St. Paulis Trainer Ewald Lienen beklagt neben verletzten Spielern vor allem die Schwäche in der Chancenverwertung. „Wir müssen daran arbeiten, beim Torabschluss einfach entschlossener zu sein“, so der Coach.

Belek. Als am Freitagmorgen gegen zehn Uhr die Mannschaft des FC St.Pauli auf den Trainingsplatz trabte, bestiegen zwei Spieler des Teams auf dem Flughafen Antalya schon das Flugzeug zurück nach Hamburg.

Für die Mittelfeldspieler Bernd Nehrig und Florian Kringe war das Trainingslager in Belek bereits nach vier Tagen wegen schwerwiegender Verletzungen beendet. In der zweiten Halbzeit des Testspiels gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:1) hatte sich Nehrig bei einer unglücklichen Bewegung nach einer Grätsche eine schwere Muskelverletzung im Adduktorenbereich zugezogen. In Hamburg sollte eine eingehende Untersuchung Aufschluss über den Grad der Verletzung und die damit verbundene Ausfallzeit geben. Nach einer ersten Diagnose von Mannschaftsarzt Sebastian Schneider scheint es aber unwahrscheinlich, dass Nehrig für das erste Punktspiel der Rest-Rückrunde am 7.Februar beim direkten Abstiegskampf-Konkurrenten SV Sandhausen wieder voll einsatzbereit sein kann.

Für den 28 Jahre alten Nehrig ist dies ein herber Rückschlag. In den beiden Spielen unter der Leitung von Trainer Ewald Lienen war er ins Team zurückgekehrt, also quasi reaktiviert worden, nachdem er zuvor unter Roland Vrabec und auch dessen Nachfolger Thomas Meggle praktisch keine Rolle mehr gespielt hatte. „Das ist jetzt wirklich bitter für Bernd, aber nicht zu ändern“, sagte Lienen am Freitag.

Womöglich noch schlimmer sieht es für Florian Kringe aus. Seine seit Längerem bestehenden Hüftprobleme haben sich in den ersten Trainingseinheiten in Belek wieder verschlimmert. „Florian konnte am Donnerstag sogar das normale Aufwärmprogramm vor dem Spiel gegen Kaiserslautern nicht richtig mitmachen“, berichtete Lienen. Eine Spritzenkur soll jetzt in den kommenden zwei Wochen in Hamburg für Linderung sorgen. „Grundsätzlich ist es auch dem Spieler gegenüber nicht zu verantworten, dass er für jedes Training oder Spiel Schmerzmittel nehmen muss“, sagte Lienen. Kringe selbst hatte bereits am Tag zuvor im Gespräch mit dem Abendblatt erstmals öffentlich erwähnt, dass er über sein Karriereende nach dieser Saison nachdenke.

Aus dem Spiel gegen Kaiserslautern brachten auch die Mittelfeldspieler Sebastian Maier und Michael Görlitz sowie Außenverteidiger Marcel Halstenberg Blessuren mit. Maier hatte es am härtesten erwischt, nachdem ihm Gegner Chris Löwe heftig von hinten in die Wade getreten hatte. Statt eines Platzverweises für den Lauterer erhielt Maier auch noch die Gelbe Karte, weil er sich bei Schiedsrichter Florian Heft beschwert hatte, dass die brutale Aktion gegen ihn nicht geahndet worden war. „Kaiserslautern hat eine sehr harte, besser gesagt foulorientierte Spielweise an den Tag gelegt“, beklagte sich Trainer Lienen und war froh, dass eine weitere überharte Aktion von Ruben Jenssen gegen Marc Rzatkowski kurz vor Schluss ohne negative gesundheitliche Folgen blieb.

Sorge bereitet Trainer Lienen dagegen, dass sein Team, das 72 Minuten in Überzahl gespielt hatte, keinen eigenen Treffer zustande brachte, obwohl es an herausgespielten Chancen nicht gemangelt hatte. „Wir müssen daran arbeiten, beim Torabschluss einfach entschlossener zu sein“, sagte Lienen. Er dachte dabei vor allem an eher halbherzige, zu zögerliche oder unkonzentrierte Torschüsse der Offensivspieler Rzatkowski, Lennart Thy, Ante Budimir und John Verhoek.

Dabei stellt sich die Frage, ob verstärktes Torschusstraining in den kommenden drei Wochen bis zum Wiederbeginn der Liga noch die gewünschte Wirkung haben kann oder es aussichtsreicher ist, einen neuen, geeigneten Stürmer zu verpflichten, auch wenn dies das wirtschaftliche Risiko erhöht. „Natürlich schauen wir, ob es Spieler auf dem Markt gibt, die zu uns passen“, hatte Sportchef Thomas Meggle bereits zuvor gesagt.