Liga bleiben wollen, ist dies existenziell“, sagte Cheftrainer Ewald Lienen nach dem Spiel.
„Wir haben jetzt in vier Spielen in Folge keinen Gegentreffer bekommen“, stellte Winterzugang Julian Koch fest und bezog dabei die jüngsten Testspiele gegen Winterthur (2:0), den SC Paderborn (2:0) und Silkeborg (3:0) mit ein. Tatsächlich ist in diesem Punkt eine positive Entwicklung der lange Zeit in der Defensive dramatisch anfälligen Mannschaft zu erkennen. Dies ist zweifellos das Resultat der Trainingsarbeit von Chefcoach Ewald Lienen.
Nun stellte sich der Spielverlauf insbesondere in der ersten Halbzeit im Hardtwaldstadion keineswegs so dar, dass sich der FC St. Pauli mit Mann und Maus einer drückenden Offensivmacht des nach vorn gepeitschten Heimteams entgegenstemmen musste. Ganz im Gegenteil: Die Mannschaft des SV Sandhausen ließ sich deutlich anmerken, dass sie mit nur 15 erzielten Treffern, davon gerade einmal sieben zu Hause, gemeinsam mit Aalen das offensiv-schwächste Team der Liga ist.
Hinzu kam, dass die SVS-Spieler im ersten Heimspiel des neuen Jahres von Beginn an verunsichert wirkten und im Spielaufbau durch Fehlpässe und verlorene Zweikämpfe ein ums andere Mal die Bälle verloren. Und von den Rängen waren weitgehend nur die Gesänge der rund 3000 St.-Pauli-Anhänger zu hören, während die übrigen rund 4300 Besucher das insgesamt langweilige Geschehen weitgehend klag- und emotionslos über sich ergehen ließen.
Budimir trifft den Ball nicht richtig
Selbst die sonst meist so stabile Sandhäuser Abwehr war in der Anfangsphase der Partie nicht sattelfest. Das wurde schon deutlich, als St. Paulis Neuzugang Waldemar Sobota bereits in der zweiten Minute von der Strafraumgrenze frei zum Schuss kam, aber verzog. Sieben Minuten später folgte die Szene, die auch am Tag danach als die entscheidende der gesamten Partie ein Thema war.
Stürmer Ante Budimir, der John Verhoek vorgezogen worden war, hatte nach schöner Kombination über Dennis Daube und Lennart Thy freie Schussbahn, doch der bisher in Punktspielen torlose Kroate traf den Ball nicht richtig, sodass dieser links am Tor vorbei kullerte. „Das hätte das 1:0 für uns sein müssen“, sagte Trainer Lienen später. „Bei so einer Gelegenheit muss man den Ball doch mit voller Überzeugung auf das Tor ballern.“
Am Tag danach erinnerte sich Budimir so an die Szene: „Ich habe mich darauf konzentriert, den Ball mit dem rechten Spann ins lange Eck zu schießen. Das war wohl die falsche Entscheidung. Ich hätte meinen stärkeren linken Fuß nehmen und den Ball mit der Seite ins Tor schlenzen sollen. Es tut mir leid für meine Mitspieler, dass ich diese große Chance vergeben habe. Ich kann es nicht versprechen, aber ich glaube fest daran, dass ich bald mein erstes Tor schießen werde.“ Lienen sagte: „Es tut ihm und mir weh zu sehen, wie er arbeitet, die Bälle sichert, sich aber nicht mit einem Tor belohnt.“
„Wenn wir 1:0 in Führung gehen, gewinnen wir das Spiel auch“, sagte am Sonntag Kapitän Sören Gonther. „Dann entwickelt sich das Spiel ganz anders, weil Sandhausen dann nicht mehr so defensiv agieren kann“, sagte Trainer Lienen dazu. Mehr Räume hätten vor allem dem flinken Sobota ermöglicht, seine Stärken auszuspielen.
So aber blieb auch angesichts der durchweg besseren statistischen Werte die Erkenntnis, dass die St. Paulianer zwei Punkte zu wenig aus Sandhausen mitgenommen haben und sie deshalb als Tabellenschlusslicht ins Heimspiel gegen Greuther Fürth am kommenden Montag gehen werden. „Ich schaue nicht auf die Tabelle, sondern nur auf die Punkte. Es ist alles weiter eng zusammen“, sagte Lienen. Torwart Himmelmann betonte: „Erst nach dem letzten Spieltag ist die Tabelle wichtig.“ Wie es aussieht, wird St. Pauli bis dahin um dem Klassenverbleib kämpfen müssen.